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Hippo mit den Kulleraugen muss das Schwimmen lernen

Von MICHAEL DEUTSCH 22.01.2010, 20:21

HALLE/MZ. - So groß wie eine Katze, fünf Kilo schwer, kam der kleine Hippo am 15. Januar im Bergzoo zur Welt. "Die Geburt lag mitten in der Nacht", berichtet Zoobiologin Jutta Heuer. Obwohl keiner der Pfleger unmittelbar zur Entbindung dabei war, kann doch jeder mitreden. Dank versteckter Videokamera sei es gelungen, die Geburt des weiblichen Jungtiers zu beobachten und aufzuzeichnen.

Erstmals hat dabei die elfjährige Zwergflusspferd-Kuh Samantha Nachwuchs bekommen. "Erstaunlich ist, wie rührend sich die unerfahrene Mutter um das Junge sorgt", stellt Heuer fest, während die gewichtige Mama mit 200 Kilogramm Lebendgewicht lautstark ihren Unmut demonstriert. Immer wieder schlägt sie ans Gitter, weil Pflegerin Steffi Gehre sich ihren Nachwuchs zum täglichen Wiegen und Baden ausgeborgt hat. "Wir haben das Tier auf den Namen Malia getauft", sagt die 43-Jährige, die das Pferdchen in eine Baby-Badewanne setzt und dann seine glitschige Haut massiert. Hippo schweigt und genießt.

Steffi Gehre, die vor Jahren schon Malias Mutter in dieser Wanne gebadet hat, erklärt die Besonderheit. Weil die Tiere nicht gleich auf Anhieb schwimmen können, müsse geübt werden. Für Malia sei deshalb ein flaches Schwimmbecken gebaut worden. "Hier kann sie sich langsam ans nasse Element gewöhnen", sagt Heuer, während sich Hippo mit seinen super kurzen Beinen schon wieder aus der Badewanne schleppt und es sich wie ein Saunagast unter dem warmen Heizkörper gemütlich macht.

Mit der Nachzucht von Zwergflusspferden hat der Bergzoo Halle großen Erfolg. Die 34-jährige Zwergflusspferd-Kuh Fanny brachte von 1985 bis 1998 sieben Jungtiere zur Welt, darunter auch Samantha. "Dennoch sind Geburten immer selten und die Tiere vom Aussterben bedroht", unterstreicht Heuer. Deshalb beteilige sich der Bergzoo am europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) der Zwergflusspferde, welches vom Baseler Zoo in der Schweiz koordiniert werde.

Dort sorgte die Nachricht von der Geburt des halleschen Zwergflusspferdes für regelrechten Jubel. "Das ist wirklich toll", freute sich die internationale Zuchtbuchtführerin Beatrice Steck am Telefon. "Im letzten Jahr wurden in ganz Europa nur neun Tiere geboren, von denen sechs überlebten", schildert die 44-Jährige die Situation und betont: "Halle leistet einen wichtigen Beitrag, um die Art zu erhalten".

Beheimatet sind der Zwergflusspferde in den westafrikanischen Regenwäldern von Liberia, Sierra Leone und Guinea. Die Tiere wurden spät entdeckt. Nachdem der Anthropologe Samuel Morton 1844 das Zwergflusspferd anhand von Schädelfunden beschreiben konnte, gelang es erst 1913 dem deutschen Afrikareisenden Hans Schomburgk Exemplare aus dem Urwald von Liberia einzufangen.

Besucher können das Jungtier bei seiner Mutter ab sofort im Affenhaus sehen. Der Zoo hat täglich von 9 bis 16 Uhr, am Wochenende von 9 bis bis 17 Uhr geöffnet.