Fahrrad-Chaos am Bahnhof Hauptbahnhof Halle (Saale): So soll das neue Fahrradparkhaus aussehen
Halle (Saale) - Wer derzeit sein Fahrrad am Hauptbahnhof abstellen will, braucht starke Nerven: Die Räder an den Ständern parken oftmals schon in zweiter Reihe, wer tatsächlich noch einen Platz findet, muss teils Tetris-artig sein Rad zwischen die anderen schieben.
Und wenn man es nicht an den Ständern unter den Gleisen unterbekommt, sondern unter freiem Himmel an der Seite des Bahnhofsvorplatzes, darf man hoffen, dass es nicht zwischenzeitlich regnet. Damit soll bald Schluss sein: Die Pläne für ein Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof werden konkreter.
Fahrradparkhaus in Halle (Saale): Im Gespräch sind zwei Varianten
Auf der Grünfläche zwischen Busbahnhof und Hans-Dietrich-Genscher-Platz soll das erste Fahrradparkhaus der Stadt entstehen. Im Gespräch sind dabei zwei Varianten: Ein breiteres Gebäude mit zwei Stockwerken oder ein schmaleres mit zwei Stockwerken. Auf jedem Stockwerk sollen zwei Räder übereinander Platz finden. Wie Baudezernent Uwe Stäglin (SPD) auf der Beigeordnetenkonferenz erklärte, stünden die Zeichen derzeit auf die schmalere Variante.
1,4 Millionen Euro will die Stadt für den Bau in die Hand nehmen. Dabei kalkuliere man schon sparsam: Vorgesehen ist ein Leichtbau mit Fassadenverkleidung. „Man darf hier keinen Architekturwettbewerb erwarten“, sagte Stäglin.
Fahhradparkhaus in Halle (Saale): Das Parkhaus funktioniert rein mechanisch
Für die Wartung sollen ab dem Haushaltsjahr 2019 rund 104.000 Euro jährlich anfallen. Damit würde zum einen die Reinigung des Parkhauses und der Zufahrtswege abgedeckt. Zum anderen muss die Anlage gewartet werden: „Das Parkhaus funktioniert rein mechanisch. Das ist robust, andererseits braucht es dadurch auch Wartung und Pflege.“ Das Geld dafür soll aus dem Haushalt kommen - was bedeutet, dass die Nutzung des Parkhauses für die Fahrradfahrer kostenlos sein soll.
Die CDU/FDP-Fraktion im Stadtrat begrüßte die Pläne grundsätzlich - zeigte sich aber skeptisch angesichts der Finanzierung. „Es ist noch völlig ungeklärt, woher das Geld für die Unterhaltungskosten kommen soll - vor allem, wenn die Nutzung kostenlos sein soll“, sagte Christoph Bernstiel, stellvertretender Vorsitzender im Stadtentwicklungsausschuss und Bundestagsabgeordneter, der MZ. Außerdem warf er eine weitere, grundsätzliche Frage in den Ring: Warum soll überhaupt die Stadt Halle das Parkhaus bauen und betreiben - und nicht die Deutsche Bahn? „Schließlich nutzen vorrangig die Bahn-Kunden das Parkhaus“, so Bernstiel. Damit sei zudem eine weitere Frage verbunden: „Wenn die Stadt Betreiber des Fahrradparkhauses ist, ist sie dann auch in der Pflicht, wenn darin Räder geklaut oder beschädigt werden?“
Fahhradparkhaus in Halle (Saale): Grüne hatten die Idee schon 1996
Einen Beigeschmack hat die Diskussion auch für die Grünen-Fraktion. Denn ganz neu sind die Pläne nicht: Die Grünen hatten bereits im Jahr 1996 im Stadtrat angeschoben, den Bau eines Fahrradparkhauses zu prüfen. Das wurde aber immer wieder verschoben - 21 Jahre lang. Die Diskussion ist jetzt wieder aufgekommen, weil die Straßenbahnschienen auf dem Hans-Dietrich-Genscher-Platz im Zuge des Stadtbahnprogramms um ein Gleis erweitert werden sollen.
Die Fahrradständer unter den Gleisen fallen damit ersatzlos weg - und ein Parkhaus wird umso notwendiger. „Es ist gut, dass das jetzt auf den Weg kommt, nach so vielen Jahren“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christian Feigl der MZ. „Wenn wir die Verkehrswende hinbekommen, die Feinstaub- und die Lärmbelästigung senken wollen, dann müssen wir in andere, saubere Verkehrsmittel investieren.“ Dass dafür wieder ein Stück Grünfläche verschwinde - ein Umstand, denn die Fraktion an anderer Stelle gern kritisiert - sei ein Kompromiss, denn man eingehen könne. (mz)