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Halloren Schokoladenfabrik Halloren Schokoladenfabrik Halle (Saale): So entsteht eine Hallorenkugel

Von Detlef Färber 27.04.2017, 04:00
Der Klassiker, die Sahne-Kakao-Kugel, auf der Zielgeraden: Halloren-Mitarbeiterin Franziska Migowski beobachtet, wie sich die Süßigkeiten Richtung Verpackung bewegen.
Der Klassiker, die Sahne-Kakao-Kugel, auf der Zielgeraden: Halloren-Mitarbeiterin Franziska Migowski beobachtet, wie sich die Süßigkeiten Richtung Verpackung bewegen. Günter Bauer

Halle (Saale) - Kinder, das glaubt ihr nicht! Egal, was man euch erzählt, Kinderträume können wirklich wahr werden. Echt! Zum Beispiel der Traum, später mal in einer Schokoladenfabrik zu arbeiten. Auch wenn alle sagen: „Dann magst du bald gar keine Schokolade mehr essen“. Das stimmt nämlich gar nicht.

Warum das nicht stimmt, kann man zum Beispiel in Halles Halloren-Schokoladenfabrik erfahren. Und noch vieles mehr: Etwa, wie man mit fleißiger, konzentrierter Arbeit letztlich doch „’ne süße Kugel schieben“ kann: nämlich die Hallorenkugel - Mitteldeutschlands kultigste Süßigkeit und eine runde Sache in Schokolade!

Halloren Schokoladenfabrik Halle: Produktionsprozess der Hallorenkugel führt in exakt 35 Minuten über ein 146 Meter langes Band

Los geht’s mit ein paar Säcken mit verschiedenen, meist weißen Grundsubstanzen, wie Milch- und Kakaopulver und Zuckermasse. Steffen Rösnick füllt sie ein und gibt damit quasi den Startschuss für einen Produktionsprozess, der in exakt 35 Minuten über ein 146 Meter langes Band führt: Mit Kühlstrecken und Hightech-Anlagen voller Roboter, die aus den Pulvern jene einzigartige, vertikal geteilte Süßigkeit machen, die das Markenzeichen der Hallorenkugel ist.

Das kann man sehen, bevor es für die wachsende Kugel unter die Schoko-Dusche geht. Ein Anblick übrigens, der sofort Appetit macht - was zu der Frage führt, ob man denn mal kosten darf. „Klar darf man“, sagt Franziska Migowski, die als Auszubildende in der Schokoladenfabrik kurz vor ihrem kaufmännischen Abschluss steht.

Halloren Schokoladenfabrik Halle: Echte Qualitätsüberwachung für Hallorenkugeln

„Wir nennen das stetige Qualitätskontrolle“, sagt sie augenzwinkernd - zeigt dann aber gleich noch, wie akribisch die echte Qualitätsüberwachung hier vonstatten geht. Und zwar an sämtlichen Stationen zwischen dem Grundstoffsäcken und den Schachtel-Paletten. Mitarbeiterinnen wie Bärbel Lenk und Anja Hofmann stehen hier seit Jahren genau dafür ein, überwachen das Geschehen am Fließband und greifen bei der kleinsten Stockung binnen Sekunden ein.

Auf langen Strecken des Bandes passiert eher wenig. Und man kann zudem nicht sehen, was passiert, denn das Band ist abgedeckt. Dann werden die Kugeln in ihrem jeweiligen Stadium um nur wenige Grad heruntergekühlt. Hier und da stehen kleine Kartons auf den Anlagen, in denen etliche Hallorenkugeln neben beschrifteten Zetteln liegen. „Die“, sagt Franziska Migowski, seien auf gar keinen Fall für die scherzhaft so benannte „ständige Qualitätskontrolle“ - sprich fürs Naschen - bestimmt. Nein, hier werden in genauen Zeitabständen Produktionsergebnisse nachvollziehbar dokumentiert.

