Immer in Alarmbereitschaft
Halle/MZ. - "Alarmposten an alle, Alarmposten an alle: Gefaaaahr in Sicht." Diesen Notruf könnte man dem wachsamen Präriehund wortwörtlich in den Mund legen. Der kleine Späher kann natürlich nicht sprechen, sein Gebell verstehen dennoch alle. Alle heißt in diesem Fall sieben Präriehunde. Und die sind plötzlich alle weg.
Seit drei Wochen ist der hallesche Bergzoo im Besitz dieser kleinen Wachsoldaten, welche in den Prärien von Zentralamerika zu Hause sind. Die neuen murmeltierähnlichen Nager des Bergzoos stammen allerdings aus Holland. "Sie wurden von der Stiftung AAP vermittelt", erzählt Tierpflegerin Gabi Böttcher. Jene Stiftung im niederländischen Almere rette Exoten, die entweder vom Zoll beschlagnahmt oder in Privathand nicht artgerecht gehalten wurden.
Nun ist Gabi Böttcher aber nicht nur von den Neuankömmlingen - allesamt Männer - begeistert, sondern auch über eine neue Männerfreundschaft. "Wir hatten ein altes Präriehund-Männchen, das bei uns alleine im Zoo lebte", erzählt die 33-Jährige. Die Hoffnung bestand nun darin, das Tier in die Gruppe zu integrieren. "Da männliche Nagetiere keine blutfremden Artgenossen akzeptieren, mussten wir in die Trickkiste greifen." Bei Dunkelheit habe man also die luftdurchlässige Gitterbox der sechs Holländer neben die des Hallensers gestellt und abgewartet. Für das Kunststück selbst war Mutter Natur verantwortlich. Böttcher: "Das alte einzelne Männchen hat den Nestgeruch der Neuankömmlinge angenommen." Hilfreich dabei war auch der Stress. Die Enge in den Kisten löste bei den Tieren gewollt Beklemmungen aus. "Damit blieb keine Zeit für Rangordnungskämpfe", so die Pflegerin. Ein Heimvorteil gab es ebenso nicht. Das Präriehunde-Gehege, das sich neben der Fasanerie befindet, wurde noch vor dem Neubezug umgebaut und erhielt eine natursteinerne Trutzburg mit Rückzugsmöglichkeiten.
Präriehunde, die zur Familie der Hörnchen zählen, erhielten den Namen aufgrund ihres hundeähnlichen Bellens. Das ist ein Kläffen in den höchsten Tönen. "Sie sind Tenöre im Bellen", scherzt Böttcher und verweist auf die "Männchen-Mach-Figuren", an denen Zoobesucher immer ihre Freude haben. Dabei ist die Akrobatik eine alte Prärie-Angewohnheit. "Die Tiere machen sich selbst groß, um über die Grasspitzen zu schauen und damit Feinde rechtzeitig zu erkennen."
Ansonsten sind die Präriehunde gute Baumeister. Sie graben flink Tunnel in den Sand und legen sogar kleine Schutzwälle vor den Eingängen an, damit das Regenwasser nicht hineinlaufen kann. Das Tagesgeschäft wird wie immer durch ein einzelnes Tier, den Alarmposten gesichert. Wie sozial die Kolonie ist, darüber staunt selbst Gabi Böttcher. "Es herrscht Demokratie. Die Tiere, die Wache schieben, werden regelmäßig abgelöst."
Der Bergzoo öffnet täglich von 9 bis 18 Uhr, am Wochenende bis 19 Uhr. Die Kasse schließt immer eine Stunde früher.