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Halle Halle: Zurück zu den Wurzeln beim Paulusfest

Von KATJA PAUSCH 29.05.2011, 19:29

Halle (Saale)/MZ. - Das Bürgerfest rund um die Pauluskirche ist volljährig geworden. Und wie das bei Volljährigen so ist - sie sollten dann auf eigenen Füßen stehen. Das war auch der Gedanke der "Erziehungsberechtigten", die das Paulusfest vor 22 Jahren aus der Wiege hoben und es nun in die Selbständigkeit entlassen wollten. Die Bürgerinitiative "Paulusfest" hat viel mehr als früher auf Eigeninitiative gesetzt und ist damit zu den Wurzeln des Events zurückgekehrt.

Statt Rundendrehen war in diesem Jahr nämlich "Höfe gucken" angesagt, denn das neue Motto lautete: Bürger laden Bürger ein. Über 50 Höfe und Gärten, von der Albert-Schweitzer- bis zur Zille-Straße, lockten mit ebenso liebe- wie phantasievollen Angeboten tausende Besucher an. Gestricktes und Gefilztes gab es zum Beispiel im "Wollhof" von Bettina Fischer in der Ludwig-Wucherer-Straße am Rande des Paulusviertels. Eifrig am Spinnrad drehte dort Christine Labhart. "Schaut mal, so wird Wolle gesponnen", erklärte die gebürtige Schweizerin zwei kleinen Zuschauerinnen.

Im Hof der Poli Reil hatten sich die ansässigen Ärzte Zeit für Gespräche genommen, in der Goethestraße wurde gar die längste Wasserstraße des Paulusviertels gesichtet - ein blaues Stecksystem, das Kinder zum Planschen und Matschen einlud. Allerorts hatten sich findige Anwohner Gedanken gemacht, wie sie neugierige Besucher verwöhnen könnten: mit indischem Essen in der Wielandstraße, mit Kaspertheater für die Kleinsten im Garten der Paulusgemeinde in der Robert-Blum-Straße, mit Langos, Rhabarber-Konfitüre und Selbstgebasteltem bei Riesenklein in der Steffenstraße.

Das Tierheim hatte ebenso wie das Iris-Regenbogenzentrum seine Türen für Besucher geöffnet, in der Schleiermacherstraße gab es Hofmusik mit den Banjo-Pickers, Peter und den Kellerasseln sowie dem Trio Nebst, ein paar Türen weiter dagegen Anti-Atom-Dosen-Werfen und Tipps zu Kneippschen Behandlungen. In manchen Hauseingängen gab es kaum ein Durchkommen, so groß war der Andrang.

Wem der Weg zwischen Reilshof, in dem die HWG zu Klassik eingeladen hatte, und dem Jugendklub Wasserturm in der Hardenbergstraße zu weit war, der konnte sich für ein Kleingeld mit zwei Pferdestärken durch das Paulusviertel kutschieren lassen oder eine Rikscha mieten. Neu eröffnet wurde auch der Familiengarten in der Schopenhauerstraße am Jugendamt, der nun wochentags von 8 bis 19 Uhr zum Spielen und Entspannen einlädt.

Nicht bei allen kam der neue Charakter des Festes gut an. "Schade, der schöne Effekt, dass man beim Runden drehen Leute getroffen hat, ist mit dem jetzigen Konzept dahin", bedauert Antje Weber, die schon mit etwas Skepsis zum Paulusfest gekommen war. Dennoch ließ sich die Hallenserin von den bunten Angeboten der Paulusviertel-Bewohner verführen. Gisela Jäger indes meinte, der Erfolg des Festes werde erst im nächsten Jahr messbar sein: "Ich bin gespannt, wie das Paulusfest 2012 angenommen wird." Das diesjährige nun fand trotz seiner wörtlich zu nehmenden Weitläufigkeit dann doch noch seinen zentralen Abschluss: bei einem fröhlichen Picknick auf dem Hasenberg.