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Hammerhotel Hammerhotel: Hier kann man in Halle für nur 18,90 Euro übernachten

Von Dirk Skrzypczak 15.03.2019, 05:00
Das Hammerhotel war zuvor der Verwaltungssitz der BWG Halle-Merseburg. Ein Jahr dauerte der Umbau.
Das Hammerhotel war zuvor der Verwaltungssitz der BWG Halle-Merseburg. Ein Jahr dauerte der Umbau. Silvio Kison

Halle (Saale) - Im Hammerhotel in der südlichen Neustadt, direkt am Kaufland-Center, wird noch der Hammer geschwungen. Unter anderem müssen die Jalousien für die Fenster eingebaut werden. Auch fehlt das Mobiliar für den großen Frühstücksraum. „Wir sind auf der Zielgeraden und werden pünktlich fertig“, sagt Uwe Martens, neben Gunnar Schlicht einer von zwei Geschäftsführern der Hotel-Betreibergesellschaft, eine Tochterfirma der Bankimmobilien aus Halle. Der Investor spricht von einem Novum, dem ersten Handwerkerhotel der Region. Am 22. März ist Eröffnung.

Im Dezember 2016 hatten die Bankimmobilien die Liegenschaft zwischen der Johann-Sebastian-Bach-Straße und dem Zollrain übernommen, nachdem die BWG Halle-Merseburg den Komplex verlassen hatte. „Bauarbeiter, Handwerker und Lkw-Fahrer, die auf Montage sind, suchen keinen Luxus für eine Übernachtung. Ihnen reichen zweckmäßig eingerichtete Unterkünfte, die bezahlbar sind“, sagt Schlicht, er ist auch der Chef der Bankimmobilien.

Hammerhotel in Halle: Der Preis ist der Hammer

Und der Preis ist der Hammer. Für unschlagbare 18,90 Euro pro Person kann man im Hotel übernachten. Und dafür muss der Gast kein Handwerker sein. Zum Vergleich: Im B&B Hotel an der Spitze, das als günstig gilt, kostet die Nacht 62 Euro. Kein Wunder, dass die Konkurrenz das Angebot des Hammerhotels mit Skepsis sieht. Schlicht und Martens sind sich hingegen sicher, die richtige Geschäftsidee gefunden zu haben. 1,1 Millionen Euro investieren sie in den Umbau des einstigen Verwaltungsgebäudes.

Das Hotel verfügt nun über 53 Zimmer mit 110 Betten. Eingerichtet sind sie zumeist für zwei. Nur wenige der Räume haben einen eigenen Sanitärbereich. Üblich sind Gemeinschaftsduschen und Toiletten auf den Fluren. Alle Zimmer haben einen Kühlschrank, die Etagen eine Küche zum Selbstbrutzeln. Durch die Reduzierung auf das Wesentliche kommt der Preis zustande.

Hammerhotel in Halle: Es gibt viele Handwerker, die auf Montage sind und in Halle wohnen

„Und der Preis ist ein Argument. Ich denke schon, dass das Hotel angenommen wird. Es gibt viele Handwerker, die auf Montage sind und in Halle wohnen. Alleine in meinem Kehrbezirk in Ammendorf gibt es einige Pensionen mit drei bis vier Zimmern, die an Arbeiter vermietet sind“, sagt Thomas Keindorf, Schornsteinfegermeister und Präsident der Handwerkskammer Halle-Dessau. „Das wirtschaftliche Risiko muss bei diesen Preisen natürlich der Investor tragen.“

Die Bankimmobilien Vertriebsgesellschaft mbH bezeichnet sich als bundesweit agierendes Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Immobilien zu entwickeln. Sitz der Firma ist das ehemalige Bankgebäude an der Waisenhausmauer. In die Schlagzeilen geriet das Unternehmen im August 2017. Damals wurde bekannt, dass die Bankimmobilien das ehemalige Maritim-Hotel auf dem Riebeckplatz kaufen und als Wohnheim für Studenten entwickeln wollen. Zwischen der Gesellschaft und der Maritim GmbH soll es einen unterschriftsreifen Vertrag geben. Allerdings ist das Geschäft bislang nicht abgewickelt worden, weil die Stadt andere Pläne mit dem Maritim hat. Sie will das Objekt als Hotel- und Kongressstandort erhalten. Allerdings ist es dem Oberbürgermeister bislang nicht gelungen, einen Investor zu finden. Die Maritim-Gruppe will verkaufen.

Kann sich das Hotel überhaupt rechnen? Die Bankimmobilien wollen die Herberge selbst betreiben und fünf Vollzeit- sowie drei Teilzeitstellen schaffen. Das Hotel hat W-LAN, Frühstück kann dazugebucht werden. Ein Restaurant gibt es aber nicht. „Ab einer Belegungsquote von 38 Prozent rechnet sich das Haus. Und uns liegen schon viele Anfragen vor. Halle-Neustadt ist ein Sanierungsgebiet. Hier sind viele Arbeiter unterwegs“, sagt Martens.

Hotel für Handwerker in Halle: Standort am Rande der Neustadt

Den Standort am Rande der Neustadt halten die Investoren für ideal. „Nebenan ist das Kaufland-Center. Da kann man bis 22 Uhr shoppen. Das Neustadt-Zentrum mit dem  Kino ist nicht weit weg. Und im Sommer kann man in den Angersdorfer Teichen baden“, sagt Schlicht. Parkplätze gibt es auf dem Grundstück genügend - ein großer Lkw-Stellplatz ist nur etwa 200 Meter entfernt, die Auffahrt zur A143 nicht weit. 

In einer der großen Garagen soll zudem ein Waschsalon eröffnen. Und an Wochenenden, wenn die Handwerker zu Hause sind, sollen Sportvereine oder Familien das Hotel mieten können. (mz)

Bauarbeiten im Hotelzimmer
Bauarbeiten im Hotelzimmer
Silvio Kison
Sanitäranlagen im Hammerhotel
Sanitäranlagen im Hammerhotel
Silvio Kison
Gunnar Schlicht (links) und Uwe Martens sind die Geschäftsführer der Bankimmobilien.
Gunnar Schlicht (links) und Uwe Martens sind die Geschäftsführer der Bankimmobilien.
Silvio Kison