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Immobilienverkäufe Immobilienverkäufe: Gutachter überprüfen Vorgänge bei HWG

Von Andreas Lohmann 30.05.2002, 16:30

Halle/MZ. - Bei der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) haben Spekulationen um Immobilienverkäufe in den vergangenen Wochen größeren Wirbel ausgelöst. Im Aufsichtsrat des Unternehmens wurde der Verdacht geäußert, dass einige der Geschäfte nicht sauber abgewickelt worden seien. Um den Vorwürfen nachzugehen, entschied das Gremium, von unabhängiger Seite zwei Gutachten zu den Verkäufen erstellen zu lassen. Die Ergebnisse liegen inzwischen vor und sind der MZ bekannt. Sie bergen durchaus Zündstoff.

Bemängelt wird insbesondere die Aktenführung in der HWG-Verkaufsabteilung, sie sei zum Teil äußerst lückenhaft. Deshalb sei in vielen Fällen rückblickend nicht mehr nachvollziehbar, warum gerade dieser oder jener Kaufinteressent den Zuschlag bekommen habe. Zu dieser Einschätzung gelangen sowohl die Wirtschaftsprüfer der Connex GmbH als auch die Gutachter der Kanzlei Köning Kärgel Lauritzen, beide sind in Halle ansässig. In einem internen Bericht der HWG-Revisionsabteilung ist ebenfalls vermerkt: "Die Aktenlage ist nicht geordnet."

Die Gutachten enthalten zahlreiche kritische Anmerkungen. So wird moniert, dass aus den meisten Akten nicht hervorgehe, warum Häuser zum Verkauf angeboten wurden. Ungereimtheiten werden auch bei der Festsetzung von Kaufpreisen gerügt, die mehrmals nicht den Ansätzen der externen Wertermittler entsprochen hätten. Unklarheiten tauchen zudem bei der Zuschlagserteilung auf. So kritisieren die Gutachter, dass aus den Akten nicht hervorgehe, ob und wie über Preisangebote mit einzelnen Interessenten verhandelt wurde. Deshalb bleibe unklar, ob stets der bestmögliche Verkaufspreis erzielt wurde. Anhand der Akten sei auch häufig nicht feststellbar, welcher Beschäftigte der Verkaufsabteilung für das jeweilige Objekt zuständig gewesen war. Und wenig sei darüber zu erfahren, wie die Mieter in das Verkaufsgeschehen einbezogen waren - ob auch sie informiert wurden, wenn die ihnen zunächst bekanntgegebenen Kaufpreise später herabgesetzt wurden.

HWG-Geschäftsführer Manfred Sydow will die Versäumnisse nicht vom Tisch wischen. Die Lücken in den Akten seien auch mit Arbeitsüberlastung in der Verkaufsabteilung zu erklären, sagte er. Zudem sei es schwierig, solche Verfahren abzuwickeln, da die Kaufinteressenten nicht immer mit offenen Karten spielen würden. "Es beklagt sich immer der, der nicht zum Zuge kommt", so Sydow. Der HWG-Chef räumte ein, dass es mindestens einen Käufer gegeben habe, der einige Häuser nach dem Erwerb sofort an einen Dritten weiterveräußert habe. Dabei habe dieser Käufer auch einen spekulativen Mehrerlös erzielt. Sydow: "Dagegen waren wir machtlos." Derjenige habe eben Kunden an der Hand gehabt, die bereit waren, mehr zu bezahlen. Diese Interessenten seien aber der HWG nicht bekannt gewesen. "Hätten wir nicht verkauft, wären die Häuser womöglich noch heute in unserem Bestand." Die kommunale Gesellschaft, so Sydow, müsse notgedrungen Objekte verkaufen, um sich dadurch die notwendigen Eigenmittel für die Sanierung ihres übrigen Bestandes zu beschaffen.

Die lückenhafte Aktenführung habe zu disziplinarischen Maßnahen gegen Mitarbeiter der Verkaufsabteilung geführt. Sydow hält es jedoch nicht für erforderlich, an der Spitze der Abteilung einen Personalwechsel vorzunehmen. Es gebe niemanden im Hause, der in der Lage sei, die Stelle zu übernehmen und Neueinstellungen könne sich die HWG nicht leisten.

Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) erklärte, sie habe den HWG-Chef nicht aufgefordert, die Position neu zu besetzen, dennoch halte sie einen solchen Schritt für ratsam. Die Rathaus-Chefin sagte, dass man jedenfalls in der Stadtverwaltung bemüht sei, die Zuständigkeit für sensible Bereiche regelmäßig wechseln zu lassen.

Die Gutachter haben insgesamt 25 Hausverkäufe, die alle Ende der 90er abgewickelt wurden, untersucht. Es handelte sich ausschließlich um Altimmobilien, mehr als die Hälfte davon aus dem Paulusviertel.

Geküzte Fassung - Den Originaltext lesen Sie in der Lokalausgabe Halle, 31.05.2002.