Ilmweg 3 in Halle-Neustadt Ilmweg 3 in Halle-Neustadt: Drei Jahrzehnte Tür an Tür
Halle/MZ. - "Wir sind alle im September 1973 in das neu gebaute Haus eingezogen", sagte Manfred Löbel. Insgesamt hatten zehn Familien mit 16 Kindern im damaligen Block 333 / Eingang 3 eine neue Bleibe gefunden. Was schweißt zusammen? "Es ist wie in einer Ehe. Man muss Kompromisse eingehen und sich vertrauen können", sagte der 52-jährige Norbert Thorand. Und man muss miteinander feiern können. Wie Löbel erzählte, war es 1978, als der Funke übersprang. "Da haben wir für unsere Kinder das erste Fest veranstaltet." Kinderfaschingsfeten, Geburtstags- oder Gartenfeste kamen hinzu. Dies und die gegenseitige Hilfsbereitschaft schweißten zusammen.
Zum Jubiläum, zu dem die "alten 333 / 3-er" auch die zugezogenen Nachbarn eingeladen hatten, stand eine Fahrt in einer historischen Straßenbahn an. Anschließend gab es ein Beisammensein mit Kaffeetafel, Abendbrot und Musik.
Auch die Wende und der einsetzende Eigenheim-Boom hatten die Gemeinschaft nicht auseinander gebracht. "Wir hatten überlegt, ein Haus zu bauen", sagte Norbert Thorand. Doch das Umfeld, zu dem neben den Freunden auch der gute Zustand des inzwischen sanierten Hauses zählt, veranlassten ihn und Ehefrau Inge zu bleiben.
Waren die Kinderfeste Auslöser des guten Miteinanders, sind Töchter und Söhne heute längst aus dem Haus. Bei der 30-Jahrfeier aber waren unter anderem Stephan Thorand und Katrin Grimm, geborene Wolfram, und ihre Familien wieder mit von der Partie.
Als Mieter der Arbeiter-Wohnungsgenossenschaft der Leuna-Werke (heute WG Leuna) musste mindestens ein Familienmitglied aus Block 333 / 3 in dem Chemiekombinat arbeiten. Heute sind nur noch Inge Thorand und Brigitte Müller in Leuna angestellt, in privatisierten Betrieben. Chemiemeister Günter Wolfram (63) ist Rentner, Projektingenieur Manfred Löbel (59) absolviert zurzeit eine so genannte Struktur-Anpassungsmaßnahme.
Die Kinder sind also raus. Kinderfeste sind auch kein Thema mehr. Es ist ruhiger geworden im Ilmweg 3. "Wir unternehmen aber weiterhin viel gemeinsam", erzählte Manfred Löbel. Heute sind es beispielsweise Konzertbesuche oder Stadtrundgänge, die das gute Verhältnis aufrecht erhalten.