Halle Halle: Schildkröten sonnen sich am Saaleufer
Halle (Saale)/MZ. - Schon vor 100 Jahren begann sich die Europäische Sumpfschildkröte aus der Saale-Aue zwischen Halle und Leipzig zu verabschieden - sie starb aus. Das letzte Exemplar wurde, schon reichlich geschwächt, 1984 gefunden. Doch nun werden an der Saale immer wieder Reptilien in ihrem Panzer beobachtet. Sind es ausländische Tiere? Alles ausgesetzte Exemplare? Oder kehrt die einheimische Legende zurück? Der hallesche Zoologe Wolf Rüdiger Grosse hält das für unwahrscheinlich. Es wäre, sagt der Zoologe der Uni Halle, schlicht eine Sensation.
Schildkröten in der Saale! Frank Reiner Güldenpfennig aus Böllberg wundert sich darüber nicht mehr. "Ich fahre mit dem Boot oft auf der Saale. Am Zusammenfluss mit der Weißen Elster und dem Flüsschen Gerwische habe ich seit vielleicht drei Jahren mehrere Schildkröten gesehen. Sie sonnen sich, und sitzen auf Baumstämmen im Wasser", erzählt er. Ähnliches bestätigt auch Patrick Burkhardt: "Am Saaleufer an der Rabeninsel trieb neulich eine tote Schildkröte. Sie war rund 20 Zentimeter groß", hat der Hallenser von seinem Garten in Böllberg aus beobachtet.
Zoologe Wolf Rüdiger Große bedauert, dass er den gepanzerten Kadaver nicht zu Gesicht bekommen hat. "Das wäre sehr interessant. Wir sammeln solche Daten auch für das Landesumweltschutzamt", sagt der Dozent an der halleschen Uni. Grosse bestätigt, dass es Schildkröten-Sichtungen in den letzten Jahren wiederholt gegeben habe. "Im vergangenen Jahr haben Paddler ein Tier am Ufer unterhalb der Franzigmark fotografiert. Es war allerdings keine Europäische, sondern eine rotwangige Schmuck-Schildkröte aus Nordamerika. Das Tier wurde offenbar ausgesetzt."
Dass an der Gerwische in Halles Aue unterhalb der Silberhöhe gleich mehrere Tier beobachtet worden sein sollen, das interessiere ihn sehr. Von einer Population will er aber nicht reden. "Schildkröten können es durchaus einige Jahre bei uns überleben, ohne dass sie sich vermehren." Er sei aber skeptisch, dass es sich bei den Tieren um die Europäische Sumpfschildkröte handele.
"Die Bedingungen an der Saale sind nicht gut: Sumpfschildkröten brauchen Stillgewässer und kleine Fische. Außerdem gibt es Feinde, wie zum Beispiel den Waschbär", weiß er.
Aber wer weiß? Die letzte genetisch einwandfrei einheimische Sumpfschildkröte, die von 1984, lebt schließlich auch noch. Allerdings in einem Terrarium.