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Hier lernen Azubis gerne Hier lernen Azubis gerne: Ausbilder aus Halle ist einer der besten Deutschlands

Von Silvia Zöller 16.12.2017, 14:00
Hervorragende Ausbildung im Betrieb (v.l.): Hans Oppermann, Ausbilder Dirk Simon und Nico Siersleben.
Hervorragende Ausbildung im Betrieb (v.l.): Hans Oppermann, Ausbilder Dirk Simon und Nico Siersleben. Holger John

Halle (Saale) - Wer bei dem Pumpenhersteller KSB eine Lehre beginnt, bekommt kein Tablet geschenkt oder den Führerschein bezahlt - Lockmittel, die angesichts der vielen unbesetzten Ausbildungsstellen in einigen Unternehmen mittlerweile gang und gäbe sind. Bei KSB ist das nicht nötig: „Wir setzen auf eine gute und qualitätsvolle Ausbildung, bei der auch viel Wert auf die persönliche Entwicklung gesetzt wird“, sagt Dirk Simon, Leiter der Berufsausbildung des Unternehmens.

44 junge Männer und drei junge Frauen lernen dort zurzeit einen technischen Beruf wie etwa Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker oder Elektroniker - und es gibt jedes Jahr mehr Bewerber als Stellen.

Pumpenhersteller KSB in Halle (Saale) als einer der besten Ausbilder Deutschlands ausgezeichnet

Für die gute Ausbildungsarbeit hat die Industrie- und Handelskammer KSB am Montag nun zum vierten Mal nach 2011, 2013 und 2015 ausgezeichnet. Mit 90 von 100 möglichen Punkten ist das Unternehmen von Magazin „Focus money“ in diesem Jahr zudem als einer der besten Ausbildungsbetriebe deutschlandweit gelistet worden. Warum ist KSB so erfolgreich in Zeiten, in denen andere über schlechte Noten der Schulabgänger und Ausbildungsunfähigkeit von Jugendlichen klagen?

Pumpenhersteller KSB in Halle (Saale) hat seine Strategie bei der Ausbildung geändert - und ist damit erfolgreich

„Seit drei, vier Jahren, haben sich die Zeiten gewandelt: Uns muss es gelingen, für die Auszubildenden attraktiv zu sein“, erläutert Personalleiterin Petra Fischbeck. Deswegen hat das Unternehmen seine Strategie geändert. Nicht mehr die mit den besten Noten erhalten eine der Ausbildungsstellen - sondern die, die geeignet sind und sich begeistern.

Jedes Jahr absolvieren rund 70 Schüler hier Praktika - und ohne die Zeugnisnoten gesehen zu haben, sprechen Ausbilder Simon und Personalchefin Fischbeck dann die an, die Interesse an einem der Berufe zeigen und möglicherweise geeignet sind. Andererseits: Wer bei einem solchen Praktikum merkt, dass eine Ausbildung in diesem Bereich nichts für ihn ist, hat eben auch seine Erfahrung gemacht.

Enge Kontakte gibt es zu zwei Partnerschulen in Halle - und weitere über die Stadtgrenzen hinaus. Zum jüngsten Ausbildungstag sind rund 400 Besucher gekommen, die sich vor Ort informiert haben. „Wir machen kein Event daraus, sondern stellen einfach nur den Betrieb vor“, sagt Dirk Simon.

Top-Ausbilder Pumpenhersteller KSB in Halle (Saale): Schlechte Schulnoten sind kein Thema

Defizite in der schulischen Ausbildung sind bei KSB nicht das Thema - hier wird neben dem Berufsschulunterricht zusätzlich auch im Betrieb Theorie unterrichtet. Bisher, und darauf ist Simon stolz, haben alle Lehrlinge die Prüfungen bestanden - und sind in der Regel nach der Ausbildung übernommen worden. „Arbeiten muss Spaß machen. Man muss auch mal Freude daran haben, dass man sich durchgebissen hat. Darüber wird heute viel zu wenig gesprochen“, sagt Petra Fischbeck.

Spaß, das heißt auch, dass es neben der eigentlichen Ausbildung zahlreiche Angebote gibt. Davon, dass die jungen Menschen auch als Ansprechpartner auf Messen mitgebracht werden, bis hin zum Projekt „Perspektivwechsel“. Dabei tauschen sich die Auszubildenden der KSB und des Riebeckstifts für 14 Tage ihre Rollen und schnuppern in die jeweils andere Ausbildung herein. Besuche in den Unternehmen, die KSB-Pumpen einsetzen - wie etwa die hallesche Kläranlage - gehören mit zum Ausbildungsprogramm wie auch Fitnesstage oder die gemeinsame Teilnahme am Benefiz-Läufen.

Top-Ausbilder Pumpenhersteller KSB in Halle (Saale): Fokus auf die technischen Berufe

Alles das macht, das verschweigt Petra Fischbeck nicht, die Ausbildung bei KSB teuer. „Aber es ist eine Investition in die Zukunft.“ In dem Unternehmen habe man sich bewusst auf die Ausbildung in den technischen Berufen fokussiert, nicht auf die kaufmännischen. Denn technisches, gut ausgebildetes Personal sei auf dem Arbeitsmarkt Mangelware - „also ist der Facharbeiternachwuchs das Entscheidende, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Petra Fischbeck.

Deswegen ist das Ausbildungszentrum in Halle auch zuständig für die Lehrlinge des KSB-Standorts Bremen - sie werden in der Saalestadt ausgebildet und leben in einer WG. Die Rechnung geht auf: Von den zwölf Ausbildungsplätzen, die im September 2018 frei werden, sind derzeit nur noch zwei für Zerspanungstechnik frei. (mz)