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Hochwasser-Schäden am MMZ Hochwasser-Schäden am MMZ: Wiegand will Multimediazentrum verlagern

Von Jan-Ole Prasse 14.01.2014, 19:29
Blick auf das Mitteldeutsche Multimediazentrum in Halle.
Blick auf das Mitteldeutsche Multimediazentrum in Halle. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Dem in Sachsen-Anhalt einzigartigen Mitteldeutschen Mulitmediazentrums (MMZ) in Halle droht nach massiven Hochwasserschäden ein Umzug. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hat eine solche Lösung für das 35 Millionen Euro teure Gebäude ins Gespräch gebracht. „Wir werden alle möglichen Alternativen prüfen“, sagte er der MZ. Der bisherige Standort direkt an der Saale sei wegen der Flutgefahr eher ungeeignet. „Das MMZ ist in dieser Form nicht hochwassersicher“, sagte Wiegand.

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Bei der Juni-Flut waren die beiden Kellergeschosse und die Tiefgarage des Gründerzentrums für Medienunternehmen überflutet worden. Nach ersten Schätzungen geht die Stadtverwaltung von einem Schaden zwischen 17 und 20?Millionen Euro aus, der aus dem Fluthilfe-Fonds von Bund und Ländern getragen werden soll. Es ist einer der größten Einzelschäden des Hochwassers im Land.

Fördermittel müssten zurückgezahlt werden

Allerdings müsste die Landesregierung bei einer Verlagerung des MMZ mitspielen. Denn 80 Prozent der Kosten für das 2007 fertiggestellte Gebäude wurden mit Fördermitteln vom Land finanziert. Die müssten bei einer vorzeitigen Aufgabe des Standortes eigentlich von der Stadt zurückgezahlt werden. „Wir müssen mit dem Land über eine Entbindung der Fördermittel reden“, sagte Wiegand.

Erste Gesprächssignale gibt es dazu aus Magdeburg. Regierungssprecher Matthias Schuppe sagte, dass in Ausnahmefällen die Fluthilfemittel auch für einen Neubau an anderer Stelle eingesetzt werden könnten. Dann müsse allerdings der alte Standort vollkommen ungeeignet sein. „Das muss dann im Einzelfall sehr genau geprüft werden“, sagte Schuppe. Die Stadt Halle will bis Ende Februar entscheiden, ob und wenn ja, an welchen Standort das MMZ ziehen soll. Wiegand nannte das Technologie- und Gründerzentrum in Halle als eine Möglichkeit. Seit dem Hochwasser läuft der Betrieb im MMZ auf Sparflamme. Erst Mitte September konnten die ersten Mieter in das Gebäude zurückkehren.

Mittlerweile sind nach Angaben des Geschäftsführers Andreas Nowak 52 von ehemals 62 Mietern zurückgekehrt. Das größte Einzelunternehmen, die Tonfirma Metrix Media, konnte bisher noch nicht wieder einziehen.

Nicht erst seit dem Hochwasser steht das MMZ in der Kritik. Schon während des Baus kam es immer wieder zu Verzögerung, die Kosten stiegen deutlich. Die Betreiber-Gesellschaft benötigt zudem seit Jahren Zuschüsse aus dem Stadthaushalt. Im Moment wird wieder über ein neues Darlehen diskutiert. Nach MZ-Informationen braucht das MMZ für den laufenden Betrieb erneut ein Darlehen in Höhe von 350.000 Euro.

Das Mitteldeutsche Multimediazentrum hat 35 Millionen Euro gekostet und ist 2007 eröffnet worden. Betrieben wird es von einer gleichnamigen städtischen Gesellschaft. Nicht nur als Standort für junge Medienfirmen, sondern auch als Dienstleister unter anderem für die Kino-Tonmischung hat sich das Zentrum einen Namen gemacht.

Doch schon der Bau hat unerwartet hohe Kosten verursacht. So musste das MMZ Mehrausgaben von 1,2 Millionen Euro verkraften. Verschärft worden ist die finanzielle Krise 2010 durch einen Nachfrage-Einbruch bei der Kino-Tonmischung.

Die Landesregierung, die den Bau mit Fördermitteln unterstützt hat, bekennt sich trotz der finanziellen Probleme zum MMZ. "Ein vergleichbares Konzept gibt es in Deutschland nirgendwo", so Staatsminister Rainer Robra (CDU). Das Land werde das Zentrum weiter indirekt unterstützen, indem es die Austragung von Fachkongressen mitfinanziere.

Das Mitteldeutsche Multimediazentrum (MMZ) schreibt seit Jahren rote Zahlen und ist auf Zuschüsse aus der Stadtkasse Halles angewiesen. Allein 2011 wurde ein Minus von 5,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Das mit 35 Millionen Euro gebaute „Projekt zur Strukturverbesserung“ ist und bleibt eine finanzielle Heimsuchung für die Stadt. Fest steht, dass der Einsatz von Millionen von Steuergeldern für eine einseitige und überdimensionierte Bau-Bezuschussung keines Wegs die Saalestadt wirtschaftlich besser dastehen lässt. Im Gegenteil! Jetzt sollen noch weitere geschätzte 20 Millionen Euro Flutfondshilfsgelder in das Bürogebäude fließen, um die Schäden des Sommerhochwassers zu reparieren. Ein Fass ohne Boden, für dessen Standortfehlentscheidung der Steuerzahler weiter aufkommen soll.

Das 35 Millionen Euro teure Multimediazentrum ist 2007 eröffnet worden. Doch schon beim Bau gab es Ärger um das Prestigeobjekt: 1,2 Millionen mehr als geplant waren notwendig. 2010 geriet die Gesellschaft wegen unerwartet hoher Betriebskosten und zu vieler unvermietbarer Flurflächen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Ein städtischer Zwei-Millionen-Zuschuss war die Rettung.

Die Stadt Halle ist Eigentümerin der Mitteldeutsches Multimediazentrum GmbH. Geschäftsführer des MMZ ist Andreas Nowak. Ihm übergeordnet ist ein Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender der Beigeordnete für Wirtschaft, Wolfram Neumann ist.

Weiter sind auch die Stadträte Ulrike Wünscher (CDU), Marion Krischok (Die Linke), Rüdiger Fikentscher (SPD) und Hans-Dieter Wöllenweber (FDP) im Aufsichtsrat. Dieser gibt dem Stadtrat Empfehlungen; der Rat entscheidet über alle Angelegenheiten des MMZ.  (SZÖ)

Das MMZ während des Hochwassers im Juni 2013.
Das MMZ während des Hochwassers im Juni 2013.
Meinicke/Archiv Lizenz
Das Multimedia-Zentrum in Halle.
Das Multimedia-Zentrum in Halle.
Bauer Lizenz
Das Mitteldeutsche Multimediazentrum an der Mansfelder Straße in Halle
Das Mitteldeutsche Multimediazentrum an der Mansfelder Straße in Halle
Meinicke/Archiv Lizenz