Internationale Studenten in Halle Internationale Studenten in Halle: Studienkolleg droht das Aus
Halle (Saale)/MZ - Sie bangen. Wieder einmal. Das Studienkolleg an der Uni Halle stand in seiner Geschichte schon ein paar Mal auf der Kippe. Die Mitarbeiter und Studierenden können nur vermuten, warum. Vielleicht, weil es so weit ab vom Schuss liegt, in Halle-Neustadt, als einzige Einrichtung der Uni Halle überhaupt. Vielleicht, weil es eine Sonderrolle spielt, die nur mittelbar etwas mit dem normalen Studienbetrieb zu tun hat. Vielleicht aber auch, weil die Studienkollegiaten in den Augen mancher Entscheider womöglich weniger wichtig sind, als andere Studierende. Ihr Studium dauert nur zwei Semester. Und sie sind allesamt Ausländer.
"Einzelne Maßnahmen sind diskutabel"
226 Studierende aus 48 Nationen sind es aktuell in Halle, die am Studienkolleg Deutsch lernen und einen der verschiedenen Fachkurse besuchen, der sie auf ein Studium an einer deutschen Hochschule vorbereiten soll. „Die Abbrecherquote bei internationalen Studierenden in Deutschland ist hoch. Ohne Studienkollegs läge sie noch höher. Mit uns bekommen sie eine echte Chance, ihr Studium zu schaffen“, sagt Angelika Wolter, die Leiterin des Studienkollegs Halle. Sie baut den Studierenden mit ihren Mitarbeitern eine Brücke an die deutschen Hochschulen. Denn oft sind es kulturelle Unterschiede in der Art zu lernen, die es Ausländern schwerer machen, mit dem deutschen Studium zurechtzukommen. Sie lernen also, Deutsch zu lernen.
Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) hat als Sparmaßnahme Köthen als einzig verbleibenden Kollegstandort in Sachsen-Anhalt vorgeschlagen, was man in Halle ablehnt. Hier finde die Vorbereitung auf die Uni und in Köthen auf die Fachhochschule statt. Eine Zusammenlegung sei nicht praktikabel und auch nicht billiger, sagt Wolter.
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen: „Einzelne Maßnahmen sind diskutabel. Der Hochschulstrukturplan des Landes soll im Herbst vom Kabinett beschlossen werden“, heißt es aus dem Ministerium. Die Uni Halle könnte also einen anderen Vorschlag machen, wie sie die Sparvorgaben des Landes erfüllt, ohne das Kolleg zu schließen. Rektor Udo Sträter dämpft aber die Hoffnung darauf: „Die Universität wird unter dem Spardruck aus eigener Kraft die Kosten für das Studienkolleg am Standort Halle nicht tragen können.“ Man setze sich aber mit den Fragen rund um das Landesstudienkolleg auseinander.
"Man braucht ein kulturell vielfältiges Umfeld"
Einer, der die Studierenden verstehen müsste, ist Karamba Diaby (SPD). Als senegalesischer Studienbewerber hat er zu DDR-Zeiten am Leipziger Herder-Institut, einem Vorläufer auch des halleschen Studienkollegs, Deutsch gelernt. Heute, als hallescher Bundestagsabgeordneter, dämpft er die Erwartungen. „Das Land muss sparen, und es macht den Vorschlag nicht willkürlich. Das Studienkolleg muss nun ein Konzept erarbeiten, und Uni und Land müssen den Argumenten zuhören“, so Diaby. Dennoch: Er hält den Standort Halle für besser als Köthen: „Man braucht ein kulturell vielfältiges Umfeld, um Deutsch zu lernen.“
Doch die Zeit läuft ab. In den letzten Wochen waren die Kollegiaten eine tragende Säule der studentischen Aktionen, obwohl jeder von ihnen nur zwei Semester hier studiert. Der Kolumbianer Eric Salazar will danach BWL studieren. Im April hat er vor 6.000 Demonstranten geredet. „Das Studienkolleg ist wichtig“, sagt er. Lorraine Chula aus Kenia meint: „Hier lernen wir die Methoden und die Sprache. Sonst wären wir in Deutschland im kalten Wasser.“ Olivia Zoch aus den USA hat sich speziell für Halle beworben, weil es hier einen interkulturellen Studiengang gibt. „Den gibt es nicht überall.“ Auch zukünftige Studierende sollten die Möglichkeit der Vorbereitung auf ein Studium haben, meint Zoch. Doch es ist schwer für das Studienkolleg Halle. Wieder einmal.