Holocaust-Gedenken Holocaust-Gedenken: Neun neue Stolpersteine in Halle verlegt
Halle/MZ - Sie war eine lebenslustige Frau, die als Redakteurin im halleschen Fünf-Türme-Verlag ihres Bruders Martin Feuchtwanger arbeitete. Doch während sich ihre fünf Geschwister, darunter der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, vor den Nazis in Sicherheit bringen konnten, wurde Bella Feuchtwanger wegen ihrer Zugehörigkeit zur jüdisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft 1943 ermordet.
Seit Donnerstag erinnert ein Stolperstein vor ihrer früheren Wohnung in der Geiststraße 1 an das Schicksal der Schwester des berühmten Schriftstellers. Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt die Messingplatte vor dem Gebäude, das früher einmal als Café David bekannt war. Bella Feuchtwanger wohnte vom Ende der 20er Jahre bis 1935 dort in der dritten Etage.
„Über ihren Lebensweg ist wenig bekannt“, sagte Heidi Bohley vom Zeitgeschichten-Verein bei der Verlegung. Auch über das Schicksal und die Rolle des Rabbiners Traubkatz, mit dem sie verheiratet war, wisse man nichts, so Bohley. Ende der 20er Jahre soll Martin Feuchtwanger seine Schwester nach Halle geholt und ihr die Wohnung direkt neben seiner eigenen besorgt haben. Warum Bella 1933 nicht zusammen mit Martin, der mehrfach festgenommen und bedroht worden war, nach Prag gegangen ist, bleibt offen.
Erst 1935 folgte sie ihrem Bruder und nahm auch die tschechische Staatsbürgerschaft an. Ihr gelang jedoch nicht wie ihren Geschwistern die Flucht in ein sicheres Land. Im Mai 1943 wurde sie nach Theresienstadt deportiert - danach verliert sich ihre Spur.
An sieben weiteren Punkten in der Stadt wurden neun Stolpersteine verlegt, die an hallesche Juden erinnern, die in den Vernichtungslagern getötet wurden. Ein zehnter Stein, der dem Medizinprofessor Arnold Japha gewidmet ist, konnte nicht verlegt werden, weil dessen damalige Wohnung in der Schwuchtstraße 17 nicht identisch ist mit der heutigen Zählung - was aber erst gestern bekannt wurde. Hier soll nun weiter recherchiert werden.
Auf Demnig wartet nach der Verlegung in Halle nun ein besonderer Termin in Frankreich: Am Wochenende wird er in der Vendée den bislang westlich gelegensten Stolperstein in die Erde bringen. Südlich von Moskau liegt der östlichste der bislang 43 000 Stolpersteine aus seiner Werkstatt.