Hindernisse wegen Corona Hindernisse wegen Corona: Wie sich Empfänger von Leistungen nun identifizieren müssen

Halle (Saale) - Die Arbeitsagentur steht in Corona-Zeiten vor einem Problem. Denn sie konnte eine Vorschrift, die im Gesetz steht, zunächst nicht umsetzen. Ab März durften Kunden nicht mehr persönlich in die Agentur kommen. Die Agentur hielt deshalb per Brief, E-Mail, mittels elektronischem Service und über Telefon den Kontakt, wie Sabine Hanke, Teamleiterin in der Eingangszone der Arbeitsagentur Halle, erklärt.
Die vielen anderen Wege der Kommunikation haben aber einen Haken. „Bei all diesen Wegen funktioniert die Identitätsprüfung nicht.“ Laut Sabine Hanke genügt es nicht, eine Kopie des Personalausweises zu schicken. Denn das Amt wisse dann trotzdem nicht, ob der Ausweis auch dem Antragsteller gehört. Wer Leistungen beantragt, muss sich deshalb „zwingend persönlich melden“.
Selfie-Ident-Verfahren: Fotonachweis für die Arbeitsagentur
Seit März gilt deshalb eine Ausnahmeregel. „Wir fragen ein paar prägnante Daten ab“, beschreibt die Teamleiterin die Behelfslösung, um die Identität eindeutig festzustellen. Als aber klar war, dass die Arbeitsagentur auch auf längere Sicht nicht zum Normalbetrieb zurückkehrt, wurde an einem Verfahren gearbeitet, um die Identität anderweitig zu prüfen. Das Ergebnis ist das Selfie-Ident-Verfahren.
Bei diesem Online-Verfahren laden die Kunden die App der Nect GmbH auf ihr Smartphone oder Tablet herunter. Die App leitet die Kunden zunächst zu den eServices der Arbeitsagentur weiter, wo sie sich mit ihren Benutzerdaten anmelden. Danach filmen die Kunden ihr Gesicht und fotografieren Vorder- und Rückseite ihres Ausweises. Die Daten werden an die Arbeitsagentur übermittelt und abgestimmt. Die Identität kann überprüft werden.
Kunden können alles und jederzeit von zu Hause aus erledigen
Seit Juli gibt es das Verfahren. Rund 800 Kunden der Arbeitsagentur Halle haben es laut Sabine Hanke bereits erfolgreich genutzt. Häufiger habe es aber auch nicht funktioniert. Diese Kunden mussten dann doch persönlich eingeladen werden. Inzwischen empfängt die Agentur auch wieder Kunden zu vereinbarten Terminen.
Der Vorteil des Selfie-Ident-Verfahrens ist laut Hanke aber, dass Kunden alles und jederzeit von zu Hause aus erledigen können, „wo sie auch alle Unterlagen haben“. Der Vorteil für die Agentur sei, dass sie alle neuen Fälle ab März „endgültig abschließen können“, wie Hanke sagt, ohne die Kunden nochmals einzuladen. Bisher gelten diese Fälle nur als „vorläufig“ bearbeitet. Kunden, die skeptisch sind, müssen das neue Verfahren aber nicht nutzen. Es ist freiwillig. (mz)