Historisches Fundstück am Saalestrand Historisches Fundstück am Saalestrand: Was die Bierstadt Halle damit zu tun hat

Halle (Saale) - Schmutzverschmiert, aber gut erhalten: Bei den aktuellen Bauarbeiten am Rive-Ufer tauchte jetzt aus dem Bauschutt eine alte Bierflasche mit Bügelverschluss auf. Offenbar hat der Saaleschlamm dem Gefäß samt Bügelverschluss über die Jahrzehnte nichts anhaben können. Und Jahrzehnte muss sie schon alt sein, denn ihr ins Glas geprägter Aufdruck weist sie als zur Freyberg-Brauerei zugehörig aus.
Und die hatte Mitte der 30er Jahre ihre Hoch-Zeit der Bierbrauerei. „Freyberg’s Brauerei Halle a/S Unverkäuflich“ steht auf der Flasche. Für Finder Andreas Reschke, Inhaber des bekannten Imbiss Nr. 5 am Rive-Ufer, ist der Fund ein Beispiel „für die Schönheit früherer Alltags- und Gebrauchsobjekte“, wie er sagt. „Damals war Werbung originell und vor allem umweltfreundlich“, meint Reschke, der sich über den historischen Fund als Beispiel auch für Nachhaltigkeit direkt in seiner Nähe freut.
Mitte der 1930er-Jahre als die größte Privatbrauerei Deutschlands
Die Freyberg-Brauerei, der die Flasche entstammt, galt Mitte der 1930er-Jahre als die größte Privatbrauerei Deutschlands. 1931 wurden 100.000 Hektoliter Bier produziert. Standorte waren neben Halle auch Merseburg, Könnern und Eisleben.
Das bekannte Bauwerk am Saaleufer gegenüber der Rabeninsel gehört neben einigen anderen zu den imposantesten im halleschen Stadtbild, bietet aber heute leider nur noch einen traurigen Anblick. Zu sehen ist das Schwankhallengebäude von 1912, in dem früher die Fässer sterilisiert und abgedichtet worden sind. Meisterbräu, wie der Markenname des gebrauten Bieres lautete, wurde bis ins Jahr 1996 hier produziert.
Produktion an den Standort in Glaucha verlagert
Das als Meisterbräu Brauerei Halle bekannte Unternehmen geht laut Informationen des halleschen Arbeitskreises Innenstadt auf die hallesche Familie Rauchfuß zurück. Zunächst gründete Stärkefabrikant Christian Gottfried Rauchfuß im Jahre 1816 sein Unternehmen am Großen Berlin, Sohn Friedrich Wilhelm Herrmann Rauchfuß führte es ab 1846 weiter. Dessen Neffe, Herrmann Freyberg, übernahm 1879 die Leitung der Firma, die sich zunehmend dem fachwissenschaftlich begründeten Brauen widmete.
Bereits seit 1866 wurden Keller in Glaucha genutzt, ab 1886 verlagerte sich die komplette Produktion an den Standort in Glaucha. Sohn Hans Freyberg setzte die Tradition des Familienunternehmens erfolgreich fort.
Ab 1948 „VEB Brauhaus Halle“
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Freyberg-Brauerei und die Mitteldeutsche Engelhardt AG verstaatlicht und fusionierten unter dem Namen Venag.
Das Ende der Freyberg-Brauerei, die ab 1948 „VEB Brauhaus Halle“ hieß und zum Schluss unter dem Namen Meisterbräu-GmbH firmierte, kam im Jahr 1990: Der neue Käufer EKU Kulmbach beendete noch im gleichen Jahr die Produktion. Das war auch das Ende des industriellen Brauerei-Wesens in Halle.
Auch die mehrfach geplante Sanierung der Freyburg-Brauerei ist bisher gescheitert. Sollten nach dem fast zwei Jahrzehnte andauernden Leerstand in dem Industriekomplex Wohnungen und Lofts errichtet werden, machte das Areal in der Vergangenheit immer wieder mit Meldungen von Brandstiftungen von sich reden. Die Freyberg-Brauerei mit der beeindruckenden Jugendstilfassade steht unter Denkmalschutz. (mz)