Im Patronengurt stecken Karotten

HALLE/MZ. - So viele Grundschulkinder werden am Dienstag in sämtlichen Räumen des Theaters an der Kardinal-Albrecht-Straße Hexen, Teufeln, Wölfen, Drachen, Riesen und anderen unheimlichen Wesen begegnen. Klarer Fall: Der fast schon legendäre Thalia-Fasching steht wieder mal auf dem Programm - nun bereits zum siebten Mal.

Der Fasching wird jedes Mal mit enormem Aufwand gestemmt: Sämtliche Mitarbeiter des Hauses machen mit. Für Cornelia Charlotte Hille, Romy Kraft und Alia Kuvatova ist mit der Premiere am Dienstag der interaktiven Inszenierung allerdings der größte Stress vorbei.

Dafür hatten die drei Modedesignerinnen in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun. Die Burg-Absolventinnen haben mehr als 70 Kostüme für den Fasching angefertigt! Kein Wunder, benötigt wurde Kleidung für die Hauptdarsteller aus rund 20 Märchen.

Thalia-Kostümbildnerin Cornelia Ohlendorf hatte für das Projekt zunächst Romy Kraft angesprochen, die 29-Jährige hatte dann wiederum, angesichts der knappen Zeit, ihre Kolleginnen mit ins Boot geholt.

Für die drei Individualistinnen wurde es eine ganz neue Erfahrung: "Jede von uns hat ihren eigenen Charakter", sagt Alia Kuvatova - benötigt wurde also zunächst ein übergreifendes Konzept: Das Trio löste die Märchen quasi auf und bündelte die dort auftretenden Figuren zu neuen Gruppen: Tiere, Kinder, Arme, Handwerker, Böse und - natürlich - "Royal Society", soll heißen: die Könige und Königinnen.

Jede Gruppe bekam eigene, immer wiederkehrende Accessoires, dadurch entstand eine Art Baukasten - ungefähr so "wie beim Lego-Prinzip", sagt Romy Kraft.

Fortan konnten die drei die Arbeiten problemlos untereinander aufteilen; es war toll zu sehen, dass unser Konzept aufging", sagt Romy Kraft, die seit vergangenen Herbst im halleschen Graseweg ein eigenes Laden-Atelier betreibt.

Freilich: Das Thalia wäre nicht das Thalia, wenn der Fasching nicht auch ein bisschen schräg wäre: Und darum haben die Modedesignerinnen natürlich auch überlegt, wie das Aussehen der Figuren ironisch gebrochen werden kann. So kommt König Drosselbart denn auch mit Leopardenhose daher - und erfüllt damit auch in der Gegenwart den Anspruch, der an einen Boulevard-Promi gestellt wird, der was auf sich hält.

Auch sonst gibt es einige ulkige Variationen. So wird ein Hase zu sehen sein, der einen Munitionsgürtel trägt - doch wo gewöhnlich Patronen stecken, sind in diesem Fall: Karotten. Und ein Kassenschlager könnten noch die Handtaschen werden, die Cornelia Hille aus Fußbällen angefertigt hat.