Halle und der Saalekreis Halle und der Saalekreis: Kleines Affentheater und großes Jubiläum
HALLE/MZ. - Alles wie gehabt am Neujahrstag: Bei klirrender Kälte wird tüchtig gefeiert - auch wenn es die Hallenser nach Einschätzung der Feuerwehr etwas weniger knallen lassen. Alles wie gehabt auch in Sachen Finanzen: Die Stadt muss sparen - die freiwilligen Leistungen sollen um vier Millionen Euro gekürzt werden. Die umgebaute Moritzburg entwickelt sich zum Besuchermagneten: Einen Monat nach der Wiedereröffnung kamen schon 15 000 Neugierige ins Landesmuseum. Abgang dagegen im Stadtmuseum: Christian Hirte muss seinen Stuhl räumen; Stadtarchivar Ralf Jacob wird Interims-Chef. Das Hochhaus am Steg schrumpft und schrumpft: ein Riese wird abgerissen. In Niemberg schwelt der Streit um einen geplanten Steinbruch. Wertvolles Geschenk: Die Marienbibliothek erhält 6 000 historische Gesangbücher. Autofan Nils Kloss drückt derweil auf die Tube: Er verpasst seinem Skoda 450 PS.
Sirius und Johann ziehen um - neue Heimat für die Bergzoo-Tiger wird ein Zoo in Frankreich. Ein Rheinländer findet einen Kleiderbügel des einstigen Kaufhauses Weiss; sein Fund ruft bei vielen Lesern Erinnerungen wach. Am Landgericht gesteht ein 18-Jähriger unter Tränen, in Heide-Nord seine Mutter getötet zu haben - das Urteil: drei Jahre Haft. Böse Überraschung im Löbejüner Loewe-Haus: Nässe lässt das Parkett aufbrechen. In Halle wird die Mauer wieder aufgebaut - als Kulisse für eine Kinokomödie. Alles wird teurer? In Halle werden die Müllgebühren gesenkt - ein kleines bisschen. Namenssuche im Saalekreis: Wie soll die neue Einheitsgemeinde Salzmünde heißen? Es gibt 20 Vorschläge. Mit dem Konjunkturpaket gegen die Krise: Halle hofft auf viele Millionen Euro. Oppin will trotzdem nicht nach Halle - beim Bürgerentscheid stimmt die Mehrheit gegen die Fusion von Stadt und Saalekreis-Kommune. Selbst ein Polizeichef ist nicht gegen Gauner gefeit: Walter Schumann berichtet, wie er auf einen Internet-Betrüger hereingefallen ist. Petrus ist kein Jeck: Dauerregen am Rosenmontag. Die Hallenser feiern trotzdem - im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Rowdys attackieren einen afrikanischen Asylbewerber in einer Straßenbahn; der Staatsschutz ermittelt. In Teutschenthal schnitzt Uwe Ehrt ganze Landschaften - aber so winzig, dass sie in eine Nussschale passen! Der Tierschutzverein steht vor der Insolvenz - die Hallenser reagieren auf den Hilferuf und spenden insgesamt 13 000 Euro. Mysteriöse Entführung: Eine 14-Jährige gibt an, auf der Rabeninsel von Männern gefesselt worden zu sein. Die Polizei ermittelt mit Hochdruck - bis das Mädchen zugibt: Es hat sich alles nur ausgedacht.
Sie tickte immer öfter nicht mehr richtig - schließlich wird sie abgerissen: die markante Digital-Uhr am Steintor. An der Volkmannstraße schubsen Bagger ganze Haus-Ruinen um. An ihrer Stelle sollen "Stadtfenster" für Veranstaltungen werben. Affentheater im Bergzoo: Schimpansenfrau Bangi wird von ihrem neuen Freund verprügelt. Der Rüpel muss zurück in den Leipziger Zoo. Bangi bleibt allein zurück. O nein! Der 18 Millionen Euro teure Erweiterungsbau der Moritzburg muss geschlossen werden; eine Wand fehlt, Rauchklappen sind defekt. Auf der Kulturinsel wird zum siebten Mal der Preis "Der Esel, der auf Rosen geht" verliehen: Der Ehrenpreis geht an das Ehepaar Gerlinger - weil es seine grandiose Bilder-Sammlung dauerhaft nach Halle gegeben hat. Zeichen der Versöhnung: Bei Krosigk wurde 1944 ein kanadischer Soldat abgeschossen - Angehörige besuchen den Ort 65 Jahre später und enthüllen einen Gedenkstein. Kein Jahr ohne Startschüsse und Spatenstiche - im März zum Beispiel in Landsberg: Dort entsteht für vier Millionen Euro eine Wohnanlage für alte und behinderte Menschen.
