Flugzeugabsturz in Bayern Hobbypilot aus Wernigerode stirbt bei Flugzeugabsturz : "Er war ein guter Flugschüler"

Oppin - Drei Tage nach dem tragischen Absturz eines Hobby-Piloten aus Wernigerode (Landkreis Harz) ist der Tod des Mannes auch am kleinen Flugplatz Oppin Gesprächsthema Nummer 1.
Hier hatte der 51-Jährige erst im Februar seine Fluglizenz gemacht. Dass gerade er so kurz nach seiner Flugausbildung und der Prüfung tödlich verunglückt: Sven Felter hätte das nicht für möglich gehalten. Er ist Geschäftsführer der Lips Flugdienst GmbH, der Flugschule des Unglücks-Piloten. „Er war wirklich ein außergewöhnlich guter Schüler und hat eine außergewöhnlich gute Prüfung abgelegt“, sagt er am Donnerstag.
Hobbypilot stürzt ab - eine Woche nach der Prüfung auf dem Flugplatz Oppin
Gerade nach dem erfolgreichen Absolvieren der Flugausbildung, in der lebenswichtige Handgriffe immer und immer wieder einstudiert werden, sei das Risiko für einen Absturz geringer als bei Piloten, die monatelang nicht geflogen seien. Dennoch: „Menschen sind keine Maschinen, deshalb ist es wichtig, dass der Pilot gut trainiert ist“, sagt Felter.
Und gut trainiert war der Bauunternehmer aus dem Harz. Er legte in Oppin eine Lizenz für sogenannte Ultraleichtflugzeuge ab. Das sind Flieger, die maximal 450 Kilogramm wiegen und eigentlich eine weniger intensive Ausbildung erfordern als die größeren und schwereren Motorflugzeuge. „Bei uns machen aber auch die Ultraleichtflieger die umfangreichere Theorieausbildung für die Motorflugzeuge mit. Das heißt, sie werden noch besser ausgebildet, als ohnehin vorgeschrieben“, so Felter.
Flugzeugabsturz: Wie gut werden die Hobbypiloten in Oppin ausgebildet?
Die Ausbildung besteht, ähnlich wie beim Autoführerschein, aus einem theoretischen und einem praktischen Teil, der jeweils von einem unabhängigen Prüfer abgenommen wird. Obwohl nur 60 Theoriestunden vorgeschrieben seien, würden die Flugschüler bei Lips 100 Stunden lernen, sagt Felter. Dafür brauche der Flugschüler rund drei Monate.
Lips Flugdienst mit Sitz am Flughafen in Halle-Oppin hat nach Angaben von Geschäftsführer Sven Felter bereits über 400 Piloten ausgebildet. Darunter seien nicht nur Reiche, sondern auch Studenten und Straßenbahnfahrer, sagt er. Die Ausbildung für eine Lizenz für ein Ultraleichtflugzeug kostet rund 4.500 Euro und wird von vielen neben dem Beruf absolviert.
Aus Hobbypiloten können auch durchaus Berufsflieger werden. Laut Felter gingen einige in Oppin ausgebildete Piloten später zu Air Berlin und machten ihr Hobby zum Beruf. „Wenn man einmal an der Fliegerei geschnuppert hat, lässt sie einen nie mehr los“, sagt er. (oml)
Die minimal 30 Praxisstunden, in denen der Nachwuchs-Pilot schon früh selbst fliegt, kommen noch dazu, so dass eine Lizenz etwa sechs bis zwölf Monate dauert. Bestandteil der Ausbildung sind neben Wetter-, Flugzeug- und Flugrechtskunde auch das Verhalten in besonderen Fällen. Ähnlich wie ein Fahrschüler, der nach der Führerscheinprüfung zum alleinigen Fahren befähigt ist, sei auch ein Pilot nach bestandener Prüfung in der Lage, allein zu fliegen, sagt Felter.
Plötzlicher Strömungsabriss: Stieg der Hobbypilot in zu steilem Winkel auf?
Dennoch kam es bei dem 51-jährigen Wernigeröder kurz nach dem Start wohl zu einem Strömungsabriss. Dabei reicht die Geschwindigkeit des Flugzeugs nicht mehr aus, um es in der Luft zu halten. Passieren kann das, wenn das Flugzeug zu langsam fliegt oder in einem zu großen Winkel aufsteigt. Ein Augenzeuge des Unfalls bei Würzburg (Bayern) berichtete, dass der Pilot sein Flugzeug sehr steil hochgezogen habe.
„Wieso das Unglück geschah, dazu möchte ich nicht spekulieren“, betont Felter. Jedoch werde das steile Hochziehen der Flugzeugnase, das sogenannte Überziehen, in der Ausbildung geübt. „Mit dem Thema Überziehen ist er vertraut gewesen“, sagt Felter. Zudem würden optische und akustische Signale in den meisten Flugzeugen auf die drohende Gefahr eines Strömungsabrisses in Folge des „Überziehens“ hinweisen, erklärt er.
Absturz von Hobbypilot: CT-Maschine hat sehr guten Ruf
Die Maschine, die der abgestürzte Pilot sich in Franken kaufte, eine „Flight Design CT“, sei übrigens ein sehr gutes und hochwertiges Flugzeug, meint der Lips-Geschäftsführer.
Schon in der Ausbildung habe er davon gesprochen, sich ein eigenes zu kaufen, „und die CT hat einen ausgezeichneten Ruf“. Auch wenn die Flugschule den Piloten, wie Sven Felter sagt, noch intensiver ausbildete als vorgeschrieben und der externe Prüfer ihm sehr gute Leistungen attestierte, geht die Polizei in Franken von einem Pilotenfehler aus. Die genaue Ursache wird in den kommenden Monaten untersucht. (mz)