Hinter den Kulissen der Bühnen Halle Hinter den Kulissen der Bühnen Halle: Unerschöpflicher Fundus in der Kostümschneiderei

Halle (Saale) - Reihenweise Schuhe, Stiefel, Spitzen-Pumps - fein paarweise aufgestellt in meterlangen, meterhohen Regalen unterm Dach. Gleich neben den Schuhträumen wohl jeder Frau stehen mehrere Kleiderständer auf Rollen, vollgehängt mit Kostümen - wie viele, kann Cordula Erlenkötter nicht sagen.
„Ich habe aufgehört, zu zählen“, sagt die Kostümdirektorin der halleschen Bühnen und damit „Herrscherin“ über einen unerschöpflichen Fundus an Schuhen und Jacken, Anzügen, Hemden und Hosen, Mänteln, Röcken und vor allem: Kleidern. Damit der Fundus nicht aus allen Nähten platzt, gibt es regelmäßig den heiß begehrten Kostümverkauf - auch im Januar wird der Ansturm riesig sein.
Kostümschneiderei Halle: Schneiderinnen, Hutmacherin, Ausstattungsassistentinnen und Gewandmeister
Alles, was Schauspieler, Sänger und Balletttänzer auf dem Leib tragen, geht durch die Hände der Kostümchefin. Sie und 13 Schneiderinnen, eine Hutmacherin, zwei Ausstattungsassistentinnen und drei Gewandmeister sorgen dafür, dass die Darsteller auf der Bühne das passende Kostüm bekommen.
„Mein Job ist es, Zeit und Geld für die Kostümausstattung zu kalkulieren“, so die Damenschneiderin, die nach Meisterschule Hamburg, Arbeit beim Südwestfunk Baden-Baden, in Köln und in Hamburg nun seit zehn Jahren an der halleschen Oper die Kostümwerkstätten verantwortet. Zu denen gehört die Schneiderei und eben der Fundus an mehreren Standorten in Halle. Und während in Trotha „historisches Zeug“ lagert, beherbergt der „Schlund“ Hüte und Hosen.
Zuschnitt durch die Gewandmeister
Welches Kleidungsstück, welchen Stoff die Darsteller auf der Bühne tragen, wird unter Mitwirkung der Kostümbildner entschieden. Nach dem Zuschnitt durch die Gewandmeister - für die Herren von Oper und Ballett eine Meisterin, für die Damen einen Meister und für beide Geschlechter beim Schauspiel noch einmal eine Meisterin - geht’s ans Nähen. „Da können schon mal 150 Arbeitsstunden für ein Kleid wie bei ,Fidelio’ zusammenkommen“, so Cordula Erlenkötter.
Genäht wird am Theater auf besondere Weise: Haltbar, aber auch schnell wieder auftrennbar sollen die Nähte sein. Beim Mantelfutter etwa darf getrickst werden - aber nur an unsichtbaren Stellen. „Ein Frack muss natürlich ordentlich versäumt sein.“
Größter Feind aller Kleider indes ist die Motte. Daher gehört der Kammerjäger ebenso zum Fundus wie der neue Ozon-Schrank, Erlenkötters ganzer Stolz. Der macht Kleider nicht nur sauber, sondern frisch - in zwei Stunden, ganz ohne Wasser.
››Kostümverkauf am 13. Januar 2018, 11 bis 14 Uhr, Opernhaus (mz)
