Umfrage unter AfD-Wählern "heute show": Satire-Sendung nimmt AfD-Wähler in Halle (Saale) aufs Korn

Halle (Saale) - Satirisch, witzig und bissig - so kommentiert „heute show“-Moderator Oliver Welke Woche für Woche die Nachrichten aus Deutschland. Bissig hat sich die Sendung nun auch in Halle gezeigt. Nur ob die Hallenser so sehr darüber lachen können, darf bezweifelt werden.
In der Sendung vom vergangenen Freitag stattet Welkes Co-Star Oliver Polak der Saalestadt einen Kurzbesuch ab, um die Leute frei heraus zu fragen, warum sie die AfD bei der Bundestagswahl gewählt haben. Die Partei hatte bei den Wahlen vor einer Woche mit 12,6 Prozent den Sprung in den Bundestag geschafft – auch dank AfD-Hochburgen wie dem Burgenland- oder Saalekreis in Sachsen-Anhalt.
„heute show“ in Halle (Saale): Befragte scheitern bei der Begründung, warum sie die AfD gewählt haben
Gute Gelegenheit also für die Sendungs-Produzenten, beim Besuch im vermeintlichen „Dunkeldeutschland“ den schrägen Vögeln auf den Mund zu schauen. So oder so ähnlich scheint zumindest die Prämisse des Reporterteams gewesen zu sein, als es nach Halle kam.
Denn wie bei Satire nicht anders zu erwarten, kommen die Hallenser in der Straßenumfrage nicht gut weg. Dass sie die AfD gewählt haben, dazu stehen die gezeigten Protagonisten zwar problemlos. Auf die Frage, mit welchen drei Wahlversprechen die Partei sie jedoch überzeugt hat, haben die wenigsten eine Antwort.
Eine junge Frau in der Neustädter Passage führt sich da verzweifelt den Kaffeebecher an den Mund, weil sie nicht weiß, was sie antworten soll. Einem älteren Herren auf dem Marktplatz, fällt immerhin noch das Stichwort „Grenzen sichern“ ein. Und eine dritte Befragte gibt ganz unbeschwert zu, dass sie gar keine Ahnung hat, warum sie ihr Kreuz ausgerechnet bei den Rechtspopulisten setzte: „Ich habe die einfach gewählt. Es ging nicht gegen Ausländer. Ich kann Ihnen nicht mal sagen, warum. Ich habe die einfach gewählt.“
„heute show“ in Halle (Saale): Warum es sich der Sender hier zu einfach gemacht hat
Dass es sich die Satire-Sendung hier sehr einfach gemacht hat, um mit der Zurschaustellung vom Prototyp des „dummen Protestwählers“ Lacher zu ernten, ist geschenkt. Auch dass keine Gegenstimmen im Beitrag auftauchen, gehört eben zum Konzept der bissigen Satire. Hier wird bloßgestellt, statt kritisch nachgefragt. In diesem Sinne hätte man das Video mit denselben Reaktionen in jeder anderen Stadt und jeder anderen Partei sammeln können - Wer kennt schon alle Wahlprogramme?
Dass aber Halle nun eben keine AfD-Hochburg ist und damit ins Klischee der rechten Wählerstädte passt, das zumindest hätten Oliver Welke und seine Kollegen sehr einfach herausfinden können. Tatsächlich blieben die Rechtspopulisten in der Saalestadt deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 19,6 Prozent. Die AfD wurde hier hinter der CDU und den Linken drittstärkste Kraft.
„heute show“ in Halle (Saale): Sender erntet für das Video Shitstorm auf Facebook
Unter dem Facebook-Post zu dem Sendungsmitschnitt, der bereits über 2.000 Mal geteilt wurde, tobt derweil ein regelrechter Shitstorm. Viele Nutzer werfen der „heute show“ vor, billigen Populismus zu betreiben und die Wähler vorzuführen. So schreibt ein Nutzer: „Nur ein weiteres Video, welches nur darauf abzielt, den Osten als dumm, asozial und rechtsextrem darzustellen. Danke an die klugen Menschen des ZDF, die 'die Mauer' nach so vielen Jahren in den Köpfen der Gesellschaft weiter aufrecht erhalten.“
Eine andere Nutzerin, die nach eigenen Angaben aus Halle kommt, setzt dem Bild der „braunen Saalestadt“ ein Positivbeispiel entgegen: „Ich wohne in dieser Stadt, in meinem Kiez leben viele Syrer, Afrikaner, Vietnamesen, Kambodschaner, Russen und Spanier und das schon länger. Unsere Kinder spielen alle zusammen im Hinterhof, egal was ihre Eltern sind oder nicht und das tun sie einfach so. Sie fragen nicht, wo sie her kommen und sie müssen auch nicht die gleiche Sprache sprechen. Und so zeigen sie auch uns, wie man sich begegnen kann (...) einfach mal nicht in Schubladen denken würde helfen.“ Ihr Beitrag zählt mittlerweile über 200 Likes - und rettet damit auch die Ehre der im TV verschmähten Hallenser. (mz)