Heimliche Hallenser Heimliche Hallenser: Komödienkönig Curt Goetz als "frechster Gast"

Halle (Saale) - Viele in Halle verstehen "immer nur Bahnhof", wenn sie seinen Namen hören. Was mit einem bestimmten Satz zu tun hat, den der Mann einmal über Halle gesagt hat - und in dem das Wort Bahnhof eine unselige, manche sagen "missverständliche" Rolle spielt
Dabei war "der mit dem Bahnhof" alles andere als ein Bahnbeamter, viel mehr war er eine Art Bahnbrecher - etwa was eine neue Lustspiel-Lust im Theater und was die Komödientauglichkeit des seinerzeit noch relativ jungen Mediums Fernsehen anging.
Goetz als Pennäler ausgerechnet in der Saalestadt
Die Rede ist von Curt Goetz, demjenigen unter den "heimlichen Hallensern", der der Stadt etliche seiner Jugenderinnerungen widmete, weil er hier die vielleicht wichtigsten Stunden seiner jungen Jahre verbringen durfte.
Damit sind gar nicht mal jene Stunden gemeint, die sich aus schulischen Pflichten ergaben, denen Goetz als Pennäler ausgerechnet in der Saalestadt nachzukommen hatte, weil seine Mutter als Witwe hierhin zurückgekehrt war, um eine Privatklinik zu leiten. Und auch weniger jene Reifeprüfung namens Abitur, die er am Städtischen Gymnasium 1906 ablegte - um kurz darauf - dann freilich schon in Berlin - mit privatem Schauspielunterricht und dann nahtlos mit seiner Theaterkarriere als Darsteller und Autor zu beginnen.
Weg von Halle/Saale-Hauptbahnhof und hinaus in die Welt
Doch bevor er den für seine Lebenslaufbahn entscheidenden Zug nahm - weg von Halle/Saale-Hauptbahnhof und hinaus in die Welt -, hatte Halle wohl doch noch einiges für ihn zu bieten. Oder, Herr Goetz?
Hören wir ihn selbst: "Die Hallenserinnen bestachen nicht so sehr durch ihre Schönheit als durch ihre Natürlichkeit, mit der sie sich gaben - so oft man nur wollte." Ob Halles demnach frechster Gymnasiast aller Zeiten hierbei auch die alte Frage im Blick hatte, ob (bei Frauen) mehr die Schönheit oder eher "innere Werte" zählen sollten, ist nicht überliefert.
Frühreife auch in der dichterischen Freiheit
Doch ohne ihm die Frühreife auch in der dichterischen Freiheit abzusprechen, lässt der Satz zwingend darauf schließen, dass ihm Halles wohl nicht immer graziöse Grazien das eine oder andere Liebespraktikum ermöglicht haben dürften - und unvermeidlich eine von ihnen sogar sein Liebes-Debüt.
Der Dank dafür hätte eine zuckersüße Halle-Ode oder eine Dank-Lobpreisung sein können, ja müssen! Doch was kam stattdessen von Goetz? Sätze wie der von "dem unerträglichen Schwefel und Torfgeruch in der ganzen Stadt" und über eine Luft, die "auch durch die Wiederausatmung der Hallenser nicht besser wurde."
Ein Denkmal für den guten Goetz gibt's hier trotzdem
Ob dies der Grund war für den späteren Komödienkönig und Autor von noch heute berühmten Stücken wie "Das Haus in Montivideo", dann seinerseits in Halle so schnell wie möglich den nächsten Zug zu nehmen und - ja was? Zu verduften!
Sein berüchtigter Bahnhofssatz - übrigens einer der meistzitierten über diese Stadt - lässt es ahnen: Das schönste an Halle sei "jedoch Halles Hauptbahnhof, der infolge seiner Eigenschaft als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt eine ideale Gelegenheit biete, diese Stadt nach allen Himmelsrichtungen hin zu verlassen ..." Tja: Ein Denkmal für den guten Goetz gibt's hier trotzdem.