Hallescher FC Hallescher FC: Ein Offenbarungseid

Saarbrücken/MZ. - Benedikt Fer-nandez stand nach dem Abpfiff des Fußball-Drittligaspiels zwischen seinem 1. FC Saarbrücken und dem Halleschen FC (5:0) in der Mixed-Zone und beantwortete seelenruhig die Fragen der Reporter. Etwas aufgeregt sei er schon gewesen vor seinem Drittliga-Debüt für die Saarländer, erklärte der Torwart. Dann folgte jener Satz, der für den gesamten HFC-Tross wie eine Ohrfeige geklungen haben müsste: "Naja, für mich war das Warmmachen körperlich anstrengender als die folgenden 90 Minuten selbst." Krach. Das saß.
Aber kein anderes Kurzfazit hätte den Auftritt des HFC an diesem Nachmittag treffender beschreiben können. Einzig bei einem Kopfball von Jan Benes (39.) war der Schlussmann der Saarländer einmal gezwungen, sich schmutzig zu machen. Denn die Saalestädter besaßen neben besagtem Kopfball nicht eine gefährliche Möglichkeit. Aber nicht nur das. In der Abwehr boten die Gäste eine komplett desolate Leistung. Die Mannschaft spielte wie ein Absteiger.
"Ich weiß nicht, was noch alles passieren muss", sagte ein schwer enttäuschter HFC-Torwart Darko Horvat nach dem Spiel. "Wir stellen uns viel zu naiv in den Zweikämpfen und im Spielaufbau an. Die Verteidiger schauen sich lieber unsere vergeblichen Versuche vor dem gegnerischen Tor an, anstatt die Saarbrücker Konterstürmer in ihrem Rücken im Auge zu behalten. Das geht nicht", erklärte Halles Schlussmann. Horvat hat in seiner Karriere schon viel erlebt.
"Ich habe in Kroatien auch schon einmal sieben Tore kassiert. Aber dass bei fünf Gegentreffern die Torschützen alle fünf Mal allein vor mir auftauchen, das ist auch für mich eine völlig neue Erfahrung." Trainer Sven Köhler hatte nach der Pleite gegen die Reserve von Borussia Dortmund eine Reaktion von seiner Mannschaft gefordert. "Ich habe die Spieler extra darauf aufmerksam gemacht, dass die Saarländer ein ähnlich zeitiges Pressing spielen wie die Westfalen", sagte Köhler.
Aber welcher seiner Spieler diese Ansage auch wirklich verstanden und ernst genommen hatte, vermochte er in der ersten Enttäuschung selbst nicht zu sagen. Dabei wusste Köhler, wovon er redete, denn auch er selbst nutzt gern die Videos der letzten zwei, drei Spiele des kommenden Gegners zur Vorbereitung. Und dass die Taktik der Dortmunder ein Lehrbeispiel für Saarbrückens Coach Jürgen Luginger war, ließen dessen Schützlinge auf Anhieb erkennen. Dagegen machte Köhlers Mannschaft von der ersten Minute an den Eindruck eines verängstigten Häufchen Elends.
Mit einfachsten Pässen, ein paar gut getimten Flanken und präzisen Kopfballablagen wurden die Hallenser binnen 25 Minuten förmlich an die Wand gespielt. Sowohl die Viererkette des HFC als auch das defensive Mittelfeld stürzten von einer Verlegenheit in die andere. Und die Offensive des Aufsteigers, die für Entlastung hätte sorgen können oder ein Zeichen hätte setzen müssen, verdiente ihren Namen nicht. Der frühere Kaiserslauterer Bundesliga-Profi Marcel Ziemer (3., 25.) und Marius Laux (22.) schossen so fast mühelos wie im Training eine 3:0-Führung heraus.
Von der Enttäuschung bereits schwer gekennzeichnet, schien Trainer Köhler zu überlegen, ob er in der Halbzeit überhaupt in die Kabine gehen sollte. So abwesend jedenfalls wirkte seine Miene, als er zunächst zwei große Runden auf dem Rasen vor seiner Trainerbank drehte, ehe er schließlich doch in der Kabine verschwand. Köhler wirkte ratlos.
Seinen Spielern erging es ähnlich. Sven Sökler (63.) und erneut Ziemer (70.) durften die Führung unter gütiger Mithilfe der HFC-Defensive weiter ausbauen, während andererseits die hilflosen Offensivbemühungen der Saalestädter mit einer resoluten Zweikampfführung bereits im Keim erstickt wurden.
Nach dem Ende der Hinrunde steht die Mannschaft zwar "noch nicht auf einem Abstiegsplatz", wie Torwart Horvat feststellte. Aber nimmt man einmal die Punkte gegen die insolventen Aachener aus der Tabelle, rutscht der HFC auf Rang 17 - nur noch einen Platz über dem gefürchteten Strich. Bis Weihnachten könnte sich auch das erledigt haben. Denn mit Kickers Offenbach, dem Karlsruher SC und dem FC Rot-Weiß Erfurt warten bis dahin noch Gegner, die zur Zeit ausnahmslos stärker einzuschätzen sind.