Halle Halle: Statt Zensuren gibt es jede Menge Spiel-Ideen
Halle (Saale)/MZ. - In dem Gebäude unweit des alten Standorts wird bereits eifrig gearbeitet; spätestens im Sommer soll das dann wohl bundesweit ungewöhnlichste Kinderspielparadies auf mehreren Etagen starten.
Was in den einstigen Klassenräumen geschieht, zeigt Heribert Pauk gern. Der 47-Jährige koordiniert die Bauarbeiten, kümmert sich um die Finanzen - im Nebenjob. Hauptberuflich ist er Professor für Betriebswirtschaft an der Hochschule Anhalt in Bernburg. Seine Frau Jeong Ok Han-Pauk, eine Südkoreanerin, gehört zu den drei Arche-Eigentümern.
Gleich der erste Raum, den Pauk öffnet, lässt Mädchen-Herz höher schlagen: ein Prinzessinnen-Zimmer ganz in Rosa. Die Kemenate nebenan gehört den Rittern. "Dort feiern wir Kindergeburtstage." Im Arche-Projekt stecken viel eigene Ideen, auch selbst entwickelte Installationen wie das Geschicklichkeitsspiel "Klingende Seile". Und aus mit Lkw-Planenstoff überzogenen Schaumstoffteilen entstanden in Eigenproduktion Riesen-Bausteine in verschiedenen Formen.
Ein Highlight ist die Kugelwelt von der Expo in Hannover. "Die weltweit größte Holzspiel-Installation erstreckt sich bei uns über vier Räume", sagt Pauk. Es habe Monate gedauert, die 6 000 Teile aus Buchenholz, acht Tonnen schwer, zu platzieren. Jahrelang lagen sie ungenutzt in einem Lager, "wir haben sie durch Zufall kaufen können". Selbst Erwachsene seien von den rollenden Kugeln fasziniert.
Im Haus gibt es Holz-, Skulpturen-, Maler- und Modellwerkstätten, in denen vorwiegend Studenten arbeiten. Gerade werden aus großen Styropor-Blöcken Tierköpfe geschnitzt. Zudem entsteht eine Kletterwelt mit Felsen und Wald, die sich vom ersten bis zum vierten Geschoss erstrecken soll. Um Ideen zu entwickeln, wurde ein Spielzeug-Designer engagiert. Obwohl die Investoren immer wieder hören, dass ein mehrgeschossiger Indoor-Spielplatz nicht funktioniert, lassen sie sich nicht beirren: "Kinder sind neugierig, werden alle Räume erkunden", sagt Pauk.
Über die Höhe der Investition für das neue Kinderspielparadies will Pauk nichts sagen, nur so viel: Es wird privat ohne Fördermittel finanziert. Das Grundstück samt Schule wurde der Stadt abgekauft. Turnhalle und Schule sollen mit einem Neubau verbunden werden, um darin eine Spiele-Halle sowie Gastronomie einzurichten. Außen ist ein Wasserspielplatz geplant.
Der Umzug war nötig, weil die Stadt das bisherige Domizil abreißen will, um Baugelände zu schaffen. "Wir hätten die Turnhalle gerne behalten und erweitert", so Pauk, der optimistisch ist, dass auch die neue Arche ein Erfolg wird, selbst wenn die Konkurrenz in Halle wächst. Denn neben der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Halle-Merseburg, die in ihrem Erlebnishaus neben der Eissporthalle einen Indoor-Spielplatz betreibt, soll auch zur gerade im Bau befindlichen neuen Sportanlage am Böllberger Weg ein Hallen-Spielplatz gehören. Doch Bange machen gilt nicht: "Wir haben das interessantere Projekt, das sich von den anderen abhebt", so Pauk. Später soll noch ein Wissenschafts-Center integriert werden. "Dafür könnten wir Unterstützung gebrauchen."