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Vanille, Schoko und Rhabarber In der ehemaligen Burg-Drogerie gibt es nun Bio-Softeis

Eigenlich sollte die historische Einrichtung in Halle längst eine Bar samt Bistro sein. Doch Corona machte dem Vorhaben bisher einen Strich durch die Rechnung.

23.04.2021, 15:30
Mixt das Eis in seinem kleinen ?Eislabor? in der ehemaligen Burg-Drogerie ?Rasch? am Reileck selbst: Gastronom André Verron.
Mixt das Eis in seinem kleinen ?Eislabor? in der ehemaligen Burg-Drogerie ?Rasch? am Reileck selbst: Gastronom André Verron. Fotos: Steffen Schellhorn

Halle (Saale) - Die Hüllen sind gefallen - seit einigen Tagen geben die riesigen Schaufenster des Eckgebäudes am Reileck, das mehr als 100 Jahre lang eine der bekanntesten halleschen Drogerien beherbergte, die Sicht frei auf das Innere.

Um 1900 hatte Arno Rasch am Reileck eine Drogerie eröffnet.
Um 1900 hatte Arno Rasch am Reileck eine Drogerie eröffnet.
Foto: Repro Kison

Aus alter Drogerie wird schmuckes Café mit schickem Bar-Tresen

Wo einst bei „Rasch“ über viele Jahrzehnte Waschpulver und Tierfutter, Kosmetik, Sämereien und Schädlingsbekämpfungsmittel, Spielwaren und zu DDR-Zeiten auch allerhand sogenannte „Bückware“ wie geleimte Wandfarbe über den Verkaufstisch gingen, warten ein Bar-Tresen und an den Fenstern Tische und Bänke auf Gäste.

Der Tresen der neuen Bar stand einst in einer Koblenzer Disco.
Der Tresen der neuen Bar stand einst in einer Koblenzer Disco.
Foto: Steffen Schellhorn

Vor allem der Tresen inmitten des Lokals, dessen Inhaber André Verron fleißig am Werken ist, ist ein Hingucker. Über 40 Jahre alt, stand er früher in einer Koblenzer Disco. Verron hat ihn im Internet aufgestöbert und aufgearbeitet. Und auch die Sitzmöbel hat der hallesche Gastronom aus zweiter Hand ergattert.

Keine Eröffnung des Café in der ehemaligen Burg-Drogerie wegen Corona-Regeln

Eigentlich sollte in der einstigen Burg-Drogerie schon seit Mai 2020 eine schmucke Bar zu einem kühlen Getränk und zu fröhlichem Beisammensein einladen. Doch dem neuen Inhaber, der nach Schließung der Drogerie im Juni 2018 und folgendem eineinhalbjährigem Leerstand das Objekt am Reileck übernommen hat, machte wie vielen anderen Corona einen fetten Strich durch die Rechnung.

„An eine Eröffnung als Bar oder Bistro ist ja derzeit nicht zu denken“, so André Verron, der Anfang vergangenen Jahres begonnen hatte, die ehemalige Drogerie in ein hippes Lokal im Retro-Stil aus- und umzubauen. Tresen, Barhocker und auch ein Teil der Deko sind zwar da, doch Verron glaubt nicht an eine Eröffnung noch in diesem Jahr. Dennoch will sich der erfahrene Gastronom nicht unterkriegen lassen: Auch wenn der geplante Bar- und Bistrobetrieb in den Sternen steht, hat Verron jetzt zumindest einen Eis-Straßenverkauf gestartet.

Die Hüllen in der ehemaligen Drogerie am Reileck sind gefallen.
Die Hüllen in der ehemaligen Drogerie am Reileck sind gefallen.
Foto:Schellhorn

Vanille, Schoko und Rhabarber: Softeis-Verkauf in der ehemaligen Brug-Drogerie

Täglich steht Verron nun in seinem kleinen „Eislabor“ im hinteren Teil der einstigen Drogerieverkaufsräume und mixt an zwei Eismaschinen verschiedene Eissorten. „Bei mir geht nur hausgemachtes Eis über den Tresen“, sagt Verron, der dank eines Lehrgangs und einiger Erfahrung unter anderem als Gründer der Eisdiele „Vanilla“ im Paulusviertel quasi ein Experte in Sachen Gefrorenes ist.

So bestehe sein Softeis aus Bio-Milch, die Zutaten wie Vanillepaste, Kakao, Nuss oder Joghurt aus Bio- oder, wie beim Kakao, aus Faire-Trade-Anbau. Die Milch holt Verron zwei bis drei Mal in der Woche in Zehn-Liter-Eimern frisch aus der Edderitzer Molkerei Pfaffendorf und damit „gleich um die Ecke“. Vanille, Schoko, Nuss, Joghurt und Rhabarber hat er derzeit im Eis-Angebot. Auch wenn er dann „irgendwann mal“ seine Bar öffnen könne, werde er Getränke und Speisen in Bio-Qualität anbieten.

60.000 Euro für die Eismaschinen: Café-Besitzer bekommt keine Coronahilfen

Doch noch ist es nicht soweit, und Verron hat noch einige Arbeiten in seinem Lokal zu erledigen. Zeitweise, gesteht Verron, habe er durchaus fast aufgeben wollen. Denn da der Start seines Vorhabens in die Zeit kurz vor Pandemiebeginn fiel, bekommt er keinen Pfennig an finanzieller Unterstützung. „Die Coronahilfen greifen bei mir nicht, da ich ja keine vergleichbaren Umsätze aus dem Vorjahr vorweisen kann“, so der Gastronom.

Sämtliche Investitionen habe er mit Hilfe von Freunden und Familie stemmen können. So habe er allein in die Eismaschinen 60.000 Euro gesteckt, und noch fehlten einige teure technische Geräte. „Mal sehen, was geht“, sagt Verron, der sich nun auf Eisgeschäft und Handwerksarbeiten konzentrieren will. Und vielleicht klappt es ja doch noch in diesem Jahr, dass dort, wo einst die Regale der Drogerie standen, Gäste Kaffee trinken oder am Abend ein Bier genießen können. „Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben“, so der Gastronom. Eisverkauf in der einstigen Burg-Drogerie am Reileck, täglich 14 bis 18 Uhr.(mz/Katja Pausch)