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"Ich empfinde mich als Bauernopfer" "Ich empfinde mich als Bauernopfer": TOOH-Geschäftsführer Rosinski wird freigestellt

Von Tanja Goldbecher 24.06.2020, 05:45
Stefan Rosinski
Stefan Rosinski Lutz Winkler

Halle (Saale) - Mit diesem Schritt soll der Theaterstreit an den halleschen Bühnen ein für alle Mal beigelegt sein: Der Aufsichtsrat der Theater Oper und Orchester GmbH Halle (TOOH) hat in einer Sondersitzung am Dienstag entschieden, dass Geschäftsführer Stefan Rosinski ab sofort freigestellt wird.

Mit dem Opernintendanten Florian Lutz wird unterdessen über eine vorzeitige Auflösung seines Arbeitsvertrags verhandelt. Damit würden beide Kontrahenten bereits ein Jahr vor dem Ende ihrer Verträge von der Bildfläche verschwinden. Das Vorgehen des Aufsichtsrats ist jedoch umstritten.

„Der Beschluss bedarf einer Mehrheit von drei Vierteln aller Mitglieder des Aufsichtsrates“

Laut Gesellschaftsvertrag kann der Aufsichtsrat einen Geschäftsführer vorläufig seines Amtes entheben. „Der Beschluss bedarf einer Mehrheit von drei Vierteln aller Mitglieder des Aufsichtsrates“, heißt es in dem Passus. Bei dem achtköpfigen Aufsichtsrat hätten damit also mindestens sechs Mitglieder für die Amtsenthebung stimmen müssen.

In dem Antrag, den die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat eingereicht haben, ist jedoch nicht von einer Amtsenthebung, sondern von einer Freistellung die Rede. Das bedeutet, dass der Geschäftsführer keinerlei Aufgaben mehr erfüllen muss, jedoch bis zum Ende seines Arbeitsvertrags im Sommer 2021 sein volles Gehalt bezieht. Laut Stadtverwaltung reicht für diesen Beschluss eine einfache Mehrheit mit fünf Ja-Stimmen aus. Diese Mehrheit wurde erreicht.

„Mit diesem Beschluss wird ein enormer Schaden für die TOOH angerichtet“

Zu den Aufsichtsräten, die sich gegen die Freistellung des Geschäftsführers ausgesprochen haben, gehört Katja Müller (Linke). „Mit diesem Beschluss wird ein enormer Schaden für die TOOH angerichtet“, beklagt die Stadträtin. Denn abgesehen von Rosinski müsse bis zum Sommer 2021 auch noch eine zweite Geschäftsführerin aus dem Budget der GmbH bezahlt werden.

Gemeinsam mit den beiden Aufsichtsräten Detlef Wend (Mitbürger) und Ulrike Wünscher (CDU) will sie den Beschluss rechtlich überprüfen lassen. „Der Begriff Freistellung taucht im Gesellschaftsvertrag überhaupt nicht auf“, argumentiert Müller. Außerdem gebe es keinen Grund, warum Rosinski jetzt freigestellt wird.

Die Begründung der Arbeitnehmervertreter

Die Begründung der Arbeitnehmervertreter, der sich auch Aufsichtsratmitglied Inés Brock (Grüne) anschließt, bezieht sich auf den Theaterstreit. Der Geschäftsführer habe es innerhalb von zwei Jahren nicht geschafft, diesen beizulegen. „Ich habe die Hoffnung, dass der Theaterstreit nun der Vergangenheit angehört und wir uns in der neuen Spielzeit wieder mit Kunst beschäftigen können“, sagt Brock.

Die zusätzlichen Kosten könnten in der GmbH beispielsweise durch die unbesetzte Stelle des Generalmusikdirektors abgefedert werden. Positiv über den Aufsichtsratsbeschluss zeigt sich zudem Schauspielintendant Matthias Brenner: „Ich bin erleichtert. Jetzt kann sich die betriebliche Atmosphäre verbessern.“

„Ich empfinde mich als Bauernopfer in einem größeren Machtspiel.“

Auch Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) stellt sich hinter die Freistellung: „Der Aufsichtsrat hat sich mit Mehrheit zu einem personellen Neuanfang bekannt. Das begrüße ich sehr.“ Der Aufsichtsrat hatte bereits entschieden, dass Uta van den Broek als zweite Geschäftsführerin ab August eingestellt wird. Diese Stelle muss jedoch noch im Finanzausschuss beschlossen werden. Übergangsweise wird Oliver Wusterhausen als Stellvertreter die Geschäfte der TOOH leiten.

Rosinski hat bereits am Dienstag sein Büro geräumt. „Ich empfinde mich als Bauernopfer in einem größeren Machtspiel.“ Er habe sich nichts vorzuwerfen und bedauere die Entscheidung des Aufsichtsrats für die Mitarbeiter der TOOH, die nun im Ungewissen blieben, wie es weiter geht. (mz)

Stefan Rosinski eckt häufig an – setzt aber auch viel in Bewegung.
Stefan Rosinski eckt häufig an – setzt aber auch viel in Bewegung.
Silvio Kison