Halles unbekannter Baumeister Halles unbekannter Baumeister: Kein Geld für großen Prunk am Bau
Halle (Saale) - Seinen Namen kennen nur noch die wenigsten. Und das, obwohl Johann Justus Peter Schulz einer der wichtigsten Baumeister für die Stadt Halle war. Als Stadtbaumeister wurde er 1822 berufen und er entwarf viele der markanten Gebäude der Stadt: Die Logen auf dem Jägersberg, das Stadttheater, die Post am Curie-Platz, die damalige Universitätsklinik am Domplatz.
Dabei war sein Lebensweg eigentlich nicht als Architekt vorgezeichnet. 1785 wurde Schulze in der Nähe von Magdeburg als Sohn eines Mühlenbesitzers geboren. Anlässlich seines 150. Todestages hatte die hallesche Kunsthistorikerin Angela Dolgner 2005 an Schulze erinnert: Bis zu seinem 14. Lebensjahr war er in einer Dorfschule unterrichtet worden, dann besuchte er eine Kunstschule in Magdeburg. Die dortigen Lehrer überzeugten die Eltern, das Johann Justus Talent hat und Architektur studieren sollte.
Bauherr für die Mühlen in Giebichenstein und Kröllwitz
Genau dies tat der damals gerade 17-Jährige auch und legte schon nach eineinhalb Jahren ein Examen ab. Es folgten Anstellungen als Bauherr für die Mühlen in Giebichenstein und Kröllwitz, für Schleusen in Alsleben und Trotha sowie später auch für weitere Bauprojekte im Harz. 1817 kehrte er nach Halle zurück. Doch erst 1821 bekam er seinen ersten großen Auftrag mit dem Bau des Logenhauses auf dem Jägerberg - übrigens nicht sehr überraschend, denn Schulze war selbst Mitglied der Loge „Zu den drei Degen.“ Zwei Jahre später war der Bau fertiggestellt, der heute die Nationalakademie Leopoldina beherbergt. Und in der Zwischenzeit war er zum Stadtbaumeister von Halle ernannt worden.
Die offensichtlich erfolgreiche und zufriedenstellende Erledigung von Planungen brachten ihm später auch weitere Funktionen ein: Er wurde Landesbauinspektor und wurde damit neben Halle auch für den Saalekreis, die Universität und die Franckeschen Stiftungen zuständig. Erst 1851 ging er in den Ruhestand und starb nur vier Jahre später. Sein Grab findet sich auf dem Stadtgottesacker.
Neugestaltung des Marktplatzes
Schulze ist auch für die Neugestaltung des Marktplatzes verantwortlich, wo er 1823 den Brunnen mit den Löwen gestaltete, die später am Hauptgebäude der Universität aufgestellt wurden. Ebenso entwarf er die Umbauung des Roten Turms.
Als 1824 die Planungen für das neue Hauptgebäude der Universität anliefen, war auch die Meinung von Schulze gefragt. Er soll damals unter anderem als Standort auch ein Areal in der Nähe der Franckeschen Stiftungen, am Steintor sowie den Ausbau der Moritzburg vorgeschlagen haben. Das preußische Ministerium entschied sich für ein Grundstück am Steintor - der Entwurf eines hohen Regierungsbeamten landete jedoch wieder im Papierkorb. Erst drei Jahre später kam die Idee auf, das Gebäude an der heutigen Stelle zu errichten. Obwohl Schulze auch für die Universität zuständig war, wurde der Schinkel-Schüler August Stapel als Baumeister beauftragt; die Pläne lieferte Ernst Friedrich Zwirner.
Universitätsklinik am Domplatz
Für die Universität entwarf Schulze jedoch einen weiteren wegweisenden Bau. Die Universitätsklinik am Domplatz entstand unter seiner Regie in den Jahren 1839 und 1840. Die Klinik war überhaupt der erste Krankenhausneubau der Universität und galt als Musterbeispiel eines modernen Krankenhauses. Erst 30 Jahre später entstanden die großen Kliniken an der heutigen Magdeburger Straße. In dem Gebäude waren sowohl Verwaltungs- als auch Behandlungsräume sowie Hörsäle und im Obergeschoss Krankenzimmer untergebracht - für bis zu 14 Personen.
Die meisten seiner Bauten wirkten eher schlicht. Grund dafür war nicht nur sein Stilempfinden und die Vorliebe für klare Formen des Klassizismus. Sondern auch die Geldnot der damaligen Zeit. Hatte es schon wegen des Baues des Universitäts-Hauptgebäudes einen jahrelangen Streit um die Baukosten gegeben, so fiel auch das Schauspielhaus sehr karg aus. Und auch die Pläne für die Universitätsklinik musste Schulze mehrfach verändern, bis ein schlichter, zweckmäßiger Bau ohne Schmuckelemente übrig geblieben war - ganz nach den Anforderungen des preußischen Ministeriums.
Schmuckvoller konnte er lediglich an einem Bau arbeiten: 1836 erbaute er die evangelische Kirche St. Maria, Lucia und Ottlilia in Höhnstedt. Das Bauwerk im neogotischen Stil wurde mit der Förderung von Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. errichtet und ersetzte die zu klein gewordene Kirche.