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Berühmter Sohn der Stadt Hans-Dietrich Genscher: Die Herderschule in Halle (Saale) trägt jetzt den Namen des berühmten Politikers

Von Detlef Färber 28.10.2017, 11:27
Fahnen schwenkende Halloren eröffneten die Feier in der Aula, die am Freitagabend mit einem Ball enden sollte.
Fahnen schwenkende Halloren eröffneten die Feier in der Aula, die am Freitagabend mit einem Ball enden sollte. Winkler

Halle (Saale) - Zur Feier des Tages kam Johann Gottfried Herder doch noch mal zu Wort - und zwar auf schönste Weise. Denn der Schulchor des bisherigen Herdergymnasiums sang aus der Sammlung „Stimmen der Völker in Liedern“ des bisherigen Namensgebers der Schule den berühmten Sehnsuchtssong „Wenn ich ein Vöglein wär, und auch zwei Flügel hätt’, flög ich zu Dir“ - komponiert übrigens vom berühmten halleschen Komponisten Johann Friedrich Reichardt.

Hans-Dietrich Genscher ging auch in die ehemalige Herderschule

Das hätte Hans-Dietrich Genscher gefallen, jenem Hallenser, der im Dienste der deutschen Außenpolitik und für die Überwindung der Teilung Europas wie kaum ein anderer um die Welt fliegen musste. Und am Freitag ist er nun heimgekehrt: Heimgekehrt als Namenspatron jener Schule, in der die Ausbildung und Entwicklung des gebürtigen Reideburgers zu einem der prägenden Akteure der deutschen Nachkriegspolitik begonnen hatte - begonnen vor über 80 Jahren.

Vor der Umbenennung gab es Kontroversen

Daran konnte sich zumindest einer von denen, die gekommen waren, noch erinnern: Günther Fugmann, Genschers letzter und bester Schulkamerad, der ihn als „klugen, einfallsreichen und humorvollen Mitschüler“ schildert. Und Genscher habe sich - was ja inzwischen selten zu sein scheint - „immer schnell kundig gemacht, wenn er doch mal was nicht wusste.“

Nicht gewusst hat übrigens auch Genschers Heimatstadt eine ganze Weile lang, wie genau sie ihn, einen der bedeutendsten Söhne Halles, ehren sollte. Nachdem der Langzeitaußenminister (1974-92) im März 2016 89-jährig gestorben war, hatte es in der Schule, in der Stadt und im Stadtrat durchaus kontroverse Debatten gegeben.

Witwe Barbara Genscher und der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel waren Ehrengäste

Doch inzwischen heißt der zuvor namenlos gewesene Bahnhofsvorplatz nach Genscher - woraufhin sich auch in der Schule und um sie herum die Ansicht durchsetzte, dass eine Umbenennung für Genscher keinesfalls ein Votum gegen Herder wäre. Für diese Lösung hatte sich eine große Gruppe von Schülern, Eltern und Lehrern mächtig ins Zeug gelegt  - und erfolgreich letzten Endes!

Mit einem angenehmen Nebeneffekt übrigens: Schulleiter Günter Eckert ließ in seiner launigen Begrüßung bei der Feierstunde - zu der auch Barbara Genscher, die Witwe, und Klaus Kinkel, der Amtsnachfolger als Außenminister angereist waren - anklingen, dass dies bereits die dritte große Feier binnen zehn Jahren sei: nach den beiden Hundertjahrfeiern der Schule (gegründet 1909) und des Schulgebäudes (eröffnet 1913). Was durchaus auch auf eine fröhliche und feierfreudige Schulgemeinschaft schließen lässt.

Bamberger Künstler Cleff III. porträtierte seinen alten Freund Hans-Dietrich Genscher

Festakt zur Namensverleihung Hans-Dietrich Genscher-Gymnasium, Klassenkamerad H-D Genschers Foto Lutz Winkler txt detlef

Winkler

Barbara Genscher (r.), die Witwe des neuen Namenspatrons, mit der Lehrerin und Mitinitiatorin der Umbenennung, Sabine Schwarz, und dem Genscher-Freund und Porträtisten Cleff III., von dem das Bildnis stammt.

Festakt zur Namensverleihung Hans-Dietrich Genscher-Gymnasium, Klassenkamerad H-D Genschers Foto Lutz Winkler txt detlef

Winkler

Barbara Genscher (r.), die Witwe des neuen Namenspatrons, mit der Lehrerin und Mitinitiatorin der Umbenennung, Sabine Schwarz, und dem Genscher-Freund und Porträtisten Cleff III., von dem das Bildnis stammt.

Die wiederum passt wohl gut zu Genscher, den man auch in der damaligen Hauptstadt Bonn und in den Hauptstädten der Welt, nicht nur als klugen Verhandler, sondern auch als witzigen und geselligen Menschen kannte. Auch der Genscher-Freund und Porträtist Cleff III. rühmt an seinem berühmtesten Modell eben dies: „Sein heiterer und wissender Blick hat mich immer fasziniert“, so der Bamberger Kunstmaler, dessen Genscher-Bild nun das Gymnasium zieren wird.

Die Festrede hielt Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand

Der Festredner des Tages, Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), verwies dagegen darauf, „wie stolz“ Genscher stets auf Halle gewesen sei - und ermunterte die Schüler dies auch zu sein. Und wenn’s geht in Halle zu studieren. „Und zu bleiben!“ (mz)