Hallisch für Anfänger Hallisch für Anfänger: Pensionär hat ein spezielles Wörterbuch geschrieben

Halle (Saae) - Eine wahre Freude ist es für Gustav Matz, Leute so sprechen zu hören, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Die hallische Mundart hat es dem 70-Jährigen besonders angetan. „Hallisch ist eigentlich eine dreckige Sprache“, sagt er, „eine richtige Gaunersprache.“ Und sie scheint nicht gerade leicht von der Zunge zu gehen. „Hallisch ist“, so Matz, „wenn sich die Zunge fast verknotet.“
Ausgebildeter Koch sammelte auf Arbeit Worte
Geboren wurde Gustav Matz 1950 in Stolberg, doch bald verließen seine Eltern den Südharz in Richtung Halle. In Diemitz ist er aufgewachsen und zur Schule gegangen. Frisch verheiratet zog er dann mit seiner Frau nach Glaucha - „ins Elendsviertel“, wie er sagt. Im dortigen Mehrfamilienhaus „wurde im Hinterhof vom Allerfeinsten auf Hallisch herumgebrüllt“. Gustav Matz erzählt das nicht mit Abneigung, sondern mit einer ehrlichen Faszination. Er sagt dies als jemand, der sich seine Begeisterung für Mundart bewahrt hat.
Nach seiner Ausbildung zum Koch im Hotel Rotes Ross in Halle stieg er zum Küchenchef auf und hatte es mit so einigen lauten Kollegen zu tun. In der Zeit hat er auch angefangen, „die Worte, die dort herausgeballert worden, zu sammeln“. Matz notierte nicht nur Begriffe und Ausdrücke, sondern auch typische Wortstämme, die er in der Mundart feststellte.
Bereits der dritte Band zur hallischen Mundart
Er sammelte immer weiter, auch als er nach der Wendezeit in den IHK-Prüfungsausschuss für Gastronomie berufen wurde und als Dozent in der Erwachsenenbildung für gastronomische Berufe arbeitete. In den schriftlichen Prüfungen seien manchmal solche Schoten dabei gewesen, die habe er einfach aufschreiben müssen, sagt Matz.
Nach langjähriger Beschäftigung mit der hallischen Mundart erschien 2007 schließlich sein zweibändiges „Hallesches Bilder-Leksegonn“. Der erste Band geht „von Abmorgsen bis Kwien“. Das sei der Hund, erklärt Matz das letzte Wort. Der zweite Band geht „von Laadschen bis Zwern“.
Buch „Hallsch forrn Ahnfeenger“ wurde auch selbst illustriert
Sein erstes Buch war das Lexikon allerdings nicht, das war ein Kochbuch, welches er immer schreiben wollte. Das Buch zur hallischen Mundart hat er - als ein Mann mit vielen Hobbys und Talenten - auch gleich selbst illustriert.
Seit 2015 ist Gustav Matz im Ruhestand, in dem Jahr erschien auch sein Buch „Hallsch forrn Ahnfeenger“ im Mitteldeutschen Verlag, „ein kleines Wörterbuch der hallischen Mundart“. Knapp 100 Seiten dick, mit mehr als 800 Mundartwörtern. Die Veröffentlichung der dritten überarbeiteten Auflage plant der Mitteldeutsche Verlag noch in diesem Jahr.
Angst, dass Schreibweise der hallischen Mundart verloren geht
Allerdings ist Gustav Matz nicht der Einzige, der die hallische Mundart pflegt. Er selbst verweist etwa auf die Lesungen von Bettina Schirmer, „eine Schulkameradin von mir“, so Matz. Er fürchtet aber, dass die Schreibweise der hallischen Mundart verloren geht. Deshalb hat er sich schließlich selbst darum gekümmert, auch wenn wenn er kein Sprachwissenschaftler ist. „Ich bin Autodidakt.“
Einige seiner Leserinnen hätten ihn aber schon gelobt, weil sie früher genau so gesprochen haben. Gustav Matz scheint den Ton also gut getroffen zu haben. Und wenn er Leute Hallisch reden hört, sei es auf dem Markt oder bei der Fußpflege, freut er sich jedes Mal aufs Neue. Außerdem sagt er: „Ich sammle weiter.“ (mz)