Jetzt geht es richtig los mit Händel: Die neue Dauerausstellung wird eröffnet. Am ersten Tag kommen 1 800 Besucher - Rekord! Halle, ach was: Sachsen-Anhalts berühmteste Baulücke soll wenigstens ein bisschen grüner werden: Die EVH will im Loch an der Spitze tausende Sonnenblumen pflanzen. Und wenn sie wieder verblüht sind? Der Stadion-Umbau wird abgesegnet - für 17,5 Millionen Euro soll das Kurt-Wabbel-Stadion umfassend saniert werden.
Bewegung in Halles Kulturlandschaft: Die Kunsthalle Villa Kobe kämpft ums Überleben. Andere planen nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark: Die neue Kultur GmbH, unter deren Dach Oper, Theater und Orchester vereinigt wurden, präsentiert ihr neues Programm. "Händels Open" ist wieder mal ein Besuchermagnet - zu den Stargästen gehört diesmal Bonnie Tyler. Schock in Lieskau: Unbekannte schänden 59 Gräber, die Empörung ist groß. Empörung auch in Halle: Die Kita-Gebühren werden erhöht - nach langen Diskussionen. Eine Straße wird degradiert: Ein Teil der Bundesstraße 6 wird zur Landstraße mit der Nummer 50 - den Autofahrern ist's egal, der Stadt nicht: Sie muss nun für die Schilder zahlen. Paukenschlag: Die Leopoldina zieht ins Tschernischewsky-Haus; der Bau wird für knapp 16 Millionen Euro saniert.
Und die Stadt verliert ein weiteres Sorgenkind: Auch der Volkspark soll saniert werden; diesmal mit Mitteln aus dem ehemaligen SED-Vermögen. Ein Gewaltausbruch schockiert die Stadt: Jugendliche verprügeln einen 67-jährigen Rentner, zünden ihn sogar an; der Mann wird schwer verletzt. Unfassbar. In Großkugel sprengen Unbekannte einen Geldautomaten der Sparkasse in die Luft. Für gute Nachrichten ist - wieder mal - Händel zuständig. Die Festspiele sind opulenter denn je; in der Residenz eröffnet ein Barockgarten. Man kann ihn kitschig finden. Oder wunderschön. Und dann kommt sie doch: die Queen (wenngleich nur in Gestalt des Künstlers Burghard Aust). Die Hallenser zieht es an die frische Luft: Das Klassik-Picknick mit der Staatskapelle wird zum vollen Erfolg, und bei der MZ-Radpartie radeln 3500 Menschen mit. Die Kommunalwahl bringt keine klaren Verhältnisse: CDU und Linke erreichen knapp 25 Prozent; die SPD landet bei 19. Drei Hallenser helfen Magdeburg: Die Künstlerbrüder Traub schlagen aus italienischem Marmor eine fünf Meter hohe Statue der Königin Luise, die in der Landeshauptstadt aufgestellt wird.
Noch ein Rekord: 5000 Hallenser machen mit beim Versuch, die längste Picknickdecke auf der Peißnitz auszubreiten. Es gelingt: Am Ende werden es fast zwei Kilometer. Das Kempinski zieht sich zurück - künftig heißt das erste Haus am Platze "Gold Inn". Scharfe Sache: Jörg Hündorf macht seinen eigenen Senf - Feinschmecker schnalzen mit der Zunge. Hündorf verschickt seine würzige Masse bis nach Asien. Das Gesundheitsamt meldet den ersten Fall von Schweinegrippe - der Anfang einer großen Verunsicherung. Heide-Süd wächst weiter - auf einem Baugebiet sollen weitere 26 Eigenheime entstehen. Erinnert sich noch jemand, wie es dort vor der Wende aussah? Kein Happy End im MMZ: Die Lux-Macher müssen ihr drittes Kino dort wieder schließen; die anderen beiden Spielstätten - "Lux" und "Puschkino" - bleiben aber abonniert auf Auszeichnungen.
