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Sachbeschädigung und Körperverletzung Hat Angeklagter im Rausch zugetreten?

26.04.2021, 08:40
Im Saal des Landgerichts: Angeklagter (r.) und Verteidiger.
Im Saal des Landgerichts: Angeklagter (r.) und Verteidiger. Foto: Herold-Stolze

Halle (Saale) - Acht Straftaten in gut drei Monaten - nicht, dass der Angeklagte nicht noch mehr auf dem Kerbholz hätte. Seit Freitag aber muss sich der 29-Jährige vor dem Landgericht in Halle wegen dieser Delikte verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Sachbeschädigung, vierfache Körperverletzung, Bedrohung sowie zwei Mal Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, in seinem Fall mit Beleidigung, vor.

Zwischen Ende April und Anfang August vergangenen Jahres soll sich abgespielt haben, weshalb er angeklagt ist. Unter anderem geht es darum, dass er einem Nachbarn in der Neustadt den Autospiegel abgetreten hatte. An einem anderen Tag soll er eine schwangere Frau getreten haben, so dass sie zu Boden ging und sie dann in den Bauch getreten haben. Das Opfer benötigte danach ärztliche Hilfe. Ein weiterer Anklagepunkt lautet, er habe eine andere Frau in der Straßenbahn ohne erkennbaren Grund gegen die Tür der Tram gestoßen.

„Er bestreitet die Dinge nicht. Er kann sich nur nicht erinnern.“

Bei der Polizei hat sich der Mann nicht zu den Vorwürfen geäußert. Zu Prozessbeginn ist das anders. Verteidiger Peter Reinhold erklärt im Namen seines Mandanten: „Er bestreitet die Dinge nicht. Er kann sich nur nicht erinnern.“ Da meldet sich der 29-Jährige plötzlich selbst zu Wort: „Wenn die Zeugen sagen, dass ich den Spiegel abgetreten habe, wird es so sein. Aber es ist so lange her.“

Diese Tat liegt nächsten Freitag ein Jahr zurück, und der Vorsitzende Richter Jan Stengel will den angegebenen Erinnerungslücken auf den Grund gehen. Als der Angeklagte aus seinem Leben berichtet, das in Halle begann und sich in Bayern fortsetzte, bis er zurückkehrte, ist mehrfach von der illegalen Droge Crystal Meth die Rede. 0,3 bis 0,4 Gramm davon habe er im Tatzeitraum pro Tag konsumiert. Erste Erfahrungen mit der Droge machte er nach eigenen Angaben mit 23?Jahren. „Aber da war es eine Hin-und-Wieder-Geschichte“, sagt der Angeklagte. Häufiger habe er die Droge erst später genommen. „Aber jetzt nicht mehr. Silvester habe ich zum letzten Mal konsumiert. Wirklich.“

Aggressiv und aufbrausend

Mehrere Zeugen beschreiben ihn am ersten Prozesstag als aggressiv und aufbrausend. Sie habe den Eindruck gehabt, dass mit dem Mann etwas nicht stimmt, berichtet etwa die Frau, die er in der Straßenbahn gestoßen haben soll. Er habe ihren mitfahrenden Sohn derart verstört, dass der für eine ganze Weile nicht mehr allein mit der Straßenbahn fahren wollte. Nach diesem Vorfall ergab ein Test beim Angeklagten laut einem ebenfalls als Zeugen gehörten Polizisten einen Blutalkoholwert von zwei Promille.

Wenn er verurteilt wird, dann drohen dem Mann bis zu fünf Jahre Haft. In Frage kommt auch die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung: Mit Hilfe eines psychiatrischen Gutachtens soll geklärt werden, ob er möglicherweise vermindert schuldfähig war. Das Verfahren gegen ihn wird am 5. Mai mit der Anhörung weiterer Zeugen fortgesetzt. (mz/Annette Herold-Stolze)