Hochwasser in Wettin-Löbejün Hochwasser in Wettin-Löbejün: Feuerwehren sind ununterbrochen im Einsatz

wettin-löbejün/MZ - Die Lage in zahlreichen Orten des nördlichen Saalekreises ist weiter bedrohlich. Vor allem in Wettin, Brachwitz, Salzmünde und Sennewitz sind die freiwilligen Feuerwehren und zahlreiche Helfer seit Sonntag ununterbrochen im Einsatz. Nicht selten unter Gefahr für das eigene Leben.
Pögritzmühle:
Der Turbinenwart des Saale-Kraftwerkes Ekkehard Treitzel und seine beiden Kollegen haben in Wettin Kopf und Kragen riskiert, um das Werk zu retten. „Bis Dienstagmittag ist uns das auch gelungen, aber dann kam das Wasser rasend schnell über die Absperrmauern. Einige stürzten ein, der Garten hinter der Mühle lief voll und schließlich das Turbinenhaus selbst“, schildert Treitzel die Erlebnisse der Männer. In dem Augenblick war klar: „Die Turbinen sind nicht mehr zu halten.“
Wegen der Geschwindigkeit und der starken Strömung des Wassers mussten die Männer um ihr Leben kämpfen. „Das war mächtig knapp. Wir hatten Seile entlang der Hauswand über den Hof gespannt, um für diese Situation gewappnet zu sein“, so der Turbinenwart weiter. Aber es habe die letzte Kraft gekostet, sich nach draußen zu hangeln, während auch der Vorplatz vor der Mühle blitzschnell überflutet wurde. Ekkehard Treitzel, der sich auf dem Gelände der Pögritzmühle eine Wohnung ausgebaut hatte, blieb keine andere Wahl, als in eine Notunterkunft zu ziehen: das Internat des Gymnasiums auf der Burg - hoch oben über der Saale.
„Kein Wettiner, den ich kenne, kann sich an eine solche Katastrophe erinnern“, sagt Treitzel. Aber für ihn steht fest: „Wenn das Wasser weg ist, wird aufgeräumt.“
Wettiner Aue:
Ein Stall mit 600 Rindern eines Landwirtschaftsbetriebes konnte bis Mittwochnachmittag nicht mehr rechtzeitig evakuiert werden. Die Strömung des Flusses war einfach zu stark geworden. Ein Lkw, der als Viehtransporter dienen sollte, sei in Schieflage geraten. Landrat Frank Bannert (CDU), der am Mittwoch auf einer Kreisbereisung auch vor Ort war, habe über das Magdeburger Innenministerium den Einsatz der Bundeswehr veranlasst, um das Fahrzeug zu bergen.
Bürgermeisterin Antje Klecar war zusammen mit dem Pächter der Brachwitzer Fähre Karl-Michael Reuter mit einem Boot auf Inspektionsfahrt. „Diese Flut flößt höchsten Respekt ein“, so Klecar. In der Stadt wurden inzwischen Miettoiletten aufgestellt, weil schon am Montag die wichtigste Abwasserpumpe vom Stromnetz genommen werden musste. Die Trinkwasserversorgung sei vorerst nicht gefährdet, aber Strom gebe es nicht mehr in allen Häusern. Das Medienzentrum „Nest“ zeigt sich von oben wie ein Monument in der Flut. Geschäftsführer Jens Rudolph: „Wir haben die Technik in den oberen Stock gebracht. Das Wasser kommt von allen Seiten.“
Salzmünde:
Ein Pumpwerk des Abwasserzweckverbandes wurde zum Knackpunkt. Durch eine Sandsackwelle und eine Spundwand habe man die Pumpe trocken halten können, so Ortsbürgermeister Gerd Kalbitz. Für das Gebäude der Feuerwehr Pfützthal aber sei alles zu spät gewesen, es wurde geflutet. Das Wasser hatte die Höhe der Fenster erreicht, ehe es einbrach. Kalbitz: „Es ist unglaublich, was die Feuerwehrleute, die DLRG, die Handwerker des Bauhofes und die vielen freiwilligen Helfer hier leisten. Sie gehen bis an ihre Grenzen. Und Bürger wie die Gastwirtin Christine Zech helfen bei der Versorgung der Einsatzkräfte.“
