Harald Korall Harald Korall: Einer der bekanntesten ostdeutschen Krimi-Autoren ist tot
Halle (Saale) - Ein letzter Blick auf eine bunte, lebendige, harmonische Stadt blieb ihm verwehrt. Denn von seinem letzten Domizil aus, einem Altenheim über der Saale, hätte Harald Korall das Treiben des Laternenfests mit Bootskorso verfolgen können. Es sollte nicht sein, denn am Mittwoch ist er - einer der bekanntesten und prägendsten halleschen Autoren seiner Zeit - gestorben: als 85-Jähriger.
Geboren am Rande Thüringens im Kreis Artern, kam Korall über Jena, den Ort seines Studiums (Germanistik, Pädagogik, Psychologie), nach Halle, wo er seit 1959 gelebt und zunächst in Verlagen gearbeitet hat - als Lektor, Herausgeber und bald auch als Autor. Als solcher war Korall bereits namhaft und erfolgreich, als er sich im zarten Alter von 54 in die Freiberuflichkeit wagte.
Insbesondere die akribisch recherchierte und analytisch reflektierte Schilderung authentischer Kriminalfälle war sein literarisches Geschäft: „Die Tote an der Waisenhausmauer“ steht beispielhaft für diese Art von Halle-Krimis, deren lokale oder regionale Anbindung sich nicht aus einer willkürlichen oder naheliegenden Entscheidung des Autors ergeben hat, sondern aus der Tatsache, dass es sich jeweils um „tatsächliche Kriminalfälle“ handelte, wie schon die Untertitel mehrerer Kurzkrimi-Bände dieses Autors verraten.
Ab 1990 hat sich Harald Korall dann für die regionale Literaturszene engagiert, maßgeblich am Aufbau neuer Strukturen mitgewirkt und den „Förderkreis der Schriftsteller“ mit gegründet. Auch wie den neuen, nämlich wirtschaftlichen Problemen bei Veröffentlichungen abgeholfen werden konnte, wusste Korall - und betreute die neue Reihe „Hallesche Autorenhefte“.
Doch nicht nur seiner Verdienste wegen war Korall in Autorenkreisen sehr geachtet. Als hoch engagierten Kollegen und hoch kompetenten Mentor schildert ihn Christina Seidel, deren Schriftsteller-Laufbahn einst in einem von Harald Korall geleiteten „Zirkel schreibender Arbeiter“ begonnen hatte.
Und auch Kurt Wünsch, Mitstreiter im Förderkreis, würdigt den Nestor des Halle-Krimis als einen Mann, der sich um Halles Literatur „wirklich große Verdienste“ erworben hat. (mz)