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Herzhaft oder lieber süß? Im Restaurant "Espitas" in Halle gibt es ab sofort wider Insekten zu essen

Von Oliver Müller-Lorey 17.01.2018, 05:00
Neben Heuschrecken stehen auch Grillen und Würmer aus der Speisekarte.
Neben Heuschrecken stehen auch Grillen und Würmer aus der Speisekarte. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Am Freitag beginnt im RTL-Fernsehen wieder die Reality-Show aus dem australischen Dschungel „Ich bin ein Star - holt mich hier raus!“ Fester Bestandteil für die mehr oder weniger bekannten Kandidaten ist in jedem Jahr auch das Essen von Insekten - ekligen Insekten.

Hallenser haben es da besser. Im mexikanischen Restaurant „Espitas“ an der B6 in Bruckdorf werden seit dieser Woche und noch bis Ende Februar zwar ebenfalls Insekten serviert. Die sind aber im Gegensatz zu denen im Dschungel gut durchgebraten und gewürzt, so wie sie auch in Mexiko gegessen werden.

Dass die Insekten-Karte mit dem Dschungel-Camp zusammenfällt, sei auch mehr ein Zufall, sagt Marcel Goldberg, Marketingleiter im Espitas. Man versuche immer, südamerikanisches Lebensgefühl nach Halle zu holen und, dass sich mexikanische Feste auch im halleschen Restaurant widerspiegeln.

So gibt es in Bruckdorf auch mal ein Special zum „Dia de Muertos“, dem hohen mexikanischen Feiertag zu Ehren der Toten, zum Oster- oder Weihnachtsfest, das am anderen Ende der Welt anders gefeiert wird, als bei uns.

„Der Januar ist deshalb die einzige Zeit, in der wir nicht mit anderen Festen kollidieren“, sagt Goldberg. Dass auch im Fernsehen Kakerlaken zu dieser Zeit eine Rolle spielen, sei deswegen Zufall.

Und Kakerlaken, die gibt es im Espitas sowieso nicht. „Wir bieten Zophobas, das sind Schwarzkäferlarven, und Wüstenheuschrecken an“, erklärt Goldberg.

Beide Tiere gibt es in Vorspeisengrößen entweder herzhaft mit Maiscremesuppe und Tacos oder süß mit Eis und Schokolade. Um was für ein Tier es sich vor dem Braten gehandelt hat, erkennen Besucher in den meisten Fällen übrigens noch, weshalb es etwas Überwindung kostet, sie zu verspeisen.

„Die süßen Varianten sind deshalb auch ein Angebot, um sich an Insekten heranzutesten“, sagt der Experte. Könne man in der Region rund um die mexikanische Stadt Oaxaca an jeder Straßenecke Insekten für 15 Pesos (umgerechnet 65 Cent) kaufen, seien die Tiere hier in Deutschland noch exotisch. Dabei sind sie vom Geschmack her mit der knusprigen Haut eines Hähnchens zu vergleichen.

Hallenser, die am Dienstag auf dem Markt unterwegs waren, konnten sich davon überzeugen. Dort hatte Espitas-Koch Dennis Schenk einen Stand aufgebaut, an dem er live Insekten brutzelte und von Passanten verkosten ließ.

Für Vegetarier ist der Trend aus Südamerika freilich nichts, wohl aber für Menschen, die sich um das Tierwohl sorgen. Die Insekten, die in Berlin von einem speziellen Züchter vermehrt werden, werden Goldberg zufolge schockgefrostet. Als wechselwarme Tiere würden die Larven und Schrecken ihren Kreislauf herunterfahren und, wenn sie lange genug gefroren sind, schließlich „einschlafen“. (mz)

Dennis Schenk frittiert Schwarzkäfer-Larven und bietet sie Hallensern zum Kosten an.
Dennis Schenk frittiert Schwarzkäfer-Larven und bietet sie Hallensern zum Kosten an.
Oliver Müller-Lorey