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Halles bester Schwimmer Halles bester Schwimmer: Olympiahoffnung Marek Ulrich beendet seine Karriere

Von Petra Szag 02.02.2018, 10:21
Beim 17. Schwimmfest des SV Halle letztes Jahr im April war Marek Ulrich noch das Zugpferd seines Vereins und Publikumsliebling.
Beim 17. Schwimmfest des SV Halle letztes Jahr im April war Marek Ulrich noch das Zugpferd seines Vereins und Publikumsliebling. Schulz

Halle (Saale) - Vor genau einem Jahr hatten Halles Schwimmer als Aufsteiger in der ersten Bundesliga verblüfft. Vorbereitet von Frank Embacher am Beckenrand - zuletzt als ehrenamtlicher Übungsleiter, weil der Deutsche Schwimmverband den Vertrag des Weltmeistermachers nicht verlängert hatte. An diesem Wochenende nun wollen Halles Schwimmer verhindern, gleich wieder in die Niederungen des Unterhauses abzutauchen.

Ohne Embacher, der bekanntlich jetzt versucht, die Leipziger schneller zu machen. Vor allem aber auch ohne Marek Ulrich. Der im Vorjahr beste deutsche Rückenschwimmer, WM-Starter und zugleich größte Hoffnungsträger des Vereins für Olympia 2020 wirft hin. „Ich habe mich entschieden, meine leistungssportliche Karriere zu beenden“, sagt der gerade 21 Jahre alt gewordene Ulrich. Und gibt die „personellen Veränderungen“ in seinem Verein als Grund an. So richtig vorwärts, findet Ulrich, sei es für ihn unter Trainerin Heike Gabriel nicht gegangen. Der Spaß sei auf der Strecke geblieben.

Ulrichs Rücktritt ist eine Katastrophe für den SV Halle

Vereinschef Ingo Michalak nennt Ulrichs Entscheidung „eine Katastrophe“. Auf den Vorschlag des SV-Geschäftsführerers, alles in Ruhe noch einmal zu überdenken, ging der Auswahlschwimmer nicht ein.

Ein Schnellschuss, sagt Ulrich, sei der Entschluss nicht gewesen. Im Höhencamp über den Jahreswechsel in der Sierra Nevada habe er viel Zeit gehabt zum Nachdenken. Schon da ist er die letzte Woche gar nicht mehr geschwommen. Und das hat sich seit der Rückkehr nach Halle am 18. Januar nicht geändert.

Ulrichs Training spielt sich gerade nur im Kraftraum und auf dem Ergometer ab. „Ich kann mich einfach nicht mehr motivieren“, erklärt der Athlet seine Wasserphobie. Chefbundestrainer Henning Lambertz habe er informiert und bei der Anti-Doping-Agentur ist er auch schon abgemeldet. Damit also ist es offiziell.

Marek Ulrich kann sich nicht mehr motivieren

Den SV trifft Ulrichs Rückzug in den ohnehin unruhigen Zeiten hart. Noch immer wartet Halle auf die finale Bestätigung als Bundesstützpunkt durch Fachverband und DOSB. Auch die starke Hand eines Frank Embacher, der den Stützpunkt mit aufgebaut und lange Zeit erfolgreich geführt hat, fehlt - natürlich.

Mit Heike Gabriel als Trainerin der Spitzengruppe und Mathias Achter als Stützpunktleiter soll die ins Schlingern geratene SV-Flotte wieder in ruhigeres Fahrwasser geführt werden. „Beide haben unsere volle Rückendeckung“, sagt Michalak. Zweifel an ihrer fachlichen Kompetenz oder dem Engagement gebe es nicht.

„Ich sehne mich nach einem ganz normalen Leben“

Ulrich aber sagt: Er hätte lieber bei Marian Bobe trainiert. Doch Embachers früherer Co-Trainer betreut nun die Gruppe der sogenannten Anschlusskader.

Der Versuch, sich mit der neuen Situation zu arrangieren, schlug offenbar fehl. Ulrich spricht von fehlendem Vertrauen, was keine gute Basis für eine Zusammenarbeit sei. „Ich fühle mich nicht fit, mir fehlt das Selbstvertrauen, das ich letztes Jahr hatte“, sagt Ulrich. Dagegen etwas zu unternehmen etwa unter einem anderen Trainer, will der Schwimmer aber nicht.

„Ich sehne mich nach einem ganz normalen Leben.“ Sollte die Lust am Sport in einem halben Jahr wiederkommen, hält der bei einer Wohnungsgenossenschaft als Bürokaufmann arbeitende Ulrich ein Comeback nicht für ausgeschlossen. „Im Augenblick kann ich mir das aber nicht vorstellen.“

Heike Gabriel, die Ulrich schon einmal als Jugendlichen trainiert hatte, bedauert die Entscheidung. In ihrer Trainingsgruppe sind mit Laura Riedemann und David Thomasberger zwei weitere aktuelle deutsche Meister. Mit ihnen hat sie das Gespräch gesucht. „Beide haben sich zu unserem Stützpunkt bekannt“, sagt Heike Gabriel. Die Angst der Sogwirkung ist greifbar. Zumal mit Lia Neubert und Liv Kathy Göbel zwei Talente Halle bereits in Richtung Leipzig und Heidelberg verlassen haben. Auch diese beiden werden am Wochenende in Essen fehlen. Den Abstieg aus der Eliteklasse zu vermeiden, wird also auch bei den Frauen ein hartes Stück Arbeit.

(mz)