Händels Film-Nichte ist Jonathan aus Leipzig
Halle/MZ. - Angereist aus London, wo er eben seinen Rinaldo unter großem Beifall uraufgeführt hat. Noch einmal kommt er in seine Geburtsstadt - zur Taufe seiner Nichte Friederike Johanna, deren Pate er wird und die später Erbin seines nicht unbeträchtlichen Vermögens werden wird. Denn Händel hat keine eigene Familie gegründet.
Am Freitagmittag wurde die Taufszene in der Marktkirche gedreht. Und zwar für einen Film, den der MDR im Herbst in Reihe "Geschichte Mitteldeutschlands" zeigen wird. 45 Minuten, in denen es um den "verschwiegenen Privatmann" gehen soll. Wie lebte der Mann, was inspirierte ihn, was könnte er verborgen haben? Wen liebte er?
Autorin Winifred König und Regisseur Dirk Otto gehen diesen Fragen nach und drehen dabei außer in Halle noch in Dornburg, Freyburg und Gotha aber auch in London, Florenz, Rom und Venedig. Was man zum Schluss erfahren wird über den privaten Händel soll natürlich noch nicht verraten werden.
Drei Szenen, die hallesche Zeit betreffend, waren am Freitag in der Kirche zu drehen, eine im Händelhaus. Dabei wird der Meister von jemandem dargestellt, der sonst eher nicht in diesem Metier zu Hause ist: Jost Pieper. Denen, die sich bei Serien auskennen, sicher bekannt aus der ZDF-Reihe "Wege zum Glück". Was ihn dazu bewogen hat, Händel zu spielen? "Das Angebot hat mich sofort interessiert, es bringt Abwechslung. Ich mag Barockmusik, zwar bin ich großer Bach-Enthusiast, aber ein Bach-Angebot war gerade nicht in Sicht ...", sagt er. Und verweist auch darauf, dass es nicht das erste Mal ist, dass er in Halle agiert. "Als Schauspielschüler in Leipzig haben wir 1998 in Halle Sommertheater gespielt", erinnert er sich, ehe er sich wieder den Dreharbeiten zuwendet.
Hier zieht allerdings auch jemand die besondere Aufmerksamkeit auf sich, der noch durch durch keine Fernsehsendung bekannt wurde: Jonathan Kretzschmar. Um ihn dreht sich sozusagen erstmal alles, denn er ist einer derjenigen, auf den man doch sehr Rücksicht nehmen muss. Auf Diskussionen lässt er sich nicht ein.
Kann er auch gar nicht - mit dreieinhalb Monaten. Jonathan ist mit seinen Eltern Ulrike und Thomas Kretzschmar aus Leipzig angereist, um den Täufling darzustellen. Dass dieser damals weiblich war und den Namen Friederike Johanna trug wird ihn allenfalls später irritieren. Am Freitag nahm er alles äußerst gelassen auf sich. Vielleicht auch, weil seine Eltern Händels Schwester und Schwager darstellten.
Der Film läuft am 7. Oktober, 20.15 Uhr beim MDR.