Autohaus Schmidt insolvent Honda-Autohaus Schmidt in Halle: Filiale in der Merseburger Straße bald Geschichte

Halle (Saale) - Ein markerschütterndes Rütteln und Schütteln fährt durch alle Knochen und lässt die Kaffeetasse auf dem Tisch beben. „Das ist die Baustelle! Seit ein paar Monaten geht das so“, sagt Olaf Schmidt und deutet aus dem Fenster in Richtung Merseburger Straße. Dort wird seit Sommer 2017 die Fahrbahn aufgerissen, Gleise und Kanäle unter der Straße erneuert. Das Autohaus Schmidt, dessen Geschäftsführer er ist, liegt direkt neben der Baustelle. Doch die Vibrationen, die von ihr ausgehen, sind gerade nicht Schmidts größtes Problem. Bald wird diese Filiale nämlich wohl verkauft sein.
Am Freitag war bekanntgeworden, dass der Honda-Händler mit zwei Geschäften in Halle und einem in Rothenschirmbach bei Eisleben die März-Löhne nicht mehr zahlen konnte. Das Unternehmen befindet sich seitdem in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. Der vorläufige Insolvenzverwalter hatte die finanzielle Schieflage hauptsächlich mit den stark gesunkenen Verkaufszahlen bei Diesel-Autos in Folge der Abgasaffäre begründet.
Autohaus Schmidt: Filiale an der Merseburger Straße in Halle soll verkauft werden
Nun steht fest: Die Filiale an der Merseburger Straße soll verkauft werden. Das sagte Geschäftsführer Schmidt der MZ am Montag. „Wir planen, die Filiale an der Merseburger Straße zu verkaufen, mit dem Erlös die finanziellen Probleme zu lösen und die Arbeit der Mitarbeiter zu sichern.“ Die Filialen in Rothenschirmbach und das Geschäft in Halle-Neustadt sollen erhalten bleiben.
Kunden, die Winterreifen oder ihre Motorräder eingelagert hätten, müssten trotzdem keine Angst haben, dass ihnen etwas weggenommen werde, versprach Schmidt. In Richtung seiner Mitarbeiter sagte er, alle Arbeitsplätze sollten erhalten bleiben. Mit welchen Investoren er im Gespräch sei und ob wieder ein Autohaus in die ehemalige Maschinenfabrik an der Merseburger Straße zieht, sagte er nicht.
Autohaus Schmidt in Halle insolvent: Dieselkrise hauptverantwortlich für die finanziellen Probleme
Mit seiner Aussage, die Dieselkrise sei hauptsächlich für die finanziellen Probleme verantwortlich, hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Herbert Feigl für Aufsehen weit über Halle und Eisleben hinaus gesorgt. Viele Leser, die sich bei der MZ meldeten, haben Zweifel, dass die Diesel-Krise allein für die Geldsorgen verantwortlich ist. Einige sprachen von schlechtem Service und Misswirtschaft. Außerdem sei die Diesel-Sparte bei Honda kleiner als bei anderen Herstellern.
„Sie werden Verständnis dafür haben, dass Fragen zum Kundendienst im Detail besprochen werden müssen und ich dazu nichts sagen werde“, so Schmidt. Schlecht gewirtschaftet zu haben schloss er aber aus. „Das hat sich nicht angebahnt und kam sehr überraschend von jetzt auf gleich“, sagte er. Welche Gründe genau so schnell zur Insolvenz führten, ob Umsätze einbrachen oder die Ausgaben schlagartig höher wurden, sagte er nicht.
„Die genauen Gründe werden analysiert und sind heute noch nicht einzuschätzen. Erst in zwei Monaten, wenn alles auf dem Tisch liegt“, so Schmidt. Sicherlich habe die Diesel-Affäre dazu beigetragen. Zwar sei Honda tatsächlich nicht so stark im Diesel-Segment vertreten, aber die „FCA“, die „Fiat-Chrysler-Gruppe“, von der einige Marken im Autohaus geführt würden, dagegen schon. Dass sich das einstige Honda-Autohaus vor zehn Jahren diesen Marken öffnete, will Schmidt dennoch nicht als Fehler verbuchen. Auch andere Umstände, wie die vielen Baustellen in Halle, von der das Autohaus mehrere sogar direkt vor der Tür hat, könnten mit ein Grund für die Misere sein. (mz)