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Hufeisensee statt Georgien Hufeisensee statt Georgien: Wie Wasserski-Sportler den Sprung aus der Coronakrise wagen

Von Dirk Skrzypczak 12.06.2020, 06:45
Guten Flug: Emely Wenzel vom WMC Hannoversch-Münden trainiert derzeit mit der deutschen Nachwuchselite auf dem Hufeisensee.
Guten Flug: Emely Wenzel vom WMC Hannoversch-Münden trainiert derzeit mit der deutschen Nachwuchselite auf dem Hufeisensee. Silvio Kison

Halle (Saale) - Leny Wenzel trieft vor Nässe - doch kalt ist es der Elfjährigen in ihrem Neoprenanzug nicht. Auf der Wasserskianlage des WSC Hufeisensee saust Schwester Emely, gezogen vom Motorboot, gerade über die Rampe. Die 15-Jährige steigt auf, kann den Sprung aber nicht auf den Ski stehen. Die Schülerin schlägt frustriert mit der Hand in das Wasser, dann startet sie unter den Augen von Bundestrainerin Julyia Meier-Gromyko den nächsten Versuch.

Die Wenzel-Schwestern vom WMC Hannoversch-Münden aus Südniedersachsen gehören zu einer Gruppe von sechs Kindern und Jugendlichen, die zum Zukunftskader für die deutsche Wasserski-Elite gehören. Ursprünglich sollte das Trainingslager in Georgien ausgetragen werden. Doch die Corona-Pandemie machte den Sportlern einen Strich durch die Rechnung. Und so sprang der ESC Hufeisensee als Gastgeber ein.

„Wir mussten ein Konzept bei der Stadt einreichen"

Auf dem Gelände des Vereinsdomizils herrschen strenge Hygieneregeln. Der WSC gehörte zu den ersten Clubs in Deutschland, die nach dem wochenlangen Stillstand ihren Trainingsbetrieb wieder aufnehmen durften. „Wir mussten ein Konzept bei der Stadt einreichen und freuen uns, dass wir die Genehmigung erhalten haben. Ohne diese Unterstützung wäre auch das Trainingslager nicht möglich gewesen“, sagt WSC-Geschäftsführer Ulf Langrock.

Leny Wenzel ist jedenfalls froh, dass sie wieder vernünftig trainieren kann. Zu Hause im Landkreis Göttingen nutzen die Wasserski-Asse den Fluss Werra. „Aber dort können wir nicht alles machen, weil der Fluss nicht breit genug ist. Auf einem See kann man die Elemente schön weit rausziehen“, sagt die Schülerin. Sie will sich in allen Disziplinen verbessern - im Sprung, Trickski und im Slalom.

„Die Sportler halten sich an die Regeln"

Ihr Ziel ist die Teilnahme an internationalen Meisterschaften, irgendwann einmal jedenfalls. Vorerst muss das Mädchen wie alle anderen Sportler mit Einschränkungen leben. Die Toiletten im Wasserski-Zentrum dürfen nur einzeln betreten und müssen stets desinfiziert werden. Duschen ist auf der Anlage nicht möglich, sondern nur im Hotel. Natürlich gilt auch beim Training das Abstandsgebot von 1,50 Metern.

„Die Sportler halten sich an die Regeln. Das ist auch wichtig, damit wir unsere Genehmigung nicht verlieren“, sagt Langrock. Trainiert wird fast täglich auf dem See - auch die Vereinsmitglieder kommen regelmäßig. Seit dem 6. Mai dürfen die Sportler wieder aufs Wasser. Ohne Corona wäre der Saisonstart am 1. Mai gewesen.

„Im Fußball ist richtig Geld im Spiel. So eine Lobby haben wir nicht."

Offen ist, wie und wann auch wieder Wettkämpfe möglich sein werden. Der WSC Hufeisensee wollte Mitte Juli die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft ausrichten. Ob dafür ein Ersatztermin gefunden wird, ist offen. Andere Titelkämpfe wie die Jugendmeisterschaften sowie das Kräftemessen der Senioren wurden bereits in den September verschoben.

Einen neidvollen Blick zum Fußball verkneift sich HSV-Fan Langrock. „Im Fußball ist richtig Geld im Spiel. So eine Lobby haben wir nicht. Deshalb lohnt es sich auch nicht, zu diskutieren, warum der Fußball etwas darf, was bei uns noch nicht geht.“ (mz)

Bundestrainerin Julyia Meier-Gromyko trainiert mit den Talenten.
Bundestrainerin Julyia Meier-Gromyko trainiert mit den Talenten.
Silvio Kison