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Halles Baumarkt-Grenze Halles Baumarkt-Grenze: Zwischen DIY-Paradies und Heimwerker-Tristesse

Von Jan-Ole Prasse und Silvio Kison 04.04.2016, 19:35
Baumarkt
Baumarkt Symbol/dpa Lizenz

Halle (Saale) - Halle ist eine geteilte Heimwerker-Stadt. Östlich der Saale lebt es sich quasi im Do-it-yourself-Paradies. Westlich des Flusses herrscht dagegen Heimwerker-Tristesse. Denn von den fünf Baumärkten in der Stadt liegen alle im Süden, Norden oder Westen Halles. Die Neustadt ist dagegen abgekoppelt, seit vor gut zwei Jahren sowohl der Praktiker in Angersdorf als auch Max-Bahr-Markt in der Zscherbener Straße geschlossen haben.

Planung nur für Halles Osten

Und an diesem Zustand wird sich so schnell nichts ändern. Denn die beiden geplanten Neueröffnungen beschränken sich wieder ausschließlich auf den Osten der Stadt. Zum einen plant die Firma Hornbach einen Drive-in-Baumarkt an der Ecke Delitzscher Straße/Grenzstraße. Das entsprechende Bebauungsplanverfahren für den Markt mit einer Verkaufsfläche von rund 10.000 Quadratmetern läuft derzeit. Bisher hat der Stadtrat allen Schritten mit großer Mehrheit zugestimmt. Hornbach selbst will sich auch auf MZ-Anfrage angesichts des laufenden Verfahrens nicht auf einen Baustart oder einen Fertigstellungstermin festlegen.

Gleiches gilt für den geplanten Baumarkt am Halleschen Einkaufspark in Bruckdorf. Auch dort ist seit langem ein Baumarkt geplant. „Wir befinden uns gerade in Endverhandlungen mit einem Investor“, sagte der Eigentümer des Grundstücks, Norbert Labuschke. Mehr wolle er zum jetzigen Zeitpunkt nicht dazu sagen.

Neustadt profitiert nicht

Klar ist aber: Von den beiden Eröffnungen wird Neustadt nicht profitieren - und bisher ist auch kein neuer Baumarkt in Sicht. Stattdessen plant der Möbelhändler XXXL-Lutz in dem Gebäude des ehemaligen Max-Bahr-Marktes, eine Filiale der Tochtergesellschaft Mömax zu errichten. Im Stadtrat haben diese Pläne eine knappe Mehrheit gefunden. Kritik kam vor allem von den Linken, die stattdessen lieber einen Baumarkt dort gesehen hätte. Die Fraktion fürchtete, dass der neue Möbelmarkt den bestehenden in der Neustädter Passage gefährden würde. Zumal es durchaus Interesse von Baumarktketten gebe, wie der Fraktionsvorsitzende Bodo Meerheim (Linke) im Stadtrat sagte.

Dieser Vorschlag trifft auch in Neustadt auf große Zustimmung. „Wir brauchen dringend einen neuen Baumarkt. Möbelmärkte haben wir hier genug“, sagte beispielsweise Wolfgang Ulbricht, der seit 1989 in Neustadt wohnt. Für jede Schraube müsse er nach Trotha, Bennstedt oder in die Merseburger Straße fahren. So sieht es auch die 71 Jahre alte Rentnerin Erika Zeisig: „Wer will denn ständig Möbel kaufen.“ Zumindest an dem alten Standort von Max Bahr sollte aus ihrer Sicht wieder ein Baumarkt eröffnen.

Deutliches Wachstumspotenzial in Halle

Unterstützung bekommt diese Sicht auch von der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Schon im Jahr 2013 sei ein Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, dass es ein deutliches Wachstumspotenzial in Halle in diesem Bereich gebe, sagte die IHK-Geschäftsführerin Antje Bauer auf MZ-Anfrage. Seitdem sei aber der gegenteilige Trend eingetreten. Durch die Schließung von drei Baumärkten - Praktiker, Max Bahr und Hela - seien rund 34.000 Quadratmeter Verkaufsfläche verloren gegangen. „Mit den beiden neuen Baumärkten kommen wir noch nicht einmal wieder auf das alte Niveau“, sagte Bauer. Auch insgesamt sei in Sachsen-Anhalt die Baumarktdichte infolge der Praktiker-Pleite deutlich zurückgegangen. Rechnerisch kommt auf 26 400 Einwohner ein Baumarkt. Vor zwei Jahren waren es noch rund 23.000 Einwohner. (mz)