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Insolventer Kita-Verein Insolventer Kita-Verein in Halle (Saale): Aus für SKV Kita in nur 25 Minuten

Von Dirk Skrzypczak 19.04.2017, 04:00
Kita Juri Gagarin in Halle
Kita Juri Gagarin in Halle Thomas Meinicke

Halle (Saale) - Am 1. März 1997 hatte der Senioren-Kreativ-Verein (SKV) mit der Kinderbetreuung in Halle begonnen. 20 Jahre später dauerte es am Dienstag in der Gläubigerversammlung am Amtsgericht nur knapp 25 Minuten, das Kapitel SKV zu beenden. Nach MZ-Informationen votierten die Gläubiger einstimmig dafür, dass die Volkssolidarität (VS) Saale-Kyffhäuser den insolventen Kita-Betreiber übernehmen darf.

Zum 1. Mai werden die zehn Kindertagesstätten, vier Schulhorte - dort werden 1.900 Mädchen und Jungen betreut - sowie das Familienzentrum „Schöpfkelle“ von der VS-Tochter Kinderland Halle übernommen.

Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser: Es ist unser Ziel gewesen, auch in Halle in die Kinderbetreuung einzusteigen

„Es ist unser Ziel gewesen, auch in Halle in die Kinderbetreuung einzusteigen. Deshalb ist das schmerzhafte Ende für die SKV auch gleichzeitig ein Neuanfang“, sagte VS-Geschäftsführer Dirk Jürgens der MZ. Am Mittwochabend will er mit der Belegschaft sprechen. „Die wichtigste Botschaft für die 250 Beschäftigten ist, dass die Unsicherheit der vergangenen Monate ein Ende hat.“

Er hoffe, dass möglichst alle Mitarbeiter(innen) dem neuen Betreiber eine Chance geben. „Wir werden den Haustarif nicht antasten. Das haben wir auch schriftlich zugesichert.“ Auch für Neueinstellungen soll die Entlohnung, die sich am Tarif des öffentlichen Dienstes orientiert, gelten.

Kita-Kauf in Halle (Saale): Wie kann sich die Volkssolidarität als gemeinnützige Organisation so ein Geschäft überhaupt leiste?

Unterdessen werden in Halle Fragen laut, wie sich die Volkssolidarität als gemeinnützige Organisation so ein Geschäft überhaupt leisten konnte. Dem Vernehmen nach legt die VS rund zwei Millionen Euro an Eigenmitteln auf den Tisch. „Wir haben Rücklagen gebildet, die wieder in unsere Aktivitäten investiert werden. Durch den Kauf der SKV kommen wir finanziell nicht in Schieflage“, sagte Jürgens.

Tatsächlich ist die Volkssolidarität trotz der Gemeinnützigkeit ein großes Unternehmen. Im Saalekreis, dem Landkreis Mansfeld-Südharz, dem Burgenlandkreis und dem Kyffhäuserkreis (Thüringen) betreibt die VS schon 17 Kindereinrichtungen. Hinzu kommen bereits zwei Kitas in Halle. Außerdem ist die Volkssolidarität in der Kinder- und Jugendhilfe, als Pflegedienst sowie mit einer Großküche am Markt. Bislang hat die VS rund 500 Beschäftigte.

Laut Lucas Flöther, Sachwalter im Insolvenzverfahren der SKV, sei das Thema mit dem Verkauf für die Gläubiger noch nicht abgeschlossen. Nun würden ihre Ansprüche geprüft. Das könne Jahre dauern. Dass die Gläubiger das Angebot der Volkssolidarität akzeptierten, sei alternativlos gewesen.

Auch habe die SKV-Geschäftsführung im vergangenen Jahr richtig gehandelt, als sie das Insolvenzverfahren startete. Dass gemeinnützige Organisationen dann allerdings derartige Kaufsummen bieten würden, habe auch ihn überrascht. (mz)