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«Hallesches Brettchen» bei der Lebenshilfe verankert

Von HEIDI JÜRGENS 07.05.2009, 19:10

HALLE/MZ. - Wenn um 20 Uhr das Kabarett De Schnatzjer sein Programm "Halljemeene Verunsicherunk" wieder einmal zur Aufführung bringt, dann geschieht dies erstmals auf einer Bühne, die als "Hallesches Brettchen" von nun an bei der Lebenshilfe im Böllberger Weg 174 ihr neues Domizil hat.

Die Kabarettisten Jürgen Seydewitz und Wolfram Föhse haben gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Lebenshilfe Halle, Martina Staude, die Idee dazu gehabt. "Seit dem Umzug von der Kulturinsel in den Malzgarten haben wir eine neue Spielstätte gesucht", so Seydewitz. Verbindungen zur Lebenshilfe gibt es schon seit Jahren. "Und wir haben das Problem", sagt Martina Staude, "dass Außenstehende oft gar nicht wissen, was wir hier eigentlich machen - nämlich ungeheuer viel. Ein Tag der offenen Tür im Jahr ist zwar ein Versuch, auch Menschen ohne Behinderung einen Einblick in 'das Leben der Lebenshilfe' zu ermöglichen, aber wir wollen mehr."

So entstand die Idee, dem Kabarett hier eine Spielstätte zur Verfügung zu stellen und die Behinderten in die Vorbereitungen und den Ablauf der Veranstaltungen einzubeziehen. Wenn nun Menschen ohne Behinderung als Publikum ins Haus kommen, dann könnte das nach Ansicht der Initiatoren ein Stück zur Integration beitragen.

Mittlerweile ist das Projekt gut vorangekommen, die Werkstätten der Lebenshilfe boten beste Voraussetzungen dazu. In der Tischlerei sind die hölzernen Bühnenteile fast fertig, auch die Bilder für den Bühnenhintergrund entstanden hier. Stühle wurden aufgearbeitet, so dass das Publikum am Sonnabend bequem sitzen kann.

Der Raum, der normaler Weise als Speiseraum fungiert, wird zu den Vorstellungen jeweils ausgeräumt, dann wird dort die Bühne aus den einzelnen Elementen zusammengesetzt, Bistro-Tische und die erneuerten Polsterstühle kommen hinzu - fertig ist das kleine Theater.

Doch das ist noch nicht alles. "Die Behinderten bereiten sich auch mit regelrechter Begeisterung noch auf spezielle Aufgaben vor, die sie zu den jeweiligen Veranstaltungen übernehmen", sagt Martina Staude. "Sie sind stolz darauf und gewinnen an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein."

So sorgen sie mit Hilfe von Betreuern für das richtige Licht und den guten Ton. Sie haben die Eintrittskarten gedruckt, werden den Einlass und die Kassierung übernehmen, sind in den Vorverkauf eingebunden und versorgen das Publikum mit Brötchen und Getränken vor Beginn und in der Pause der Vorstellungen. Die Brötchen werden nach einem überlieferten Rezept im Werkstatt-eigenen Lehmofen gebacken. Nun sind alle neugierig, wie das Publikum am Sonnabend auf das Gemeinschaftsprojekt reagieren wird und hoffen, dass die Resonanz gut ist.

Vorstellung am 9. Mai, 20 Uhr, Karten unter 0172 / 7 74 62 31 und an der Abendkasse, Parkplätze auf dem Gelände kostenfrei, mit den Straßenbahnen 1 und 6 bis zur Haltestelle Böllberg