1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Siebenjährige im Heidesee ertrunken: Heidesee Halle: Siebenjährige bei Hortausflug ertrunken

Siebenjährige im Heidesee ertrunken Heidesee Halle: Siebenjährige bei Hortausflug ertrunken

Von Oliver Müller-Lorey 02.08.2017, 09:15
Einen Tag nach dem tödlichen Badeunfall im Heidesee spielten am Dienstag wieder Kinder im Wasser.
Einen Tag nach dem tödlichen Badeunfall im Heidesee spielten am Dienstag wieder Kinder im Wasser. Holger John / VIADATA Photo

Halle (Saale) - Es wirkt wie ein unbeschwerter Badetag in den Ferien: Am Dienstagmittag planschen Kinder mit Schwimmflügeln im Nietlebener Heidesee, Erwachsene liegen auf Handtüchern und genießen die Sonne.

Doch wer häufiger ins Heidebad von Mathias Nobel kommt, merkt: Es fehlt etwas. Es läuft keine Musik - und das hat einen Grund.

Dort, wo am Dienstag schon wieder Kinder herumtollen, war am Montagmittag ein siebenjähriges Mädchen bei einem Badeausflug mit seiner Hortgruppe ums Leben gekommen. Ein Rettungsschwimmer hatte das Kind im knietiefen Wasser bewegungslos auf dem Grund im Nichtschwimmerbereich gefunden. Alle Versuche, es zu reanimieren, blieben erfolglos.

Nach MZ-Informationen soll nach der Entdeckung des Kindes mehrere Minuten lang und sogar mit Hilfe von Lautsprecherdurchsagen nach einem Verantwortlichen für das Mädchen gesucht worden sein. Die Polizei ermittelt indes unter Hochdruck, wie es zu dem tragischen Unfall kommen konnte. Derzeit werde ein sogenanntes Todesursachen-Ermittlungsverfahren geführt, so Polizeisprecherin Lisa Wirth. Ermittlungen also, die sich nicht gegen konkrete Personen richten.

Mädchen im Heidesee in Halle ertrunken: Staatsanwaltschaft ordnet Obduktion an

Sollten jedoch Einzelpersonen in den Fokus der Ermittler rücken, müsste darüber die Staatsanwaltschaft entscheiden, so Wirth. In einem ersten Schritt hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag die Obduktion des Mädchens angeordnet. Sie soll am Mittwoch stattfinden.

„Die Obduktion ist sehr wichtig. Das Ergebnis entscheidet über die weiteren Maßnahmen“, sagte Wirth. Noch sei schließlich nicht geklärt, ob das Mädchen tatsächlich ertrunken oder eines natürlichen Todes gestorben sei.

Bei den Ermittlungen wird die Polizei auch Zeugen befragen. Das könnten Wirth zufolge nicht nur die direkten Beteiligten, sondern auch gewöhnliche Badegäste sein.

Allerdings könnte es dabei Schwierigkeiten geben. Denn die Beamten seien erst spät am Unfallort angekommen. „Das liegt nicht daran, dass wir uns Zeit gelassen haben, sondern daran, dass wir so spät informiert wurden. Wir haben erst Kenntnis von dem Vorfall erlangt, als das Mädchen im Krankenhaus war.“

Es sei ärgerlich, dass die Polizei erst so spät gerufen worden sei. Möglicherweise sind Badegäste, die etwas Wichtiges gesehen haben, so schon nach Hause gegangen, bevor die Polizei sie befragen konnte.

Mädchen bei Hortausflug im Heidesee ertrunken: Träger des Horts weist Schuld von sich 

Der Träger des Horts, der Kreisverband Halle-Saalekreis-Mansfelder Land des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), wies am Dienstag jede Schuld von sich. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es aus unserer Sicht definitiv keine Verstöße gegen die Aufsichtspflicht“, so Tobias Heinicke, stellvertretender Kreisgeschäftsführer.

Ihm zufolge seien sechs Betreuer mit knapp 30 Kindern am See gewesen. Interne Regelungen würden vorschreiben, dass Erzieher bei Badeausflügen mit ins Wasser gehen. Auch am Montag sei alles vorschriftsmäßig abgelaufen. „Alles war, soweit man das sagen kann, korrekt“, sagte Heinicke.

Auf die Frage, wie es trotzdem passieren konnte, dass ein Kind zunächst unbemerkt unter Wasser bleibt, sagte er: „Durch einen tragischen Unfall.“ Es gebe Situationen, in denen man nicht mitbekomme, dass ein Kind untergehe.

Heinicke stellte sich vor die Erzieher, die am Montag Aufsicht hatten: „Es liegt kein Grund für eine Suspendierung vor.“ Bei den Betreuern handle es sich ausnahmslos um „vorschriftsmäßig ausgebildete Erzieher“.

Mädchen ertrink im Heidebad Halle: Badbetreiber geschockt

Bei Badbetreiber Nobel, der immer noch geschockt über den Vorfall ist, stand am Dienstag das Telefon nicht still. Gäste erkundigten sich, ob er trotz allem geöffnet habe.

Und auch das gab es: Kindergärtnerin Carola Kelz war mit einer elfköpfigen Gruppe und insgesamt drei Aufsichtspersonen im Heidebad. „Man muss wach sein. Das ist ganz wichtig. Wir haben das Wichtigste der Familien in der Verantwortung.“ Aber gemeinsam mit den Kindern zu schwimmen, sei sehr förderlich, es erzeuge eine besondere Bindung. „Das sollte man sich nicht vergeben“, so Kelz. Sie will auch weiterhin mit ihren Kita-Kindern zum Baden an den Heidesee kommen.

Blick auf den Heidesee im halleschen Stadtteil Nietleben
Blick auf den Heidesee im halleschen Stadtteil Nietleben
Silvio Kison
Einen Tag nach dem tödlichen Badeunfall im Heidesee spielten am Dienstag wieder Kinder im Wasser.
Einen Tag nach dem tödlichen Badeunfall im Heidesee spielten am Dienstag wieder Kinder im Wasser.
Holger John
Heidesee in Halle
Heidesee in Halle
TV Halle
Das Heidebad
Das Heidebad
Thomas Meinicke/Archiv