Halles gefährliche Orte Halles gefährliche Orte: Welche Brennpunkte die Polizei in der Stadt sieht

Halle (Saale) - Wie sicher ist Halle? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Einwohner, sie ist auch ein zentrales Thema im Stadtrats- und OB-Wahlkampf. Die aktuelle Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) gibt den Debatten jetzt neue Nahrung. Bezogen auf 100.000 Einwohner wurden in Halle im vergangenen Jahr 12.094 Straftaten verübt. Die MZ nennt die gefährlichsten Brennpunkte der Stadt.
Im Ranking der deutschen Großstädte liegt Halle damit wie schon im Jahr 2017 auf Platz sechs, obwohl die Zahl der Straftaten gesunken ist (2017 waren es 12.772 Straftaten je 100.000 Einwohner). Spitzenreiter ist Frankfurt/Main (15.761 Fälle). Leipzig ist Fünfter (12.379). Magdeburg (11.270) liegt auf Platz elf.
Kriminalität in Halle: Polizei warnt vor falschen Schlussfolgerungen
Die Polizei warnt vor falschen Schlussfolgerungen. „Kein Ort in Halle ist so unsicher, dass man den Leuten raten müsste, ihn etwa abends zu meiden“, sagt Annett Wernicke, amtierende Leiterin des Polizeireviers. Im Stadtgebiet hat die Polizei vier Orte als gefährlich eingestuft: den Markt, den Riebeckplatz und sein Umfeld, Teile des Südparks und den Bereich am Treff in der Neustadt.
„Es gibt keine Matrix, nach der ein gefährlicher Ort definiert wird. Wir beurteilen ständig die Lage. Und wenn sich Quartiere herauskristallisieren, in denen häufiger Straftaten verübt werden, können wir sie als gefährlich werten. Dann haben wir mehr Möglichkeiten, beispielsweise bei Personenkontrollen“, sagt Mario Schwan, Leiter der Polizeiinspektion (PI) in Halle.
Kriminalität in Halle: Auf dem Markt, im Südpark und Am Treff wurden weniger Straftaten registriert
Vor einem Jahr hatten Zahlen aus dem Innenministerium (MI) Sachsen-Anhalts für Aufregung gesorgt. Das MI listete damals für den Riebeckplatz und die benachbarten Straßen und Plätze über 1.033 Straftaten auf, die in nur neun Monaten dort verübt worden waren - der Riebeckplatz galt damit als unsicherster Ort in Sachsen-Anhalt. Auf Anfrage der MZ hat sich die Polizeiinspektion in Halle jetzt die Zahlen genau angesehen.
Lässt man etwa Ladendiebstähle weg und analysiert nur die Straßenkriminalität, wurden 2017 auf und am Riebeckplatz 372 Straftaten angezeigt, 2018 waren es 264, ein Rückgang um 29 Prozent. Auch auf dem Markt, im Südpark und Am Treff wurden weniger Straftaten registriert. Die intensive Polizeiarbeit in diesen Bereichen trägt Früchte. Zum subjektiven Sicherheitsempfinden passt das nicht.
Polizei in Halle: „Betroffene von Straftaten haben ihre eigene Sicht.“
Wernicke weiß das: „Betroffene von Straftaten haben ihre eigene Sicht. Ihnen nützt es nichts, dass die Zahl der Straftaten zurückgegangen ist. Sie definieren Gefahr für sich anders. Wir nehmen das ernst und reagieren auf das subjektive Empfinden beispielsweise durch eine höhere Polizeipräsenz auf dem Markt.“
Körperverletzungen machen am Markt (102 Fälle in 2018), im Südpark (82) und am Treff (14) den Großteil der Straftaten aus. Am Riebeckplatz lagen Drogendelikte (73) und Gewaltverbrechen (71) im vergangenen Jahr nahezu gleichauf. 2017 gab es noch einen weiteren gefährlichen Ort: Heide-Süd. Hier hatten sich Einbrüche gehäuft. Im vergangenen Jahr sind diese Straftaten aber zurückgegangen, so dass der Stadtteil nicht mehr als gefährlich gilt.
Hinzu komme, dass Einzelfälle durch soziale Medien schnell verbreitet werden. Auch das könne die Wahrnehmung beinträchtigen.
Die Polizei setzt bei der Kriminalitätsbekämpfung indes auf eine neue Strategie. „Wir haben unsere Ermittlungsarbeit verändert und konzentrieren uns stärker auf die Intensivtäter. So soll die Staatsanwaltschaft belastbare Fakten erhalten, die auch den Haftrichter überzeugen. Mittelfristig wollen wir damit die Kriminalität zurückdrängen“, sagt Schwan. Aktuell kann die PI auf 1.460 Polizisten in allen Dezernaten zurückreifen, die im Landessüden eingesetzt werden. 2021 sollen es mehr als 1.600 sein. Davon soll auch Halle profitieren. (mz)
