Hallescher FC Hallescher FC: Für wen tickt die Uhr?
Halle (Saale)/MZ. - Über dem Stadion im Bildungszentrum scheint die Sonne. Die Rasenplätze trocknen allmählich ab, können bald genutzt werden. Endlich wieder Fußball auf Naturrasen - die Spieler des Fußball-Regionalligisten HFC wünschen sich nichts sehnlicher. Vom Camp in der Türkei verwöhnt, blieb ihnen zuletzt wieder nur der Kunstrasen. Einige scharren sprichwörtlich mit den Hufen. Übermut greift um sich. Denn obwohl das Thermometer nur zwei Grad über Null anzeigt, verleiten die ersten Sonnenstrahlen Benjamin Boltze, Thomas Neubert, Angelo Hauk, Telmo Teixeira und Philip Schubert bereits zum Training in kurzen Hosen. Oder wollen sie nur zeigen, dass sie verinnerlicht haben, dass ihnen eine heiße Rückrunde bevorsteht?
Mehr als die Hälfte des Kaders spielt in diesem Frühjahr auf Bewährung. Das haben Präsident Michael Schädlich, Manager Ralph Kühne und Wirtschaftsbeiratschef Wilfried Klose allen Spielern während des Trainingslagers in der Türkei klar gemacht. In drei verschiedenen Arten von Gesprächen. "Einige werden wir fragen, wie sie sich ihre Zukunft beim HFC vorstellen. Anderen erklären wir, dass sie im Frühjahr um ihre Existenz spielen. Und es gibt Spieler, mit denen wir über die Zeit nach dem HFC reden", sagte Schädlich. Ohne allerdings Namen zu nennen.
Die MZ nahm diese Unterscheidung zum Anlass, den 24 Spieler umfassenden Kader nach den Leistungen der Vorrunde in drei Kategorien einzuteilen. Dabei fällt auf, dass die Defensive die besten Karten auf eine Weiterbeschäftigung hat, während fast alle Spieler aus Mittelfeld und Angriff den Leistungsnachweis noch erbringen müssen. Die Ausnahme ist Toni Lindenhahn, der von den Fans zum "Spieler der Vorrunde" vor Torwart Darko Horvat gewählt wurde.
Die Spieler wissen um die Situation. Trotzdem sagt Kapitän Nico Kanitz: "Ich verspüre keinen besonderen Druck. Verträge laufen aus, werden verlängert oder auch aufgelöst, das ist Tagesgeschäft im Fußball. Wir alle wissen, dass wir in der Hinrunde zu viele Punkte haben liegen lassen." Der beste Torschütze der Vorjahre muss selbst zulegen. Nur zwei Treffer in 16 Spielen sind Ausdruck für die Schwachstelle des gesamten Teams (20 Tore in 16 Spielen). "Gewinnen, gewinnen, gewinnen - da dürfen selbst ein paar dreckige Siege dabei sein", erklärt Kanitz.
Die Dreiteilung des Kader ist auch eine Rechnung mit Unbekannten. Niemand weiß, ob sich Darko Horvat noch einmal zum Bleiben überreden lässt. Die Klasse von Lindenhahn ist auch höherklassigen Vereine aufgefallen. Präsident Schädlich will sich angesichts eines Vertrages bis 2013 auf die Hinterbeine stellen. Doch er würde schwach, "wenn das Angebot unmoralisch hoch wird".
Und nicht zuletzt wären da die Langzeitverletzten. "Markus Müller ist am weitesten, trainiert mit der Mannschaft und wird seine Chance erhalten", erklärt Manager Kühne. David Sieber und Marco Stier absolvieren noch immer individuelle Programme. Für Sieber stehen die Chancen nach 18 Monaten Fußball-Abstinenz wohl auf Abschied. Und bei Stier deutet nach seinem Adduktoren-Abriss vieles darauf hin, dass die Ärzte das letzte Wort haben. "Ihn selbst belastet diese Situation am meisten. Wir hatten uns Qualität von ihm versprochen, er sollte uns weiterhelfen. Derzeit aber haben wir ein Problem", so Kühne.