Hochwasser in Halle Hochwasser in Halle: Halles vergessene Flut-Opfer

halle/MZ - Halle-Neustadt, Gimritzer Damm. Drohender Deichbruch. Evakuierung. Die Beinahe-Überflutung von Halles berühmtestem Plattenbauviertel und der Einsatz tausender Helfer dort hat deutschlandweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Wolfgang Grube, Peter Schwabe und die anderen vom Hochwasser betroffenen 20 Familien der Wilhelm-Grothe-Straße in Osendorf haben dafür nur ein bitteres Lächeln übrig. Im Gegensatz zu den Neustädtern standen ihre Wohnungen und Keller bis Freitag tatsächlich unter Wasser. Seit Tagen gibt es keinen Strom. Zum Helfen kamen aber nur wenige: Freunde, Verwandte. Die Osendorfer fühlen sich als vergessene Flutopfer.
Eine Lieferung Sandsäcke
Bis etwa 1,50 Meter stand das Wasser der Weißen Elster auf der Straße am äußersten Südrand der Stadt. „So hoch war es noch nie“, sagt Peter Schwabe. Jetzt zieht sich die braune Brühe wieder in die Aue zurück. Die Bewohner räumen auf. So weit wie möglich hatten sie sich gegen die Flut zu schützen versucht. Vor Keller-, Schuppen- und Garagentüren liegen noch nasse Sandsäcke. „Wenn wir nicht permanent angerufen hätten, hätte uns niemand Sandsäcke gebracht“, sagt Wolfgang Grube. Eine einzige Lieferung durch die Feuerwehr habe es gegeben. Selbsthilfe war angesagt. Wie für die Osendorfer galt dies größtenteils auch für die Bewohner der überschwemmten Siedlungen Burg und Planena.
Daniel Ecke, Leiter der Ammendorfer Feuerwehr, räumt ein, dass die Einsatzkräfte Prioritäten setzen mussten, als das Hochwasser immer mehr Bereiche Halles heimgesucht hatte. Eine permanente Betreuung aller Flutopfer sei nicht möglich. Zudem werde von Bewohnern hochwasser-bedrohter Bereiche erwartet, dass sie selbst Vorsorge treffen. „Viele haben das ja auch getan“, so Ecke.
„Ich will nicht weg.“
Die Vorkehrungen der Osendorfer haben nur bedingt genützt. Bei Beate Idris floss die Weiße Elster ins Wohnzimmer, ins Bad und in die Küche. Noch immer steht die Brühe millimeterhoch im Haus. „Wenn ich die Augen schließe, sehe ich noch, wie das Wasser einströmt.“ Frühestens am Sonnabend soll es wieder Strom geben. So schwer das Ganze auch ist, für Beate Idris und wohl auch die anderen steht fest: „Das ist mein Zuhause, ich will hier nicht weg.“