Begeisterung für ein Sport-Ass: Tausend Hallenser empfangen Paul Biedermann, der von Titel zu Titel schwimmt. Ob ihn auch der Rückhalt, den er hier erfährt, ein bisschen beflügelt? Eine Ende von Biedermanns Medaillenjagd ist jedenfalls noch nicht in Sicht. Namensstreit in Kröllwitz: Ein Teil der Straße "An der Petruskirche" soll umbenannt werden. Die Anwohner wehren sich; der Stadtrat rudert zurück. Warum wurde der Beschluss überhaupt gefällt? Das nennt man Anglerglück: Claif Eckert zieht einen 1,53 Meter langen und 23,5 Kilogramm schweren Wels bei Angersdorf aus der Saale. Halles Stadtmarketing-Chef macht wieder von sich reden: Stefan Voß schlägt vor, den Weihnachtsmarkt in Kerzenmarkt umzubenennen. Er blitzt ab mit seiner Idee. Eine Welturaufführung erlebt Halles Oper: Eric Woolfsons Musical "Edgar Allan Poe" hat Premiere. Frust dagegen bei Bernhard Freise: Der Chef der Reederei Riedel muss einer seiner Schiffe verkaufen. Zu wenige wollen auf der Saale schippern. In Bennstedt stürzt ein anderthalbjähriges Kind in einen Teich. Es muss wiederbelebt werden - aber es überlebt.
Genscher zum Anbeißen: Das Halloren-Schokoladenmuseum präsentiert eine ganz besondere Version des Ehrenbürgers; auch hallesche Sehenswürdigkeiten wie das Händel-Haus sind dort ganz aus Schokolade nachgebaut. Und nochmal Genscher: In Reideburg wird sein saniertes Geburtshaus als Begegnungsstätte eröffnet. In Neustadt wird der Skate-Park eröffnet; auch der Diakonie-Um- und Ausbau ist abgeschlossen: fast 50 Millionen Euro wurden dort investiert. Mutig, mutig: Die hallesche Studentin Marie Pfister zieht für ein paar Monate in die iranische Hauptstadt Teheran, um die persische Sprache zu lernen. Bei der Bundestagswahl holt Petra Sitte für die Linke in Halle und Umgebung das Direktmandat. Facetten der Kunst: Das Thalia erntet Kritik für die "Ultras"-Aufführung, in deren Mittelpunkt gewaltbereite Fußballfans stehen; auf der Kulturinsel sind die neuen Leiden des jungen W. zu sehen - 37 Jahre nach der Uraufführung am selben Ort; Reinhard Straube, der damals den Edgar Wibeau spielte, ist auch wieder dabei. Und auf Halles Markt stellt sich der Künstler Steffen Rumpf selbst an den Pranger. Ob alle Passanten den Sinn der Aktion verstanden haben?
Der Discounter Penny baut in Queis ein Logistik-Center; 30 Millionen Euro werden investiert; 200 Jobs sollen entstehen. Eine weitere Auszeichnung für die Gerlingers: Nun werden sie auch zu Halles Ehrenbürgern ernannt. Erinnerung an eine Revolution: Halle gedenkt der Ereignisse, die zur Wende führten. Abschied vom grünen Teppich: Der Rasen am Händel-Denkmal verschwindet - und wächst nun in den Gärten der Hallenser weiter. Die Havag fordert von einer Kundin 40 Euro Strafe: Sie hatte für ihr Fahrrad eine Kurzzeit- statt der geforderten Kinder-Fahrkarte gelöst. Der Preis für die Tickets ist gleich. Am Ende muss sie "nur" noch 20 Euro zahlen. Man darf fragen: Ist das kundenfreundlich?
Wurde die Müllentsorgung nicht vor kurzem noch billiger? Ja, aber nun entscheidet der Stadtrat, dass sie wieder teurer wird. Wolf Biermann gibt es umjubeltes Konzert im Volkspark - Höhepunkt der Wende-Erinnerungen. Viel ist von Abriss die Rede: Das Affenhaus im Zoo ist baufällig. Die Stadt spielt mit dem Gedanken, eine Fahrbahn der Hochstraße abzureißen. Und der umgebaute Teil der Moritzburg muss bald wieder für eine Weile schließen: weitere Baumängel müssen behoben werden. Kopfschütteln allenthalben.
Nun ist es doch geplatzt: das Tanz-Spektakel im Gasometer - es soll trotzdem kommen, bloß: wann? Schreck in der Abendstunde: An einer Tankstelle schießt ein Räuber um sich. Niemand wird verletzt; der Täter ist immer noch flüchtig. Auch im nächsten Jahr wird sich einiges ändern: Mindestens die Baulücke neben dem Müller-Kaufhaus soll verschwinden. Und enger zusammenrücken sollen die Hallenser auch: für die Händel-Festspiel-Besucher gibt es zu wenige Betten in Hotels. Der Vorschlag: Vielleicht könnte man Besucher bei privaten Gastgebern unterbringen? Warum nicht?, sagen die einen. Und die anderen tippen sich an die Stirn. Wir werden es sehen. Auf 2010!