Harlem Gospel Singers Harlem Gospel Singers: Skurriler Musik-Mix in perfekter Show
Halle/MZ. - Wenn die Harlem Gospel Singers irgendwo in der Welt oder - wie am Samstag - im Steintor-Varieté gastieren, dann heißt das natürlich immer auch Show. Mit der etwas unbescheidenen Zeile "Die großartigste Gospelshow der Welt" hatten die acht Sänger samt Band für ihr Konzert geworben. Doch mit dem, was Gospels ursprünglich waren - verinnerlichte, improvisierte, afroamerikanische Gemeindelieder - hat die Musik der Gruppe nur noch wenig gemein. Wer sich von der spektakulären Show mit grellen Lichteffekten, Kostümwechsel, zuweilen etwas aufgesetzt wirkender Fröhlichkeit, Aerobic- und Cheerleader-Elementen nicht täuschen ließ, erkannte eine skurrile Mischung aus säuselndem Pop, Rap, Musical und einfachsten Vor- und Nachsänger-Sequenzen. Musikalisch blieb die Gruppe aus Harlem etwas hinter ihrem eigenen Anspruch zurück. Gospel-Ensembles wie "Chanticleer" spielen da wohl doch in einer anderen Liga.
Bisweilen drangen die Musiker aber doch zum Wesen der Gospelmusik vor. So in dem berührenden Männerchor-Solo "I''m holding", das mit einem beinahe geflüsterten Zwiegespräch auf dem Boden begann und sich in einem rhythmisch-ekstatischen Schreigesang entfaltete. Oder in unbegleiteten Gesängen wie "I want Jesus to walk with me", als die Solosänger ihre Meisterschaft bewiesen, die ansonsten im Klangrausch der vom Schlagzeug dominierten Band unterging. Hier konnte das vom Konzert größtenteils sehr angetane Publikum auch die erstaunlichen Vokalfärbungen, die kunstvoll angeschliffenen Töne und die Emotionalität der Sänger genießen. Ein Erlebnis war auch das Auskosten der Schluss-Sequenzen mit improvisierten Verzierungen.
An anderen Stellen des Konzerts stand aber eher die Kunst der Sänger im Vordergrund, sich selber zu feiern: im Glitzerkostüm mit pathetischen Gesten. Das Publikum feierte da etwas zögernd mit. Bei dem Standard "Oh when the Saints" dauerte es ganze zehn Minuten bis der Saal stand. Aber bald darauf, als der Pianist seine Hände wie ein Lasso über dem Kopf schwang, und seinen Fuß lässig auf die Tastatur lehnte, tobte der Steintor-Saal. Da bedauerte wohl mancher, dass er keinen Platz zum Tanzen hatte.
Am Ende brachte das Konzert zumindest zweierlei: Die Afro-Amerikaner hatten ihr hallesches Publikum aus der Winter-Lethargie gerissen und dazu noch eine Botschaft an den Mann bringen - Frieden und Freundschaft auf Erden.