Halle Halle: Tote Bäume am Roten Turm
HAlle/MZ. - Von wegen "Komm lieber Mai und mache... - auf dem Markt gibt es keine grünen Bäume mehr: Die zwölf Platanen in ihren großen Kübeln ragen dürr und völlig blattlos in den Himmel - wie mitten im Winter. Bisher hat das im Rathaus offenbar niemanden gestört. Erst am Donnerstag bestätigte schließlich Ria Steppan von der Pressestelle auf Anfrage: "Die Bäume sind erfroren. Sie haben den harten Frost im Februar nicht überstanden." Kommenden Dienstag, zwei Tage vor der Eröffnung der Händelfestspiele, soll nun das Totholz-Spalier neben dem Goldsole-Brunnen noch rasch beseitigt werden. Die zwölf Kübel sollen neu bepflanzt werden. Zunächst aber bloß mit einer saisonalen Bepflanzung: Blumen. Neue Bäume sind bisher Fehlanzeige.
Schaden von knapp 9 000 Euro
Die kahlen Bäume bieten nicht nur einen verheerenden Anblick, ihr offenbar überraschendes Ableben ist auch ein echter finanzieller Verlust. Der Schaden liegt bei rund 9 000 Euro. Als die Bäume 2010 gekauft wurden, kostete einer 680 Euro. Mit ihnen verliert der Markt zwischen Wöhrl-Kaufhaus und Commerzbank sein bisheriges Flair. Die Strünke bieten einen tristen Anblick. Das empört nicht nur den Hallenser Werner Schönlebe: "Wie kann man denn diese Bäume eingehen lassen? Das ist doch eine schlimme Verschwendung von Steuergeldern." Seine Erklärung für das Baumsterben: "Im warmen Winter wurde offenbar nicht richtig gegossen."
Landschaftsgestalter Wolfgang Aldag ist da vorsichtiger. "Durch die Wärme haben die Bäume bereits im Dezember und Januar schon angefangen auszutreiben. Wenn da nicht ausreichend gegossen wurde, konnte es eng werden", schätzt er zwar ein. Prinzipiell habe der harte Frost, nach dem die Wurzelzellen bereits so früh mit Zellsaft gefüllt gewesen seien wie sonst im März, aber viele Bäume auch in den Gärten schwer geschädigt.
Die Saalestadt ist die grünste Großstadt Deutschlands - gemessen an ihrer Fläche. Laut "Städtereport Deutschland" verfügt die Kommune über einen Grünanteil seiner Fläche - ohne Heide - von 15,9 Prozent. Auf dem Markt versagte der "Grüne Daumen" völlig.
Diskussionen um Marktgrün
Die einst vom Stadtrat beschlossene Marktgestaltung sah keinerlei Grün auf dem Platz vor. Die jetzt eingegangenen Bäume waren, so Ria Steppan, vor zwei Jahren im Zusammenhang mit der Diskussion um eine generelle Marktplatzbegrünung aufgestellt worden. "Sie sollten nur vorübergehend zeigen, wie Bäume auf dem Markt wirken. Als endgültige Lösung war angedacht, die Bäume direkt auf dem Markt einzupflanzen. Diese Lösung wurde aber aufgrund der hohen Kosten verworfen."
Auch die Diskussionen um die "Grüne Fuge", Grüninseln oder die Gestaltung des Grundrisses des Alten Rathauses durch Grün auf dem Boden sind im Sande verlaufen. Das Interesse der Bürger hatte sich laut Steppan in den dazu abgehaltenen Bürgerforen dann doch in Grenzen gehalten. Außerdem hätten solche Arbeiten am praktisch gerade erst gestalteten Platz erhebliche Kosten verursacht.