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Hochwasser in Halle und Saalkreis Hochwasser in Halle und Saalkreis: Fluten bedrohen Wohnhäuser

Von Heidi Pohle und Ralf Böhme 02.01.2003, 18:53

Halle/Saalkreis/MZ. - Dramatisch entwickelte sich am Donnerstagnachmittag die Situation in Gröbers. Innerhalb von knapp drei Stunden standen Straßen in den Ortsteilen Schwoitsch und Benndorf unter Wasser. Die Kabelske, ein Zufluss der Reide, fasste die Wassermassen nicht mehr. Die Feuerwehren rückten aus, um Keller auszupumpen. Sandsack-Barrieren sollten das Wasser von den Häusern ableiten. Bodo Haedicke aus Benndorf: "Das Wasser steht in Kellern und auf dem Dorfplatz fast einen halben Meter hoch."

Der Dorfteich, in dem das Regenwasser von der Eisenbahn-Baustelle gesammelt wird, lief über. Auch im Schwoitscher Kabelsketal wurde die Feuerwehr gerufen. Wehrleiter Holger Baumann: "Ein Ende des Einsatzes ist nicht in Sicht. Wir haben mehrere hundert Säcke mit Sand gefüllt und verbaut. 25 000 Säcke liegen bereit, Sand rollt an."

Der Pegelstand in Trotha betrug am Donnerstagabend 5,58 Meter. Das sind über 50 Zentimeter mehr als Neujahr. Normal wären knapp vier Meter. "Die Hochwasser-Situation wird sich den nächsten 24 Stunden nicht entspannen, sich aber auch nicht wesentlich verschärfen", sagte Reinhard Strumpf vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) in Magdeburg. Die Niederschläge haben den Fluss rasch ansteigen lassen. Kritisch wird nach Angaben der Stadt die Situation erst dann, wenn der Pegel 6,30 Meter zeigt.

Eine Folge des Hochwassers sind überflutete Straßen. In Halle mussten zum Beispiel der Amselgrund sowie die Halle-Saale-Schleife gesperrt werden. Auch Teile der Peißnitz und der Pferderennbahn stehen unter Wasser; die Tiere wurden evakuiert. Die Zufahrt zum Ortsteil Planena droht zu überfluten, die Straße zwischen Döllnitz und Bruckdorf ist unpassierbar.

Zu Verkehrsbehinderungen kam es auch im Saalkreis. Die Saaletal-Straße in Pfützthal wurde nach Auskunft des Omnibusbetriebs Saalkreis (OBS) wegen Überflutung gesperrt. Bis auf weiteres erfolge die Zufahrt über Gödewitz. Eine weitere Umleitung gibt es in Sietzsch, Ortsteil Bageritz, und an der Salza in Salzmünde.

Alle Saale-Fähren haben ihren Betrieb eingestellt. Selbst in Wettin, wo moderne Technik ein Übersetzen bis zu einem Wasserstand von 4,90 Metern erlaubt, herrscht eine Zwangspause. Fährmann Reinhard Zametschnik registrierte am Donnerstag einen Stand von 5,55 Metern - Tendenz steigend. In Brachwitz hatte die Fähre schon im Dezember keine Passagiere mehr befördert. Die Rothenburger Fähre bleibt während des Hochwassers in der Werft.

Wird das Hochwasser noch steigen? Das komme auf die Niederschläge der nächsten Tage an, so Reinhard Strumpf vom LHW. "Am liebsten wäre mir, es würde wieder kalt - dann wäre der Zulauf in die Flüsse gestoppt." Sein Wunsch wird wohl in Erfüllung gehen. Nach den Worten von Jurik Müller vom Deutschen Wetterdienst in Kröllwitz setzen sich die Wetterkapriolen fort. So wird es nach einem warmen Jahresanfang schon am morgigen Samstag erste Fröste und etwas Schnee geben. Dafür sorge kalte Luft aus dem Norden. "Der Sonntag bringt minus sieben Grad nachts, minus zwei Grad am Tag."

Ab Montag werde es bei gelegentlichem Schneefall kalt. "Am Ende nächster Woche herrscht auch tagsüber strenger Frost", sagte Jurik Müller. Nach neuesten Prognosen sinke die Quecksilbersäule auf minus zehn bis minus 13 Grad, nachts auf minus 18 Grad. Darüber wird sich wohl nur der Hochwasserschutz freuen - die Saale-Pegel steigen dann bestimmt nicht mehr.

Der Saale-Pegelstand Trotha kann unter 0345 / 52 29 873 abgefragt werden.