Einkaufscenter in Bruckdorf HEP in Bruckdorf (Halle (Saale): So soll das Einkaufscenter bald aussehen

Halle (Saale) - Holger Wandrey rollt in seinem Büro große Pläne aus. Zu sehen ist der Blick in die neue Passage des Halleschen Einkaufsparks (HEP) im Stadtteil Bruckdorf. Die Mall wird moderner mit großen runden „Bubble“-Leuchten, neu gestalteten Sitzgelegenheiten, einer anderen Farbgebung, neuer Sicherheitstechnik.
Kleider machen Leute, für den 1995 eröffneten HEP ist es die größte Investition der vergangenen Jahre. Für fünf Millionen Euro wird das Center aufgemöbelt, alleine zwei Millionen Euro entfallen auf die Begrünung des 12.000 Quadratmeter großen Daches, auf das sogar ein Imker mit seinen Bienenvölkern ziehen soll. „Wenn wir die Firmen binden können, dann fangen wir im Center noch in diesem Herbst mit dem Umbau an, sonst im Frühjahr 2018“, sagt Center-Manager Wandrey. Auf dem Dach wird schon seit Wochen gewerkelt.
Wichtigster Mieter Globus will ausziehen: Wie der HEP seine Kunden trotzdem halten will
Den HEP-Inhabern bleibt auch nichts anderes übrig, als das Portemonnaie zu öffnen. HEP gleich Globus, so sei das im Verständnis der meisten Leute, sagt Wandrey. Der wichtigste Ankermieter bestimmt das Image, die anderen 60 Mieter in der Ladenzeile schwirren zum Teil unter dem Radar.
Doch Globus wird wohl bis 2020 ausziehen und auf einem ehemaligen Industriegelände in der Diesel-Straße einen Markt bauen.
Es war ein Paukenschlag: Mit seiner Ankündigung, den HEP in Bruckdorf verlassen zu wollen, hatte Globus das Center kalt erwischt. Anfang Juni hatte Globus-Manager René Klauer, der den Markt im HEP leitet, dann erstmals in der MZ detailliert über den Umzug und das neue Konzept für den Standort in der Dieselstraße berichtet.
Dort soll der neue Markt eine Verkaufsfläche von rund 9 260 Quadratmetern bekommen. Weitere 600 Quadratmeter in dem Center werden für kleine Geschäfte reserviert - wie eine Apotheke oder einen Friseur.
In der neuen Strategie wendet sich Globus vor allem heimischen Erzeugern zu und wird selbst zum Produzenten. So soll es eine eigene Metzgerei und eine Bäckerei geben.
Kunden kaufen ihre Lebensmittel direkt vom Erzeuger oder können im Globus-Restaurant essen. Produziert wird hinter Glas, das macht die Fertigung transparent - dieses Konzept kennt man schon von der Halloren-Schokoladenfabrik.
Auf Baurecht hofft Globus bis Ende 2018, denn auf dem Gelände in der Dieselstraße muss nicht nur das neue Objekt nach oben gezogen werden. Der alte Baumarkt, 2014 geschlossen, wird ebenso abgerissen wie alte Industriehallen.
Von 1923 bis 1994 war auf dem Grundstück ein Tanklager in Betrieb. Von dort sickerten Treibstoffe in das Erdreich bis hinunter in das Grundwasser. Die kontaminierte Fläche muss ausgetauscht werden.
Im Rechtsstreit mit dem HEP wird mit Spannung die Gerichtsverhandlung am 27. September erwartet. Das HEP hatte Globus zum Ende dieses Jahres gekündigt. Allgemein wird erwartet, dass Globus bis 2020 in Bruckdorf bleiben kann. Dann läuft der Mietvertrag aus.
Bekommt Globus die Baugenehmigung für die Dieselstraße, will das Unternehmen darauf verzichten, die Option zur Vertragsverlängerung im HEP bis 2025 zu ziehen.
Die Umstände des Standortwechsels und die Vertragsmodalitäten zwischen HEP und Globus mündeten in einem Rechtsstreit, der am 27. September vor dem Landgericht verhandelt wird.
Das will der HEP mit dem neuen Ambiente erreichen
Wandrey bleibt dabei: Der Abschied von Globus bis 2020 ist für den HEP die große Chance, als Center mit einem breiten Angebot ins Bewusstsein der Hallenser zu rücken. Nach wie vor hat Wandrey nach eigenen Aussagen zwei Interessenten für die Globus-Nachfolge an der Angel. Und er spricht über die Pläne, die die Investoren hätten. „Das Konzept hat es in sich und wird die Kunden überraschen.“
Klar sei aber auch, dass Globus in der Dieselstraße als Konkurrent ein hartes Brett sei - für alle Händler im südlichen Halle.
Sperrung der B6 hat dem HEP zugesetzt, aber weniger geschadet als befürchtet
Furcht hatten die Händler im HEP auch vor der dreimonatigen Vollsperrung der B 6 seit Juli durch die Baustelle der Bahn. Am 12. September soll die Bundesstraße wieder frei sein. „Wir haben die Zeit mit einem blauen Auge überstanden“, zeigt sich Wandrey erleichtert.
Man habe mit Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent gerechnet, weil Bruckdorf nicht mehr so einfach zu erreichen ist. Der Verlust liege tatsächlich zwischen acht und zehn Prozent, das haben Umfragen unter den Mietern im HEP ergeben. Bei durchschnittlich 12.000 Kunden pro Tag fehlen demnach rund 1.000 Personen und ihre Kaufkraft. „Das tut dann schon weh, zumal die Betriebskosten ja die gleichen bleiben“, sagt Wandrey.
HEP baut Kindergarten für Nachwuchs der 600 Beschäftigten
Das aber wohl spektakulärste neue Projekt im Center ist ein Kindergarten für den Nachwuchs der 600 Beschäftigten, die im Center arbeiten, und für große Firmen in der Nachbarschaft wie die Allianz. Mit der Kinder- und Jugendwerkstatt „Frohe Zukunft“ hat der HEP auch einen Betreiber gefunden. „Unsere Bedarfsanalyse hat ergeben, dass wir 112 Plätze anbieten könnten“, sagt Wandrey.
Aktuell befinde man sich in Gesprächen mit der Stadtverwaltung. Von dort benötigt der HEP die Genehmigung. „Im Prinzip stehen wir in den Startlöchern und könnten zeitnah loslegen“, so Wandrey. Die Kita soll in die ehemalige Disco einziehen. Dieser Gebäudeteil habe den Vorteil, dass dort alle Sicherheitseinrichtungen bereits auf Massenveranstaltungen ausgerichtet seien. Die Kita könnte in den Alltag des Centers einbezogen werden, die Mädchen und Jungen bei Festen auftreten.
Apropos Feste: An den Heppy-Samstagen will Wandrey festhalten, allerdings wohl die Öffnungszeiten an diesen Veranstaltungstagen bis 18 Uhr begrenzen, weil danach nur noch sehr wenig Publikum komme. „Verkaufsoffene Sonntage sind auch nicht unser Ding, da sie kaum mehr Umsatz bringen“, sagt Wandrey und hat die Hoffnung, dass der HEP doch noch ein Ort zum Flanieren wird. (mz)