Heilige Pixelwelt Heilige Pixelwelt: Dom von Halle originalgetreu in Minecraft nachgebaut

Halle (Saale) - Normalerweise ziehen am heutigen Martinstag viele Kinder mit bunten Laternen durch die Straßen und singen Lieder. Doch in diesem Jahr ist das schwierig, weil alle großen Martinsumzüge coronabedingt ausfallen. Die traditionellen Laternenspaziergänge, die häufig von Kirchengemeinden organisiert werden, müssen deshalb anders stattfinden.
Die Reformierte Domgemeinde Halle ist besonders kreativ geworden, um den Heiligen St. Martin trotz aller Widrigkeiten feiern zu können. Jugendliche aus der Gemeinde haben sich dafür gewissermaßen von der realen Welt entfernt und ihren Dom kurzerhand in einer Welt aufgebaut, in der es kein Coronavirus gibt: In der digitalen Minecraft-Welt. Minecraft ist ein Computerspiel, in dem Nutzer mit virtuellen Bauklötzen aus Erde, Stein, Holz und anderen Materialien nahezu alles errichten können, was sie wollen.
Im Minecraft-Dom muss niemand auf Abstandsregeln achten
Im Minecraft-Dom muss niemand auf Abstandsregeln achten, und Masken sind gar nicht erst programmiert worden. Allerdings ist der Ort bislang noch nicht öffentlich verfügbar, daran arbeiten die Jugendlichen derzeit noch. Zu sehen ist er dennoch und zwar in einem Video, das die Jugendlichen aufgenommen haben. „Es ging eigentlich ziemlich schnell, den Dom zu bauen, und es hat Spaß gemacht“, sagt der 11-jährige Georg Noetzel.
Er hat zusammen mit zwei anderen Jungs nicht nur virtuell Blöcke gestapelt, sondern auch die Geschichte des barmherzigen Ritters St. Martin nachgespielt, der seinen Mantel für einen armen Mann zerteilt. Zwar gibt es in der Minecraft-Welt keine Möglichkeit, einen Mantel zu zerteilen, aber Spieler können untereinander Rüstungen tauschen. In dem Youtube-Video ist dieser Akt der Barmherzigkeit auch deutlich zu erkennen.
1271 als dominikanische Klosterkirche gebaut
Der Dom, der in der echten Welt im Jahr 1271 als dominikanische Klosterkirche gebaut wurde, sieht digital zwar etwas grobschlächtiger aus als in Natura, aber er hat nahezu alle entscheidenden Eigenschaften: Es gibt Bänke, eine Orgel, eine Kanzel, den Altar-Tisch und sogar steinerne Figuren an den Säulen. Um alles originalgetreu nachbauen zu können, sind die Jugendlichen oft im Dom gewesen, haben Fotos gemacht und viel herumprobiert.
„Natürlich haben Computerspiele Risiken, aber man sollte auch die Chancen sehen und die positiven Effekte nutzen“, sagt Constantin Plaul, ehemaliger Vikar der Domgemeinde und Vater eines an dem Projekt beteiligten Jugendlichen. „Ob als Buch gedruckt oder digital auf einem Bildschirm - Kirche war schon immer auf mediale Vermittlung angewiesen“, sagt er. Auf Initiative Plauls hatte die Gemeinde 2018 angefangen, einen Minecraft-Server zu mieten, um so spielerisch die Jugendarbeit voran zu bringen. Wer beim Minecraft-Projekt mitmachen möchte, kann sich bei der Domgemeinde melden. (mz)