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Havag in Halle Havag in Halle: Neue Straßenbahnen ohne Klimaanlage

Von MICHAEL FALGOWSKI 18.06.2014, 20:11
Im Sommer wird es in den Bahnen sehr warm.
Im Sommer wird es in den Bahnen sehr warm. G. Bauer Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Rund 1 000 Beschwerden registriert die Hallesche Verkehrs-AG (Havag) im Jahr. Vor allem im Sommer gibt es viele Klagen über große Hitze in den Straßenbahnen. Denn eine Klimaanlage haben die Bahnen nicht und die Kippfenster sind klein.

Die Havag kühlt ihre Wagen ganz bewusst nicht. Man argumentiert mit den hohen Kosten und der Ökologie - und setzt auf geringe Fahrzeiten und kurze Haltestellenabstände. „Wir können verstehen, dass die Temperaturen an besonders heißen Tagen auch in den Bahnen nicht sehr angenehm sind“, so eine Havag-Sprecherin. Doch da sich alle 300 bis 400 Meter die Türen der Straßenbahnen an den Haltestellen öffnen, sei es ökologisch nicht sehr sinnvoll, die Fahrzeuge stark zu klimatisieren. Die in Klimaanlagen erzeugte kühle Luft würde sofort in die Umwelt entweichen. Deshalb soll auch nicht nachgerüstet werden. Denn nachträglich klimatisieren ließe sich die Fahrzeug-Flotte schon. „Technisch ist heute fast alles möglich. Jedoch ist es kaum sinnvoll, Altfahrzeuge nachzurüsten. Denn hier spielt die vorhandene Technik - beispielsweise das Bordnetz - eine wesentliche Rolle“, heißt es.

Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) und die in ihm integrierten Verkehrsunternehmen haben eine WM-Sonderaktion gestartet. An allen Spieltagen der deutschen Mannschaft gelten in der Zeit von 16 Uhr bis 4 Uhr des Folgetages über die Handy-App „easy.GO“ gekaufte Einzelfahrkarten zum Normaltarif (Erwachsene) für zwei Personen. Das WM-Special „Zwei auf eins“ gilt zunächst wieder am Samstag, den 21. Juni (Deutschland – Ghana) und Donnerstag, den 26. Juni (USA – Deutschland). Erreicht die deutsche Elf die nächsten Runden, wird das Sonderangebot auf die weiteren Spieltage unserer Mannschaft ausgedehnt.

Doch auch bei der Bestellung der zwölf modernen Fahrzeuge für insgesamt 29 Millionen Euro war die Klimatisierung des Fahrgastraumes gar nicht Bestandteil der Ausschreibung. Die neuesten Niederflurfahrzeuge verfügen laut Havag lediglich über beidseitige Kippfenster - aus Sicherheitsgründen in bestimmter Größe - und ein verbessertes Lüftungskonzept. Die verbrauchte Luft werde zwar besser nach außen transportiert, ändere allerdings nichts am Wärme- oder Kältegefühl.

Neidisch blicken Halles Fahrgäste nach vorne in die verschlossene und – zu Recht - klimatisierte Kabine des Fahrers. Oder auch nach Leipzig. Auch dort schlagen sich die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) zwar mit der ökologischen und ökonomischen Abwägung einer Klimatisierung herum. Aber von den 260 Wagen haben immerhin 33 einen gekühlten Fahrgastraum. „Es handelt sich aber ausschließlich um die modernsten Stadtbahnfahrzeuge, Classic XXL genannt“, sagt Marc Backhaus von den LVB. „In der Beschaffung neuer Straßenbahnwagen setzen die LVB auf energieeffiziente Klimaanlagen mit intelligenter Steuerung in Kombination mit weiteren Maßnahmen wie einer energieeffizienten Fahrzeugkonstruktion.“

In Halle wird indes weiter nicht gekühlt. Welche Temperaturen an wirklich heißen Tagen in den Havag-Zügen herrschen, weiß man bei der Havag übrigens angeblich nicht. „In den Fahrzeugen befinden sich keine Thermometer, so dass wir weder niedrige noch hohe Temperaturen messen können“, heißt es. Das ist jedoch nicht mehr richtig. Denn Deutscher Wetterdienst und Havag haben vor einigen Tagen ein einzigartiges Klimaprojekt in Halle gestartet - Fühler an drei Straßenbahn-Zügen messen unter anderem die Temperatur - außen. In einer dieser Bahnen wird auch innen gemessen.