Was überforderte Eltern tun können In Halle gibt es eine Babyklappe für den Notfall
Das Babynest am Elisabeth-Krankenhaus ermöglicht es Müttern in extremen Ausnahmesituationen, ihr Neugeborenes abzugeben - legal, anonym und straffrei. Und damit ihr Kind zu retten.

Halle/MZ - Das Babynest am St. Elisabeth und St. Barbara Krankenhaus Halle war bei der Einweihung vor 20 Jahren die erste Babyklappe in Sachsen-Anhalt. Es befindet sich in der Mauerstraße zwischen Klinik und Propstei, ist ausgeschildert und rund um die Uhr zugänglich. Es ermöglicht Müttern, in extremen Ausnahmesituationen legal und straffrei ihr Kind zu retten.
„Das Babynest steht als sichere Aufnahmestelle für Babys zur Verfügung, deren Eltern in einer akuten Notsituation ihr Kind nicht versorgen können und sich nicht imstande sehen, persönlich oder telefonisch Hilfe zu holen“, sagt Cäcilia Branz, Teamleiterin der Seelsorge am Krankenhaus. Sie betont: „Dahinter stehen immer akute Notlagen wie Gewalt in der Familie, psychische Not, ungewollte Schwangerschaft, finanzielle und soziale Problematiken.“
Die Seelsorgerin stellt auch klar: „Wir werten das nicht, sondern schützen nach bestem Vermögen das Leben von Mutter und Kind.“ Eine Mutter, die das Babynest nutzt oder auch das Angebot der anonymen Geburt, kann anonym bleiben - oder später ihre Identität offenlegen.
Wir werten das nicht, sondern schützen nach bestem Vermögen das Leben von Mutter und Kind.
Cäcilia Branz, Teamleiterin Seelsorge am Elisabeth-Krankenhaus
Die Klappe ist von der Straßenseite aus zugänglich, zugleich aber durch Metallgitter und hochgewachsene Sträucher vor Blicken geschützt. Darin befindet sich ein beheiztes Bettchen. „Wird die Klappe geöffnet, löst dies ein Signal in der Zentrale des Krankenhauses aus, die sofort das Personal des Kreißsaals verständigt. Dieses holt das Baby ab und versorgt es“, erklärt Cäcilia Branz.
In der Folge werden der Sozialdienst und die Seelsorge des Krankenhauses informiert. Das Jugendamt sowie die Schwangerenberatungsstelle der Caritas werden eingeschaltet. Zusätzlich erfolge eine Rücksprache mit der Stiftung „netzwerk leben“, um das Kind für den Krankenhausaufenthalt zu versichern.
Wie viele Kinder ins Babynest gelegt werden, dazu macht die Klinik keine Angaben. Deutschlandweit soll die Zahl der Kinderabgaben aber steigen. Laut Sozialministerium wurden in den drei Babyklappen in Sachsen-Anhalt von 2010 bis 2019 24 Kinder abgegeben.