Halloren Schokoladenfabrik Halle: 1,9 Millionen Hallorenkugeln laufen hier pro Tag vom Band

Doch kurz darauf kommt richtig Bewegung in die Produktion. Zunächst gehen die jeweiligen beiden Komponenten, wie etwa der Klassiker Sahne-Kakao oder Schoko-Eierlikör oder Waldmeister-Vanille, eine Art Ehe ein. Die wird unter dem Überzug mit flüssiger Schokolade quasi besiegelt. Dann kommen die „Robis“, zwölf Roboter-Arme nämlich, die in rasender Geschwindigkeit eine vielspurige Kugelstraße ruckzuck leerräumen, indem sie all die runden Sachen in die Plaste-Schablonen einsortieren. Die wiederum werden in die Schachteln eingepasst, dann abgedeckt und dann? Ist schon das Ziel in Sicht.

Und zwar welches Ziel? Der Kunde natürlich. Sage und schreibe 1,9 Millionen Hallorenkugeln laufen hier pro Tag vom Band - 18 Sorten gibt es aktuell davon im Handel. Verkauft werden sie in ganz Europa und auf allen Kontinenten - nur China fehle noch auf der Hallorenschokoladen-Landkarte, weiß Produktionsplaner André Griesbach.

Halloren Schokoladenfabrik Halle: Die weltberühmten Mozartkugeln werden auch in Halle hergestellt

Aber kann ja noch kommen, denn bei Halloren, wo unter anderem auch die weltberühmten Mozartkugeln hergestellt werden, wird auch ständig an neuen Geschmacksnoten getüftelt. Und vielleicht ist ja auch irgendwann mal eine dabei, die genau auf den Geschmack des größten Volks der Welt zugeschnitten ist.

Denn weltweit dürfte ja auch gelten, was eine der „Nachwuchshoffnungen“ des Betriebs, die Auszubildende Franziska Migowski, in diese unvergesslichen Worte fasst: „Schokolade“, so sagt sie, „macht einfach glücklich.“ Und fast ebenso mache es sie glücklich, gerade in einer Schokoladenfabrik arbeiten zu können.

Und „mal kosten“ zu dürfen, habe durchaus auch damit zu tun.

Halloren Schokoladenfabrik Halle: Wie alt ist die Hallorenkugel?

Jede Kugel, die heute aus dem Hallorenwerk kommt, hat ihren Geschmack maßgeblich dem über Jahrhunderte gewachsenem Erfahrungsschatz zu verdanken, den Halloren mit Schokolade hat. Die Firma wirbt damit, die älteste noch produzierende Schokoladenfabrik Deutschlands zu sein. Das Unternehmen gibt als Gründungsjahr 1804 an.

Heimatforscher Norbert Richter kommt sogar zu dem Ergebnis, die Fabrik müsse ganze 49 Jahre früher gegründet worden sein: 1755, also vor 262 Jahren. Angeblich hat Hallorenvater Friedrich August Miethe, lange bevor er 1804 für seinen Lebensmittelladen in der Zeitung warb, auf dem Grundstück in der Geiststraße, das heute als Ursprungsort der Firma gilt, eine Bäckerei betrieben. Nach Richters Recherchen gab es ab 1755 die Bäckerei, die der „Pfefferküchler“ Miethe später übernommen haben soll. Von Schokolade war da noch keine Rede.

Halloren Schokoladenfabrik Halle: Seit 1952 heißt die Fabrik „Halloren“

Der erste Beleg für Schokoladenproduktion durch Miethe stammt laut Richter von 1823. Halloren liege allerdings ein Buch eines Sohns des Firmengründers vor, nach dem sehr wohl bereits 1804 Schokolade produziert worden sei. Die Firma selbst gab Ende des 19. Jahrhunderts bei der Anmeldung einer Schutzmarke 1804 als Gründungsjahr an.

Das Unternehmen wechselte mehrfach Besitzer und Namen. Nach der Familie Miethe führte ab Mitte des 19. Jahrhunderts Familie David die Regie. Erst mit der Umbenennung in „Mignon Schokoladenwerke“ 1933 verschwand ihr Name aus der Firmenbezeichnung. Seit 1952 heißt die Fabrik „Halloren“. (mz)